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Kultur: Unterwegs

Uta Schönknecht und Ralph Gräf zeigen ihre eigenwillig-sehnsuchtsvolle Fotoausstellung im Bürgerhaus am Schlaatz

Die Deutschen sind Reiseweltmeister. In der Urlaubszeit zieht es sie oft in die Ferne. Unterwegs sind auch Uta Schönknecht und Ralph Gräf, die derzeit ihre gleichnamige Fotoausstellung im Bürgerhaus am Schlaatz präsentieren. Die beiden sind im wirklichen Leben Finanzbeamtin und Zellbiologe und, wie Ralph Gräf auf seiner Homepage schreibt, kommt in seinem Beruf seine künstlerisch-kreative Seite etwas zu kurz.

Seit seiner Jugend beschäftigt er sich mit Fotografie, und im vergangenen Jahr hatte der vor fünf Jahren nach Potsdam gezogene Gräf die Idee, seine neue Heimat zu erkunden. In schwarzem Anzug, mit Hut, braunem Lederkoffer und Schirm zieht er seitdem durchs Land und lichtete sich selbst beispielsweise auf freiem Feld unter Hochspannungsleitungen, auf einer der hierzulande typischen alten Alleestraßen oder im morbiden Ambiente des Bahnhofs Pirschheide ab. Da er gemeinsam mit Uta Schönknecht, die wie er Mitglied des Fotoclubs Potsdam ist, die Faszination für inszenierte konzeptionelle Fotografie teilt, war es nur eine Frage der Zeit bis beide gemeinsam reisten.

Auch Uta Schönknecht ist seitdem kostümiert. Seidenbluse, Perlenkette, Strohhut und Mantel sind die Accessoires der 37-Jährigen, und beide wirken wie ein Pärchen, das aus den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in die Jetztzeit gefallen ist. Und auch wieder nicht, denn Schönknecht und Gräf lichten sich per Intervallauslöser bevorzugt vor und in maroden Gebäuden ab, flanieren am menschenleeren Nordseestrand, posieren zwischen hohen Bäumen oder inmitten von Kürbissen, die vor einer hölzernen Bockwindmühle platziert sind. Das wirkt real und surreal zugleich, und wegen dieser kleinen schwarzen Männerfigur fühlt man sich entfernt an Bilder von René Magritte erinnert.

Schönknecht und Gräf inszenieren sich auf ihren wechselseitig geschossenen Fotos eigentlich in traditionellen Mann-Frau-Posen, aber da der kleine Mann mit dem Riesenschirm und der Nickelbrille so gar nicht wie ein Beschützer wirkt, kommt ein ziemlich clownesker Moment hinzu. Richtig komisch ist auch, wenn sie in Küchen- oder Wohnzimmermöbeln des vergangenen Jahrhunderts posieren und dabei ihre Figuren bewusst karikieren. Man kann gespannt sein, welche Wirkungen sie in gänzlich anderen Umgebungen, beispielsweise in moderner Glas-Stahl-Architektur erzielen, wenn sie sich denn auf eine Reise in „ihre“ Zukunft begeben würden.

Einen Wermutstropfen gibt es jedoch. Diese Ausstellung fällt ziemlich aus dem Rahmen dessen, was sonst in der ersten Etage des Bürgerhauses am Schlaatz gezeigt wird. Die hellblauen und orangefarbenen Wände mit vielen Türen bieten nicht den wirklich passenden Hintergrund für diese Arbeiten, und es ist schwierig, diese Fotos auf den vorhandenen Flächen so zu hängen, dass sich ihre Wirkung optimal entfalten kann. Auch größere Formate hätten sich an einigen Stellen angeboten.PNN

Die Ausstellung ist noch bis zum 19. März im Bürgerhaus am Schlaatz, Schilfhof 28, zu sehen

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