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Kultur: Verspielt

Heidi Vetter und Kathi Stephan in der Stilfabrik

Zwei sympathische Frauen lächeln von der Einladungskarte. Daneben ist allerlei Rundes und Verschlungenes in kräftigen Farben zu entdecken, das ebenfalls ins Auge fällt. Seit Anfang April kann man in der Stilfabrik – unweit des Bergmann-Klinikums – eine Ausstellung betrachten, in der ausschließlich Werke von „Freizeitmalerinnen“ zu sehen sind, betrachten. „Wir sind ganz offen“, sagt Irina Abel von der Stilfabrik, und meint damit, dass jeder, der irgendwann mal zu malen anfängt, dort ausstellen kann.

So auch die beiden Potsdamer Autodidaktinnen Kathi Stephan und Heidi Vetter. Beide gehören verschiedenen Generationen an und kamen auf unterschiedlichen Wegen zur Malerei. Die ältere Heidi Vetter (Jahrgang 1942) arbeitete lange Jahre in Potsdam als Unterstufenlehrerin und siedelte 1988 nach dem plötzlichen Tod ihres Ehemannes in den Westen über. Dort hatte sie die Möglichkeit zu vielen Bildungsreisen und arbeitete auch als Honorardozentin an der VHS Mainz. Doch erst weitere fünf Jahre nach ihrer Rückkehr nach Potsdam griff sie selbst zum Pinsel, stark inspiriert von den Werken von Friedensreich Hundertwasser und Niki de Saint Phalle.

Der Einfluss des ersten ist auch in den ausgestellten Bildern mehr als augenscheinlich: kräftige Farbtöne, vor allem runde und spiralige Formen, Zwiebeltürme und gewundene Linien sind immer wieder zu sehen. Da merkt man deutlich die Begeisterung für das Vorbild und an einigen Stellen – wie bei „Singles“ und ihren bunten Schneckenhäusern – auch den Versuch, ganz spielerisch damit umzugehen. Ansehenswert sind auch die ziemlich verrätselten „Alltagsfreuden“ in Blau-Grün und mehrere andere Versuche in dieser Farbkombination. Bei Vetters Bildern spürt der Betrachter deutlich, dass es ihr um mehr geht als um Maltechniken und „schöne" Oberflächen.

Gerade die scheinen es jedoch Kathi Stephan (Jahrgang 1969) besonders angetan zu haben. Auf vielen ihrer durchaus dekorativen Ausstellungsstücke sind vor allem solche auszumachen. Farbimpressionen, die an die Computerbilder bei der Musikwiedergabe erinnern, collagenartige Gebilde mit Pflanzenteilen, Pfauenfedern, Spiegelscherben und sogar Silikonblümchen zieren die unverputzten Ziegelwände. Aber mehr als Dekor mag man beim besten Willen nicht darin zu erkennen. Und bei den „Irland-Impressionen“ – einem ersten nach dem Winter erschienenen gänseblümchenähnlichem Gewächs, das zudem mit Goldpartikeln bestäubt ist – fragt man sich schon, was das Ganze in einer öffentlichen Ausstellung eigentlich soll. Und auch, wenn gar nicht so wenige rote Punkte davon künden, dass Kathi Stephan den Geschmack des zahlungswilligen Publikums trifft, wendet sich der Betrachter bald erleichtert den expressiven und hintergründigen Bildern des Potsdamer Malers und Grafikers Wolf-Dieter Pfennig zu, die gleich daneben im oberen Treppenhaus der Stilfabrik hängen.

Astrid Priebs-Tröger

Ausstellung bis 5. Mai, von Montag bis Freitag von 11 bis 19 Uhr, Samstag von 11 bis 18 Uhr.

Astrid Priebs-Tröger

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