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Komödienzeit. Das Poetenpack spielt am Neuen Palais.

© Andreas Klaer

Theater Poetenpack Potsdam: Willkommen in der Hecke

Das Poetenpack spielt auch dieses Jahr wieder im Heckentheater des Park Sanssouci. Ab 5. Juli wird dort „Das Spiel von Liebe und Zufall“ von Pierre Carlet de Marivaux zu sehen sein.

Die Sonne scheint am Himmel, manchmal ziehen einige Wolken vorbei, Vögel zwitschern und von den Linden, die das Areal wie Flutlichtscheinwerfer umgrenzen, fallen gelegentlich Blütenblätter. Hin und wieder läuft keuchend ein Jogger vorbei. Was auf den ersten Blick nicht wie ein Theater anmutet, ist aber eines. Davon zeugen auch etliche Stuhlreihen, ein angedeuteter Orchestergraben und eine Bühne, deren Auf- und Abgänge von Hecken verdeckt werden, die soeben noch von den Gärtnern der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten verschnitten wurden.

Im dritten Sommer wird das versteckt gelegene Heckentheater 2018 vom Theater Poetenpack Potsdam bespielt. Ziel ist es, auch den Ort fester im Bewusstsein der Potsdamerinnen und Potsdamer zu verankern. Die Spielstätte entstand vor 150 Jahren, als Friedrich der Große nach dem Siebenjährigen Krieg das Neue Palais erbauen ließ. Um den Monarchen und seine Gäste mit Musik- und Theaterdarbietungen zu unterhalten, wurde der Hofgärtner Heinrich Christian Eckstein mit der Gestaltung des Sommertheaters beauftragt. Im Jahr 2012 wurden die aufwendigen Rekonstruktionsarbeiten fertiggestellt und seit 2016 nutzt das Poetenpack den Ort für die Aufführungen des Sommertheaters.

Besonderes aus Natur und Kultur

Dabei sollten sich die Zuschauer auf die Wetterbedingungen einstellen. Sie seien „gewässerte Kinder“, betonen die Mitglieder des Ensembles während der Pressekonferenz zum neuen Stück „Das Spiel von Liebe und Zufall“ des französischen Schriftstellers und Dramatikers Pierre Carlet de Marivaux am Mittwochvormittag. „Natur und Kultur verbinden sich an diesem Ort auf synergetische Art und Weise und lassen so etwas Besonderes entstehen“, sagte die Schauspielerin Clara Schoeller. „Besonders sind auch die Mücken“, ergänzt ihre Kollegin Julia Borgmeier lächelnd.

Auf die Frage, weshalb das Ensemble sich denn ausgerechnet ein Stück aus dem 18. Jahrhundert vornehme, wo es doch genügend andere, gegenwärtigere Theaterautorinnen und -autoren gibt, antwortet Regisseur Andreas Hueck, dass man sich unter Berücksichtigung des besonderen Ortes – also der historischen Kulissen – bewusst für einen Klassiker entschieden habe. Die Produktion im Heckentheater soll bei Bratwurst und Crémant einen leichten, vergnüglichen und unterhaltsamen Abend bereiten. An anderen Orten widme sich das Ensemble auch aktuelleren Stücken, wie vor einigen Jahren etwa einer Adaption des Woody-Allen-Stückes „Eine Mittsommernachts-Sex-Komödie“ am Kuhhof.

„Romeo und Julia“ abstrahiert und absurd

Die Komödie von Marivaux ist vor allem deshalb interessant, weil sie den klassischen „Romeo und Julia“-Plot abstrahiert und ein Stück weit ins Absurde überführt: Muss sich die Liebe gegen den Willen der Familien Romeo und Julias ihren Weg bahnen, wollen sich Silvia und Dorante den von ihren Vätern geschmiedeten Heiratsplänen erwehren. Einander skeptisch beäugend, schlüpfen sie dafür unabhängig voneinander in die Rollen ihrer jeweiligen Diener, um so einen unverstellten Blick auf den künftigen Ehepartner zu erhaschen.

Unnötig zu erwähnen, dass sich auf diese Weise nicht nur die Bediensteten in den Rollen ihrer Herrschaften ineinander verlieben, sondern auch die Herrschaften in den Rollen ihrer Bediensteten. Die Maskerade erhöht so die Fallhöhe aller Beteiligten und führt gleichzeitig zu einer neuen Betrachtungsweise der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Dienstboten. Die Premiere der Inszenierung des Theaters Poetenpack Potsdam, das im nächsten Jahr sein zwanzigjähriges Jubiläum feiert, findet am 5. Juli im Heckentheater statt. Das Stück wird insgesamt zehn Mal aufgeführt.

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Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen oder direkt über die Homepage des Ensembles.

Christoph H. Winter

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