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Kultur: Unsicherheiten

Diskussion über Zukunft des Pomonatempels

Wieland Eschenburgs Einschätzung ist wenig schmeichelhaft. Keine Ausstellung, sondern fast eine Vergewaltigung des Ortes nannte der Mitbegründer und ehemaliger Vorsitzender des Fördervereins Pfingstberg die aktuelle Ausstellung „reKonstruktion“ von Roland Schafferski im Pomonatempel auf dem Pfingstberg. Deren Kurator Thomas Kumlehn und mehrere Zuhörer der Diskussion „Moderner Umgang mit einem Denkmal“, die am Sonntagnachmittag auf dem Dach des Pomonatempels stattfand, sprachen hingegen von „einem relativ sanften Statement“ des Berliner Künstlers.

Will sich der Besucher selbst ein Bild machen, sieht er erst einmal nichts. Denn die Tür des Schinkelbauwerkes ist fest verschlossen. Nur durch einen Türspion ist ein Blick in das jetzt scheinbar private Reich von Roland Schafferski zu erhaschen. Wenn man die Geduld aufbringt, sich auf dieses, an diesem Ort ungewöhnliche Environment einzulassen, das die jüngere Geschichte und den Geist des Bauwerkes spannungsvoll ins Verhältnis setzt. Zugegeben, der Blick durch den Spion ist mühsam und die gezeigten Projektionen sind nicht ohne Weiteres als Bilder der Pfingstbergruinen zu identifizieren. Mitglieder des Pfingstbergvereins berichteten, dass die Mehrzahl der Besucher der Installation verärgert den Rücken kehrt. Da helfen auch Aufsteller mit erklärenden Pressetexten und einladende „Verhaltensregeln“ nicht.

Die Kunst der Vermittlung scheint auch an anderen Stellen ein Problem der Kooperation zwischen dem Förderverein Pfingstberg und dem Potsdamer Kunstverein zu sein. Seit drei Jahren „bespielt“ letzterer den über 200 Jahre alten ehemaligen Teepavillon und für seine Präsentationen zeitgenössischer Kunst ist die schlichte weiße Ausmalung, die nach dem Wiederaufbau aufgrund von Geldmangel und fehlender Schinkelscher Überlieferung zustande kam, die ideale Voraussetzung. Der jetzige Geschäftsführer des Fördervereins Pfingstberg Eckard Braun hat jedoch die Malerin Elisabeth Sonneck beauftragt, ein Konzept für eine, auf den verschiedenen historischen Überlieferungen beruhende, farbige Ausmalung zu entwickeln. Vermutlich auch, um immer wieder nötige Sanierungsarbeiten beispielsweise durch Vermietungen finanziell zu unterstützen. Doch Genaueres war am Sonntag nicht zu erfahren. Denn Braun, der die Podiumsdiskussion moderieren sollte, war krank. Und Elisabeth Sonneck erfuhr, dass der Vorstand des Fördervereins bis jetzt nicht über ihr Konzept befunden habe.

Vorstandsmitglied Andrea Eichenberg sagte, dass die Situation bisher vollkommen offen und die Frage der Finanzierung ebenfalls nicht geklärt sei. Das ließ nicht nur die Künstlerin, sondern auch das Publikum leicht irritiert zurück. Und nicht erst jetzt fragte man sich, ob das Ganze nicht besser erst mal hinter verschlossenen Türen stattgefunden hätte. War doch deutlich die Unsicherheit zu spüren, ob weiterhin Ausstellungen mit dem Potsdamer Kunstverein und wenn ja, in welcher Form geplant sind. Auch wichtige Fragen blieben offen, wie: Was will der Auftraggeber und was braucht das Kunstwerk, beziehungsweise wie geht man mit dem Raum um, wenn er weiter als Ausstellungsraum genutzt wird. Deutlich zu spüren war jedoch der Wunsch, mit diesem Bauwerk und seiner wechselvollen Geschichte auch weiterhin in einen Dialog zu treten, bei dem das Publikum nicht außen vor bleibt. Astrid Priebs-Tröger

Die Ausstellung ist noch bis zum 30. August im Pomonatempel zu sehen

Astrid Priebs-Tröger

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