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Theater in Potsdam: Zehn bleiben, 15 kommen

Die designierte Intendantin Bettina Jahnke stellt ihr künftiges Team vor – dabei lässt sie ein paar Fragen offen. Beim Oberthema der ersten Spielzeit sorgt sie allerdings schon für Klarheit.

Das Thema der ersten Spielzeit von Potsdams designierter Intendantin Bettina Jahnke ist nur ein Flüstern hinter vorgehaltener Hand: Haltung! Nur ein Wort, und auch das ist schon ein Zugeständnis. Denn eigentlich will Bettina Jahnke nicht über Inhalte reden. Noch nicht. Sondern über das künstlerische Team, das sie jetzt in großen Teilen für ihre im Sommer 2018 beginnende Intendanz gebildet hat.

Reden wir also über Personalien. Und reden wir nicht zuerst über die im Rampenlicht. Reden wir zunächst über die Frau, die da in der Theaterklause in der Zimmerstraße neben Bettina Jahnke sitzt. Zweimal pro Woche trifft sich hier das künftige Leitungsteam des Hans Otto Theaters (HOT) für seine Dramaturgiesitzungen. Bettina Jahnke nennt ihre Dramaturgen ihre „Think Tanks“. Bettina Jantzen wird der Kopf dieser Denk-Tanker, Potsdams neue Chefdramaturgin. Geboren 1969 in Dresden, ist sie seit 1995 Dramaturgin am Staatstheater Cottbus. Bettina Jahnke kennt sie seit ihrem Studium der Theaterwissenschaft in Leipzig. Damals hieß die Schule noch „Hans Otto“.

Fürs Foto stellen sich Bettina Jahnke und Bettina Jantzen also gerne nebenan vor das ehemalige Theater in der Zimmerstraße, an dem noch der Name Hans Ottos steht. Hans Otto gehört, wo die beiden aufeinandertreffen, einfach mit ins Bild. Auch der Regisseur Christoph Schroth, beider Mentor, war 1965 Absolvent in Leipzig. Und knapp 30 Jahre später war er als Intendant der Grund, dass sich Bettina Jahnke und Bettina Jantzen in Cottbus trafen – die Erste als Regieassistentin, die Zweite als Dramaturgin. Beide waren an den „Zonenrandermutigungen“ beteiligt, für die Cottbus damals berühmt war: Theaterspektakel bis unters Dach. Dann gingen sie getrennte Wege. Bettina Jahnke arbeitete als freie Regisseurin bundesweit, wurde dann in Neuss Intendantin. Bettina Jantzen blieb in Cottbus, „hielt die Stellung“, wie Jahnke sagt. Verantwortete die Heimatrecherche „Heimat-Spektakulum“ und die Wende-Recherche „Das Cottbus-Projekt“.

„Auch für Potsdam suchen wir nach Wegen, um die vielfältige Stadt zwischen Berliner Vorstadt und Schlaatz zu zeigen“, sagt Bettina Jantzen. Konkreter wird sie noch nicht. Wie genau das passieren soll, mit welchen Formaten, welchen Stücken, das diskutieren sie in den wöchentlichen Dramaturgiesitzungen. Neben Natalie Driemeyer, bislang Theater Bremen, und Alexandra Engelmann, bislang Landestheater Neuss, sitzen da auch Christopher Hanf und Carola Gerbert mit am Tisch – zwei Dramaturgen, die den Potsdamer Spielbetrieb auf eigene Weisen stark geprägt haben. Carola Gerbert ist in verschiedenen Positionen seit 1987 am Hans Otto Theater beschäftigt und unter anderem für die Winteroper zuständig, die es weiterhin geben wird – ebenso übrigens wie die Kooperation mit der Filmuniversität Babelsberg. Ob es auch den von Christopher Hanf betreuten „Refugees Club“ weiterhin geben wird? Bettina Jahnke wiegt den Kopf: unklar. Klar ist: Mit Christopher Hanf hat sich Bettina Jahnke bewusst jemanden ins Boot geholt, der sich intensiv mit Migration und Flucht beschäftigt, der rückhaltlos neue Formate ausprobiert.

Um die angekündigte Bürgerbühne auf die Beine zu stellen, wird Michael Böhnisch den Bereich der Theaterpädagogik verstärken. Zusammen mit Manuela Gerlach soll er die Bühne leiten. Die Stelle des Ausstattungsleiters war am HOT lange unbesetzt, das soll anders werden: Mit dem Bühnen- und Kostümbildner Juan Léon holt sich Jahnke jemanden ins Team, mit dem sie schon mehrfach gearbeitet hat.

An anderen Personal- Stellen setzt Bettina Jahnke auf Intuition. Die Schauspielerin Franziska Melzer, die derzeit in Elternzeit ist, hat sie nie auf der Bühne gesehen, und ihr dennoch einen Vertrag angeboten. Franziska Melzer ist eine von zehn derzeitigen Ensemblemitgliedern, die bleiben werden. Zunächst für ein weiteres Jahr. Wie bereits bekannt war, erreicht Rita Feldmeier nach Jahnkes erstem Jahr das Rentenalter und bleibt dem Ensemble bis dahin erhalten – mindestens. Sie ist ebenso wie Philipp Mauritz, der seit mehr als 15 Jahren am Theater ist, unkündbar. Auch René Schwittay, der in vielen großen Rollen („Urfaust“, „Volksfeind“, „Iwanow“) überzeugte und Jon-Kaare Koppe, der zurzeit als "Nathan" auf der Bühne zu sehen ist, werden übernommen: Marie Fischer (Jahrgang 1993), Jonas Götzinger (Jahrgang 1991), die erst seit dieser Spielzeit im Ensemble sind und sich bislang kaum profilieren konnten – anders als Moritz von Treuenfels, dessen „Homburg“ ahnen ließ, warum man ihn hier behalten will. Auch Katrin Hauptmann und Arne Lenk wurden übernommen.

Viele der anderen werden fehlen, einige schmerzlich. In Potsdam fehlen werden Rafael Rubino und Nina Gummich, die nicht verlängern wollten. Fehlen wird auch Bernd Geiling, der seit 2009 zu den Charakterköpfen im Ensemble zählte. Fehlen wird Marianna Linden, die zuletzt eine großartige Medea war. Fehlen wird Meike Finck. Fehlen wird Denia Nironen, von der man gern mehr gesehen hätte. Warum die künftige Leitung gerade diese starken Spielerinnen und Spieler ziehen ließ, wird – hoffentlich – die neue Spielzeit beantworten, wenn sich weitere 15 Spieler, darunter drei aus Neuss, in Potsdam vorstellen. Wer die Neuen sind, das will Bettina Jahnke im Mai verraten. Lena Schneider

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