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Eine Neuentdeckung. Anna Fründ ist eine Künstlerin, die um 1900 auch in Potsdam wirkte. Sie malte „Das Mausoleum im Park Sanssouci“, das jetzt als Dauerleihgabe dem Potsdam Museum übergeben wurde. Dort ist es ab April zu sehen.

© Andreas Klaer

Kultur: Verborgene Schönheiten

Was das Potsdam Museum 2018 vorhat – und worüber es sich gerade ärgert

Das Bild war zerbeult, durchstochen, mit dicker Firnisschicht zugekleistert und von Isolierband zusammengehalten. „Von der ganz wunderbaren Bildidee des sich spiegelnden Mausoleums im Friedensteich kaum eine Spur“, sagt Restaurator Oliver Wenske, als er am Mittwoch auf der Jahrespressekonferenz des Potsdam Museums das Gemälde vorstellt. „Das Mausoleum im Park Sanssouci“, so der Bildtitel, war eine verborgene Schönheit, bis Wenske die Farben wieder zum Leuchten brachte, in die Licht- und Schattenwürfe des Gemäldes vordrang, die durch die radikal abgeschnittenen Birken im Vordergrund in die Tiefe des Parks hineinziehen.

Das Potsdam-Bild der bislang unbekannten Malerin Anna Fründ ist eine von zwei spektakulären Dauerleihgaben, die das Museum von einer süddeutschen Erbengemeinschaft neu erhalten hat. Die zweite ist ein Akt von Lovis Corinth. Beide ziehen in der Pressekonferenz die Blicke der Journalisten auf sich, während Museumschefin Jutta Götzmann noch auf die Ausstellungen 2017 zurückblickt, von 33 400 gezählten Besuchern im eigenen Haus und ungezählten weiteren in den beiden Sonderschauen berichtet, die erstmals im Landtag stattgefunden haben.

Wann genau Anna Fründ das impulsive vielfarbige Bild gemalt hat, ist unbekannt. Jedenfalls kam sie aus dem Hildesheimer Raum und zog nach dem Tod ihres Vaters 1901 zu ihrer ebenfalls malenden Schwester Erna nach Potsdam: in die Kleine Weinmeisterstraße. Danach ging sie zum Bruder nach München und kehrte von 1910 bis 1913 wieder nach Potsdam zurück.

Wahrscheinlich stand Anna Fründ auch Lovis Corinth für seinen „Weiblichen Akt“, den zweiten Neuling im Museum, Modell. Jedenfalls befand sich dieses Werk in ihrem Nachlass. Ob er ihr Lehrer war oder Freund, wisse man nicht. Beide seien im etwa gleichen Alter gewesen. Ab 1898 war Corinth regelmäßig in Berlin und er stellte auch beim Potsdamer Kunstsommer 1921 in der Orangerie von Schloss Sanssouci aus. Corinth zählt wie Max Liebermann und Max Slevogt zu den großen Impressionisten und war bislang mit keinem Bild im Potsdam Museum vertreten. Spätestens ab April sollen die neuen Dauerleihgaben in der Dauerausstellung integriert sein.

Für Potsdamer ein alter Bekannter ist indes Max Baur (1898 bis 1988), der ausgewiesene Chronist dieser Stadt, der mit Licht geradezu zeichnen konnte. Baur schuf von 1934 bis 1953 Bildikonen der Kulturlandschaft. Die vom 13. April bis 26. August laufende Ausstellung „Potsdam, ein Paradies für meine Kamera“ ist die erste große Baur-Retrospektive, durchzogen mit vielen unbekannten Aufnahmen. Seit Kurzem befindet sich das Archiv im Besitz der Enkelin des Fotografen, die das Potsdam Museum sehr unterstütze, so Götzmann.

Mit einem Symposium im Oktober 2017 bereits vorbereitet, startet im September das zweite Ausstellungshighlight: Innerhalb eines europäischen Verbundprojektes zu den Umbruchphasen der Weimarer Zeit und der NS-Zeit veranstaltet das Museum eine Doppelausstellung unter dem Titel „Umkämpfte Wege der Moderne“. Die erste Schau ist dem Schweizer Architekten und Maler Wilhelm Schmid und der Novembergruppe gewidmet, der Zeit zwischen 1918 und 1933, die geprägt war von einem erbitterten Streit um die Zukunft der Kunst und Politik. Schmid kam 1912 nach Berlin und erhielt auch in Potsdam Bauaufträge. Von ihm stammt die Villa Metz in der Seestraße, dem heutigen Sitz der Plattner-Stiftung, und das „Etappenhaus“ in der Böcklinstraße 15/16. Rund 40 seiner Werke werden nun erstmals in Deutschland in einer monografischen Schau gezeigt. Zu den beiden Schmid-Häusern gibt es Führungen. Der zweite Teil der Schau beginnt im Februar 2019 und widmet sich unter dem Titel „Potsdam und Babelsberg“ der NS-Zeit. Ob auch der wenig untersuchten politischen Haltung der Potsdamer Maler Siegwart Sprotte und Otto Heinrich, konnte Jutta Götzmann noch nicht sagen.

Die künstlerischen Aussichten prallen derweil auf Sichtbarrieren: Baufahrzeuge des Investors Abris Lelbach, der neben dem Barberini Wohn- und Geschäftshäuser hochzieht, versperren anhaltend den Blick auf das Museum. „Wir werden nicht gesehen“, sagt Jutta Götzmann, sichtlich verärgert. Die Schönheiten, die im Museum zu entdecken sind, sollten tatsächlich nicht im Verborgenen schlummern.

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