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Kultur: Unter den Sternen: Ruben Wittchow im Planetarium

Stockdunkel war die Nacht, keine Wolke zu sehen – und dann zirkulierte ein Sternenhimmel, wie ihn die Stadt noch nicht gesehen hatte. Gut, da musste natürlich ein wenig nachgeholfen werden, der Potsdamer Winterhimmel war trüb am Samstagabend, und bei so viel großstädtischem Licht zeigen sich die Sterne nur vereinzelt.

Stockdunkel war die Nacht, keine Wolke zu sehen – und dann zirkulierte ein Sternenhimmel, wie ihn die Stadt noch nicht gesehen hatte. Gut, da musste natürlich ein wenig nachgeholfen werden, der Potsdamer Winterhimmel war trüb am Samstagabend, und bei so viel großstädtischem Licht zeigen sich die Sterne nur vereinzelt. Aber es gibt ja ein Planetarium, gut versteckt im Holländischen Viertel, das die Sterne einfach ins Gewölbe projizieren kann. In dieser künstlich sternenklaren Nacht fand an diesem Abend ein Konzert des Potsdamer Liedermachers Ruben Wittchow statt. Dessen Album „Liebesmedizin“ erscheint zwar erst Ende April, aber ein paar Songs spielte er dennoch schon mal. Ganz im Dunkeln: nur eine kleine Lampe leuchtete ihm den Weg an der Gitarre, begleitet von seiner Frau Anne Wittchow am Keyboard sowie Anne Altenburg an Percussion und Backgroundgesang. Eine heimelige Atmosphäre, mollig warm im Gegensatz zur klirrenden Nacht vor der Tür, gewiss ein Sommerhimmel.

Sterne und Galaxien, die kommen immer wieder vor in den Texten Wittchows. Der spielt astreinen Poetry-Pop, Wohlfühlmusik eben: „Es ist schön, dass wir uns begegnet sind“, haucht er ins Mikrofon. Oder: „Dein Stern leuchtet, sendet helles Licht voraus.“ Da ist so viel Herzblut dabei: wie im Song „Sein & Lassen“, der sich dem Gehenlassen widmet. Der Himmel dreht sich währenddessen, die Sterne funkeln, ab und zu zischt eine Sternschnuppe übers Firmament. Hach, ist das schön.

Und es ist eben Pop, mit ganz großem Schwerpunkt auf dem unerschöpflichen Thema der Liebe. Das ist nicht mal peinlich, schließlich ist Wittchow kein schlageresker Gitarrenbarde vom Lagerfeuer, sondern ein Dichter. Er schafft es locker, ganz viel Atmosphäre entstehen zu lassen, nur durch sein Pathos. Dabei singt er ganz locker und leidenschaftlich, manchmal mit dem nasalen Timbre des jungen Grönemeyer, dann presst sich seine charakteristische Stimme wieder in den Vordergrund. Ein Mikrofon hätte er gar nicht benötigt. Aber immer noch steckt in Wittchow ganz leicht der Rock'n'Roller drin, das sollen seine Balladen nur übertünchen. „Sommer, Sonne, Meer und Strand“ singt er dann, aber da ist man schon längst woanders. Fällt ja auch nicht weiter schwer, so im Dunkeln, unter den Sternen. Oliver Dietrich

Oliver Dietrich

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