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Kultur: Vielfarbige Textur

Atelierbesuch beim Potsdamer Maler und Bildhauer Ralf Matura

Wie in einer anderen Welt befindet sich der Besucher, wenn er die Atelierwohnung an der Zeppelinstraße betritt. Die Wände des großen Zimmers sind beinahe komplett mit opulenten goldenen Rahmen bedeckt, in denen Bilder, manche wie von altmeisterlicher Hand gemalt, hängen, neben solchen mit moderner Ausstrahlung, die noch auf ihre Vollendung warten. Aber auch sie muten wie der gesamte Raum auf eine seltsame Weise barock an. Einzig der Blick aus den zwei hohen Fenstern auf grellbunte Hochhäuser gegenüber zerstört die Illusion.

Der Maler bekennt zurückhaltend, dass er innerhalb dieses „Gehäuses“ selten mit der Gegenwart konfrontiert ist, obwohl er sich andererseits als „sachkundiger Einwohner“ durchaus nachdrücklich in heutige (kultur-)politische Fragen einmischt. Das Gespräch mit Ralf Matura hinterlässt einen ähnlichen Eindruck wie viele seiner Gemälde. Es ist wie sie reich an Bezügen zu anderen Künsten, von lebhafter Farbigkeit, zum Nachdenken und Philosophieren anregend.

Matura, der 1970 in Krefeld geboren wurde und seit Anfang der neunziger Jahre in Potsdam lebt, erzählt erst einmal von seinem jüngsten Projekt. Der Bühnenbildgestaltung für „Gala Gala“, einer Kammeroper von Marc-Aurel Floros, deren Libretto die bekannte Journalistin und Autorin Elke Heidenreich schrieb, und die Mitte März in Köln zur Uraufführung gelangte. Nahezu schwärmerisch sind die Ausführungen über das befruchtende Zusammenwirken der verschiedenen Künstler, die der Regisseur Ralph Goertz für seine Musiktheaterinszenierungen jedes Mal – in diesem Fall im Museum Ludwig – in außergewöhnlichen Räumen zusammenbringt.

Musik ist für Maturas Arbeitsprozess in jedem Falle bedeutsam, sei es, dass er im letzten Jahr Josef Haydns „Schöpfung“ in einen Bilderzyklus umsetzte oder im gegenwärtigen Mozartjahr einem mannshohen Figurenbild in expressiver Farbgebung den Namen „In diesen heil“gen Hallen kennt man die Rache nicht" gab. Auch auf diesem sind besonders deutlich die kunstgeschichtlichen und historischen Verflechtungen der inszenierten Figuren zu sehen, sowie Bezüge zur eigenen Herkunft des Malers, der auch Steinbildhauer ist.

Seit seinem Praktikum, Anfang der 90er Jahre, zieht es ihn immer wieder magisch zu den Kollegen am Neuen Palais. Zahlreiche Details und Symbole geben darüber Auskunft: Die Steinmetzhose und dessen Werkzeug im Vordergrund, das „Porträt seines eigenen Vaters, während des Rheinischen Karnevals als Heinrich VIII. verkleidet“ im Zentrum oder ein kleines Glöckchen, wie es in Montessori-Schulen Verwendung findet, am oberen Rand des Bildes. Matura verwebt dies alles miteinander, fügt es zu einer vieldeutigen Komposition, in der dann noch die sechs Frauen des Königs, Thomas Morus und „Das Lob der Torheit“ von Erasmus von Rotterdam eine Rolle spielen.

Seine meist großformatigen Arbeiten entstehen in einer traditionellen, sehr handwerklichen Malweise. In vielen Schichten baut er seine Figurengruppen und Landschaftsbilder in Öl-Lasurtechnik auf einer Temperauntermalung auf Holz auf. Mit einer brillanten Farbigkeit und einer großen Tiefe des Bildraumes als Resultat.

Gefördert wurde er während seines Studiums an der HdK Berlin durch seinen Lehrer Volker Stelzmann und besonders inspiriert von dessen manieristischem Denken. Auch in den eigenen Kompositionen, in den zum Teil übersteigerten Proportionen und überzogenen perspektivischen Verkürzungen seiner Figuren ist davon viel zu spüren. Den Potsdamer Kunstliebhabern sind in den 16 Jahren seines Hierseins noch nicht allzu viele seiner Werke in den Blick geraten. Zuletzt auf der ersten „Art Brandenburg“ 2005.

Ab 21. Mai besteht die Gelegenheit, weitere Bilder von Ralf Matura in einer Gemeinschaftsausstellung der Galerie Samtleben, Brandenburger Straße, zu entdecken.

Astrid Priebs-Tröger

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