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Kultur: Viel Spaß für nix

Improclash 2.0 im Jungen Theater

Es summte wie im Bienenstock. Am Freitagabend im Foyer des Jungen Theaters. Mehr als einhundert Besucher – die meisten im Alter zwischen 16 und 30 – warteten entspannt mit Bier, Rotwein oder Bionade ausgerüstet auf den ersten Improclash-Abend des neuen Jahres. Angekündigt war ein Wettstreit zwischen Spielern des Theaterjugendclubs und einer Mannschaft aus dem Potsdamer St.-Josefs-Krankenhaus, die zum ersten Mal im Jungen Theater auftrat.

Und wer gedacht hatte, die „Hot Doc’s“ hätten sich nur aus Versehen in ein Theater verirrt, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Hatten sie doch in ihrer Mitte einen sehr kräftigen Typen mit gegeltem Iro und im knallroten T-Shirt, der sich mit seinem ganzen Gewicht und Einfallsreichtum ins Zeug legte und die Krankenschwestern und -pfleger sowie einen schauspielernden Arzt schnell in Führung brachte. „Basty“, so der Name des angehenden Krankenpflegers, ist vor drei Jahren zufällig zum Improvisationstheater gekommen und seitdem nicht mehr davon losgekommen.

In den kommenden 100 Minuten waren die insgesamt 13 Spieler – 8 Frauen und 5 Männer – aufgefordert, nach den Vorgaben des Spielleiters Andreas Steudtner und den Einwürfen des gutgelaunten Publikums fast zwei Dutzend ganz unterschiedliche Theaterszenen – inklusive Tanzeinlagen – zu improvisieren. Zum Warmwerden gab es unter anderem eine pressende, schmierende und fressende „Leberwurstbrotmaschine“ und einen kurzen Einblick in eine „Folterkammer“. Gleich darauf folgte eine ziemlich originelle Hänsel- und-Gretel-Version, die von einer Drängelei in einer Dönerbude nicht übertroffen werden konnte.

Waren bis dahin nur jeweils zwei Worte pro Spieler erlaubt, gab es in den folgenden Improvisationsspielen Sätze wie „Ich bin schön“ als Ausgangspunkt. Als jedoch eine Spielerin der Theaterjugendclub „Impronauten“ eben diesen zum Besten gab, reagierte jemand aus dem Publikum mit sofortiger Verneinung darauf – zum Glück der einzige unfaire Einwurf an diesem Abend, bei dem die Zuschauer ansonsten immer mehr in Fahrt und auf ihre Kosten kamen. War es doch ein bisschen wie interaktives Fernsehen, was ihnen dicht gedrängt sitzend, in abwechslungsreicher Folge, fast wie beim allabendlichen Zappen, geboten wurde. Und für besonders originelle Vorschläge ihrerseits spendierte Steudtner großzügig Freikarten für „Othello“.

Als Schiedsrichter im Spielerwettstreit fungierten hingegen zwei äußerst relaxte Bademeister – mit Trillerpfeifen, Badekappen und Bierflaschen bewaffnet. Sie sahen das Ganze von höherer Warte und nicht sonderlich verbissen. Wie auch die „Impronauten“, die trotz Aufholjagd und ihrem sehr präsenten „Zugpferd“ Anna den schauspielernden „Hot Doc’s“ den Sieg nicht mehr streitig machen konnten. Gelungener gemeinsamer Abschluss eines vergnüglichen und vor allem selbst programmierten Theaterabends war das Dirigentenspiel „Morgens in Dresden“. Bei dem eine Nasenhaartrimm-Maschine auch noch weiter reichende Assoziationen zu Fremdenfeindlichkeit und „blühenden Landschaften“ in einer vollbesetzten Straßenbahn ermöglichte.

Jubeln und Trampeln und noch weitere sieben Freikarten gab es dann ganz am Ende der Veranstaltung. Und die Erkenntnis, dass jede Menge Spaß sogar „für nix“ zu haben ist.Astrid Priebs-Tröger

Die nächste Folge der insgesamt 3-teiligen Reihe Improclash 2.0 findet im Mai statt.

Astrid Priebs-Tröger

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