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Kultur: Über den kleinen Unterschied Malen Frauen anders? Eine Diskussion

Bei Karin Tondorf von der Galerie Ruhnke schrillten sämtliche Alarmglocken. War doch neulich in einer Rezension auf ihre aktuelle Ausstellung mit den Künstlerinnen Bettina Blohm und Susanne Niederer tatsächlich zu lesen, wie zart und zurückhaltend und damit wie weiblich doch die gezeigte Kunst mitsamt der Galerie daherkam.

Bei Karin Tondorf von der Galerie Ruhnke schrillten sämtliche Alarmglocken. War doch neulich in einer Rezension auf ihre aktuelle Ausstellung mit den Künstlerinnen Bettina Blohm und Susanne Niederer tatsächlich zu lesen, wie zart und zurückhaltend und damit wie weiblich doch die gezeigte Kunst mitsamt der Galerie daherkam. Worte einer Journalistin über Kunst von Frauen, die nicht ohne Wirkung blieben.

Karin Tondorf, die beruflich viel mit Gleichstellungsfragen zu tun hat, war jedenfalls nicht danach, die Einschätzung der Rezensentin einfach so im Raume stehen zu lassen und handelte: arrangierte einen Diskussionsabend zum Thema „Malen Frauen anders? – Gibt es einen Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Ästhetik?“ und holte sich dazu zwei Frauen aufs „Podium“. Die Autorin, Galeristin und Medienwissenschaftlerin Hanne Landbeck übernahm die Rolle, ganz im Sinne der Ausstellungsrezensentin, eine Lanze für die weibliche Kunst zu brechen. Ihr gegenüber warf Gertraude Krell, Betriebswissenschaftlerin, Universitätsprofessorin a. D. und Expertin für Geschlechterforschung, ihre Sicht auf das Thema in die Waagschale.

Doch bevor es richtig zur Sache ging, gab es für die geladenen Gäste zur Einstimmung ins Thema eine vom Galeristenpaar vorbereitete kunstsinnige Verführung. In einem Bilderquiz, bestehend aus neun Motiven der klassischen Moderne und der Gegenwartskunst, ging es darum, die exemplarisch ausgewählten Kunstwerke männlichen oder weiblichen Urhebern zuzuschreiben. Demjenigen, dem es gelingen sollte, seine neun Kreuzchen an die richtige Stelle zu setzen, winkte eine Flasche Rotwein oder Prosecco.

In den Statements der geladenen Expertinnen und der sich nahtlos anschließenden Diskussion war viel von verkannten, schlecht bezahlten und im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen nach wie vor unterrepräsentierten Künstlerinnen die Rede. Die Frage nach dem Wert und der Bewertung von Künstlerinnen gegenüber Künstlern zog sich dabei als roter Faden durch den Abend. Auch wurde darüber sinniert, ob Künstlerinnen andere Themen oder andere Materialien als Männer bevorzugen, ob sie sich grundsätzlich anders ausdrücken oder ihre eigene Körperlichkeit mehr als Männer in die künstlerische Arbeit mit einbeziehen.

Im Laufe der Gesprächsrunde, die – wie nicht anders zu erwarten – im Wesentlichen eine Angelegenheit unter Frauen blieb, konkretisierte sich mehr und mehr das Bild. Demnach begibt sich frau letztendlich auf verlorenen Posten, wenn sie sich freiwillig für Etikettierungen der Marke „weibliche“ oder „männliche“ Kunst hergibt. Jeder Versuch einer solchen Klassifizierung greift unweigerlich auf Klischees und Stereotypen als vermeintlich zutreffende Erklärungsmodelle zurück. Die Grenze zur einengenden Klassifizierung, Ausgrenzung bis hin zur Diskriminierung ist jedoch flüssig und nur allzu schnell überschritten. Projektionen inklusive der einer weiblichen bzw. einer männlichen Kunst, die Künstlern und Künstlerinnen von außen aufgedrückt werden, werden Kunst kaum gerecht und schießen letztlich am Ziel vorbei.

Wie sich bei der Auflösung des Bilderrätsels bestätigte, kommt man mit den landläufigen Vorstellungen davon, was Kunst von Frauen gegenüber der von Männern unterscheidet, jedenfalls mehr schlecht als recht bei. Und so ließe sich das Abschlussstatement von Hanne Landbeck: „Frauen malen anders, aber nicht, wie man es von Frauen erwartet“ der Gerechtigkeit halber auch auf die Männer unter den Künstlern erweitern. Diese Erkenntnis war es allemal wert, mit dem angekündigten Wein und Prosecco begossen zu werden. Dergestalt hat man/frau im gemischten Finale ein Häkchen hinter das Motto des Abends gesetzt.

Almut Andreae

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