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Kultur: Viel böses Blut

Bejubelte Premiere von „Acht Frauen“ vom Musicalkurs des Tanzstudios Offizze

Man ahnt es gleich wenn man den Zuschauerraum betritt: Das kann nicht gut ausgehen. Wenn so verschiedene Frauen unter einem Dach zusammenleben. Und sich dabei noch alle um einen Mann drehen.

Und richtig, kurz nach Beginn der Aufführung der musikalischen Kriminalkomödie „Acht Frauen“, die am Freitagabend auf der Bühne des T-Werks unter der Regie des Potsdamer Schauspielers und Regisseurs Sebastian Wirnitzer zur Premiere kam, ertönt ein markerschütternder Entsetzensschrei. Das Zimmermädchen Louise hat den Hausherrn soeben in seinem Blute vorgefunden. Das behauptet sie zumindest. Aber noch bevor die anderen dazu kommen können, sich selbst davon zu überzeugen, nimmt die jüngste Tochter des Getöteten den Zimmerschlüssel an sich.

Doch anstatt über den Tod des Hausherrn in Verzweiflung oder gar Trauer zu geraten, liefern sich dessen Töchter, die Ehefrau, seine Schwiegermutter, die Schwägerin und die Schwester des Ermordeten unmittelbar darauf ein leidenschaftliches Gefecht, in dem auch noch das Zimmermädchen und die Köchin des Hauses alle Register in punkto Lügen und Intrigen ziehen. An dessen Ende viel böses Blut und jede Menge Geheimnisse hochgekommen sind aber ein gänzlich unerwarteter Ausgang steht.

Diese großartige französische Kriminalkomödie aus den 60er Jahren, feierte 2002 als Kinofilm von François Ozon unter Mitwirkung von Leinwanddiven wie Isabelle Huppert und Catherine Deneuve weltweit Erfolge. Jetzt haben sich junge Frauen im Alter von 12 bis 24 Jahren aus dem Musicalkurs des Tanzstudios Offizze an die berühmte Vorlage gewagt.

Und um es gleich vorweg zu sagen: Es hat sich gelohnt. Für sie selbst und vor allem für die Zuschauer. Diese acht Frauen, die von Julia Böttger, Claire Camara, Theresa Dietrich, Alice Haseloff, Anna Lüdcke, Friederike Neumann, Lisa Ritscher und Manina Schulz verkörpert werden, stehen ihren berühmten „Vorbildern“ überhaupt nicht nach. Sie sind zwar keine professionellen Schauspielerinnen, haben aber mit ungeheurer Lust am Spiel und an „typisch“ weiblicher Charakterzeichnung ihren Frauenfiguren so richtig Feuer und auch eine gehörige Portion Coolness mitgegeben.

Die dramatischen „Auftritte“ der unglücklichen Schwägerin Augustine überzeugen dabei genauso wie die kalten Sticheleien des Zimmermädchens Louise. Großartig auch die alte geizige Mamy und die lebenslustige mondäne Pierette. Und klasse auch die „Geständnisse“ der kühlen Hausherrin Gaby und ihrer verzweifelten Tochter Suzanne.

Und noch etwas verlangt dem Premierenpublikum nach siebzig Minuten lautstarken Jubel ab. Nicht nur, dass sich die jungen Darstellerinnen an reife Frauenrollen gewagt haben, entlockte den Zuschauern Begeisterung sondern auch die Tatsache, dass alle live auf der Bühne singen. Jede wird durch den Song, den sie mit einfühlsamer Begleitung durch die junge Potsdamer Band Monkey Arts zum Besten gibt, auch noch einmal charakterisiert. Denn in ihren schlagfertigen und bösen Wortgefechten bleibt eines doch meist auf der Strecke: die Sehnsucht nach Liebe nämlich.

Die gelungene musikalische Einrichtung – zu hören sind unter anderem Zarah-Leander-Klassiker wie „Nur nicht aus Liebe weinen“ oder „Kann denn Liebe Sünde sein“ hat dabei Jule Stephan zu verantworten und die eleganten Kostüme stammen von Gisela Hillmann.

Schade eigentlich, dass bisher keine weiteren Vorstellungen der „Acht Frauen“ geplant sind.

Astrid Priebs-Tröger

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