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Kultur: „Tierpark Babelsberg“ in der Kunstschule

Auf den beiden Bildern von Martin Lechner sind keine Tiere zu sehen. Sondern Besucher, die sich mit weitaufgerissenen Augen ihre Nasen platt drücken.

Auf den beiden Bildern von Martin Lechner sind keine Tiere zu sehen. Sondern Besucher, die sich mit weitaufgerissenen Augen ihre Nasen platt drücken. Wen oder was sie hinter einer imaginären Scheibe sehen, wird nicht gezeigt. Aber es sind eher keine possierlichen Vierbeiner, die ihnen ins Blickfeld geraten sind. Denn obwohl die neueste Ausstellung in der Kunstschule Babelsberg den Namen „Tierpark Babelsberg“ trägt, fühlt sich der Besucher nur in übertragenem Sinne in einen solchen versetzt.

Und das ist auch gut so. Denn die Kunstschüler und ihre Lehrer haben wie schon so oft ihre Fantasie spielen lassen, „Tierpark“ auf seine verschiedenen Bedeutungen abgeklopft und eine gehörige Portion Ironie einfließen lassen. Nicht nur auf den Kohlezeichnungen von 5- bis 8-jährigen Kindern, auf denen bekannte „Potsdamer Politiker als Faune, Centauren und Sphingen über die Stränge schlagen dürfen“. Jörg Schönbohm übrigens ziemlich in Rage und mit Brüsten und Hörnern. Oder auf der wandfüllenden Collage von Erwachsenen mit dem Titel „Das Tier Mensch!“, auf der diesmal gut gekleidete Tiere, dargestellt in traditioneller Scherenschnittform, vor den Zoogittern stehen und die dort „ausgestellten“ Menschen betrachten. Die, den Fotos von Eadweard Muybridge nachempfunden, Bewegungsabläufe beim Sport demonstrieren.

Auch die Teilnehmer der Plastik- und Keramikkurse näherten sich dem tierischen Thema und es ist immer wieder faszinierend, wie sie sich mit ganz unterschiedlichen Materialien ausdrücken. Die ganz Kleinen entwarfen „Fantasietiere“, die dann beispielsweise „Auahahn“, „Schwammerln“ oder „Telefant“ heißen. Und dabei ganz selbstverständlich einen silbrigen Wasserhahn, einen blauen Küchenschwamm oder fast ein ganzes Telefon „verbaut“ hatten. Aus Ton entstanden mit großer Fingerfertigkeit wunderbar dekorative Gefäße in Tierform, wie das gefräßige Krokodil von Charlotte, der filigrane Pfau von Kristin oder der geschmeidig elegante Fisch, den Susanne entwarf.

Damit auch genug Besucher in die neue Babelsberger Attraktion kommen, wurden von Schülern der Förderklasse einprägsame Logos entwickelt und farbige Plakate gestaltet. Auf dem einen steht ein riesiges Zebra vor dem roten Babelsberger Rathaus im Schein der aufgehenden Sonne und ein anderes zeigt die Bremer Stadtmusikanten in ziemlich ungewöhnlicher Zusammensetzung: Kuh, Schwein, Schlange und Käfer sind hier kurzerhand aufeinandergestellt. Nach dem überaus anregenden, im Übrigen kostenlosen Tierparkbesuch kann man sich bei diesen Temperaturen ins nahegelegene Strandbad Babelsberg begeben und genauso wie der nackige Maulwurf auf dem Bild der 10-jährigen Klara alle Fünfe gerade sein lassen und bei einem kühlen Drink den Sommer genießen. Astrid Priebs-Tröger

Bis 27. Juli, Mo-Fr, 9 bis 19 Uhr im Rathaus Babelsberg.

Astrid Priebs-Tröger

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