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Provokantes Zungenspiel. Die Malerin Renée Dressler von Martens präsentiert in der Ausstellung „Malerei & Zeichnung“ Bilder von Frauen, darunter auch dieses schüchtern-lustvolle Werk mit dem Titel „Verschämt und frech“.

© Andreas Klaer

Kultur: Unergründliche Blicke

Galerie-Café Matschke zeigt Werke der Künstler Renée Dressler von Martens und Jörg Menge

Frech sieht die junge Frau mit den schwarzen Haaren und großen braunen Augen aus. Nase und Wangen sind ein wenig gerötet. Der rote Mund ist leicht geöffnet. Ihr nackter Oberkörper ist zu sehen. Ein schön geschwungener Hals, hervorstehendes Schlüsselbein, kleine feste Brüste. Keck ragen die rosa Brustwarzen empor. Neben ihr, seitlich zugewandt, eine andere Frau, die ihr mit weit ausgestreckter Zunge genüsslich und frivol über die Wange leckt, während sie mit einem Auge unverschämt in Richtung des Betrachters schielt. Eine Aufforderung, eine Provokation? Oder einfach unbeschwertes Ausleben der eigenen Sexualität?

Das Bild mit dem Titel „Verschämt und frech“ ist Teil der Ausstellung „Malerei & Zeichnung“, die seit diesem Freitag im Galerie-Café Matschke gezeigt wird. Die Schau präsentiert Werke der Malerin Renée Dressler von Martens und des Künstlers Jörg Menge.

Die beiden kennen sich gut, wie Dressler von Martens erzählt, die das Bild der beiden Frauen gemalt hat: „Wir sind seit 20 Jahren befreundet, haben aber bisher nie eine gemeinsame Ausstellung gemacht.“ Die 1963 in Spremberg geborene Künstlerin betreibt seit mehr als 20 Jahren mit ihrem Mann, dem Keramiker Guido von Martens, den Märkischen Künstlerhof in Brieselang. Die beiden kuratieren dort viele Ausstellungen und Veranstaltungen. In den vergangenen Jahren hatte die Malerin daher weniger Muße für das eigene künstlerische Schaffen.

Dafür hat sie sich jetzt wieder Zeit genommen. Elf der zwölf Bilder der Ausstellung im Café Matschke sind in diesem Jahr in ihrem Atelier entstanden. Es sind ausschließlich Pastelle auf Papier oder Leinwand. „Pastell ist mein Thema“, verrät sie. „Ich habe für die Ausstellung die kleinsten herausgesucht. Eigentlich arbeite ich selten so klein.“ Ihr Motiv sind vor allem Menschen. Gesichter und Akte junger, hübscher Frauen und Mädchen. „Das ist aber Zufall. Ich male nicht nur Frauen“, sagt Dressler von Martens.

Sehr realistisch und figürlich wirken ihre Darstellungen. Das Besondere ist oftmals der Blick. Unergründlich und hintersinnig schauen sie direkt aus dem Bild oder wenden ihre Augen zur Seite, auf etwas, das der Betrachter nicht sehen kann. Sind sie traurig, stolz, ängstlich oder gleichgültig? Das Undurchsichtige spiegelt sich auch in den gewählten Ausschnitten und Lichtverhältnissen wieder. Mal liegt ein Teil des Bildes im Dunkeln, während andere Abschnitte im hellen Licht erscheinen. Auf manchen ist nur ein Teil des Gesichts – versteckt hinter einer Hand oder einem Schleier – zu sehen.

Auch auf den Bildern von Jörg Menge steht häufig der Mensch im Mittelpunkt. Sein Stil erinnert in manchen Werken an Egon Schiele, hat Anleihen im Jugendstil und Expressionismus. Die Figuren sind oft verdreht, verrenkt, winden sich, haben verzerrte Gesichter und weit offene Münder. Der 1960 in Leipzig geborene Maler hat an der Kunsthochschule Weißensee studiert. Bald danach zog er nach Falkensee. Von dort aus reiste er durch die Welt, war im Senegal, in Spanien, Frankreich, Schweden. Seine Bilder wurden in Paris, Moskau, Dakar und in Wien ausgestellt. In der Schau im Café Matschke werden Zeichnungen mit Tempera und Bleistift gezeigt. Gerne porträtiert Menge sich selbst. Blickt mal spitzbübisch, mal milde lächelnd oder mit weit aufgerissen Augen und wirren Haaren den Betrachter direkt und herausfordernd an.

Als Hintergrund dienen bei manchen Werken selbst angefertigte Notenblätter mit Jazz-Liedern von Bill Evans oder Wayne Shorter. Menge komponiert selbst Musik. Viele der gezeigten Zeichnungen gehören zu Serien, die der Künstler zwischen 2013 und 2016 angefertigt hat. Auch Darstellungen von Blumen und Kastanienbäumen im Frühling oder Rhododendron sind darunter. Die mit dicken Strichen und satten Farben gezeichneten Bilder zeigen eine wilde, ungebändigte Natur. Die Formen sind oft nur zu erahnen.

„Malerei & Zeichnung“, bis zum 10. September im Café Matschke, Alleestraße 10

Sarah Stoffers

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