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Ringen um die Wahrheit. Richter Adam (Teo Vadersen) und Marthe Rull (Gundi-Anna Schick)

© Poetenpack/ Kroeger

Kultur: Theater im Garten der Alexandrowka Das Poetenpack spielt „Der zerbrochene Krug“

Es hat schon viele besondere Potsdamer Orte in Theaterräume verwandelt. Das Poetenpack bespielte die Belvederes auf dem Pfingst- und auf dem Klausberg, war in der Französischen Kirche und der Kirche am Neuendorfer Anger zu Gast, verzauberte den Gartenpavillon und das Heckentheater im Park Sanssouci und den Q-Hof in Potsdam West.

Es hat schon viele besondere Potsdamer Orte in Theaterräume verwandelt. Das Poetenpack bespielte die Belvederes auf dem Pfingst- und auf dem Klausberg, war in der Französischen Kirche und der Kirche am Neuendorfer Anger zu Gast, verzauberte den Gartenpavillon und das Heckentheater im Park Sanssouci und den Q-Hof in Potsdam West. Am 25. und 26. August ist das 1999 gegründete freie professionelle Theater nun erstmals im Garten des Museums Alexandrowka zu sehen. In der idyllischen Abgeschiedenheit des Lennéschen Garten zeigt es unter Obstbäumen und zwischen Beerensträuchern das komödiantische Stück „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist.

In die Rolle des Dorfrichters Adam schlüpft der vielseitig agierende Schauspieler Teo Vadersen. Dieser Adam hat eine schlimme Nacht hinter sich, ist verletzt und versucht seinen Zustand mit einer absurden Geschichte zu erklären. Vor dem Eintreffen des Gerichtsrates Walter, der für sein hartes Durchgreifen bekannt ist, muss Adam zu allem Übel das Verschwinden seiner Perücke feststellen. Es beginnt ein Gerichtstag, an dem sich Adam selbst immer tiefer in immer unglaubwürdigere Lügen verstrickt. Die Verhandlung dreht sich scheinbar um eine Lappalie, nämlich den zerbrochenen Krug der Marthe Rull. Doch es geht um mehr. Eine Verlobung steht auf dem Spiel, die Ehre der jungen Eve ist lädiert, ein nächtliches Gefecht muss entwirrt werden und die Fußspuren des Teufels werden entdeckt. Für Dorfrichter Adam wird es ein schwieriger Prozess, denn die Anwesenheit des Gerichtsrates macht es ihm unmöglich, einen Schuldigen zu bestimmen, ohne dabei selbst in die Schusslinie zu geraten.

„Der zerbrochene Krug“ ist eine handfeste Komödie voller Sprachwitz und bäuerlicher Derbheit. Ein Kampf um Ehre und Gewissen gegenüber einem trickreichen und lügnerischen Amtsinhaber, der sich einfallsreich bemüht, die Dinge anders erscheinen zu lassen als sie sind, der Meineid auf Meineid schwört, und am Ende zu einem bemitleidenswerten Helden wird.

In der Rolle des Gerichtsrates Walter ist Andreas Hueck zu sehen, der auch Regie führt. Gundi-Anna Schick spielt die Marthe Rull, eine Frau, die sich zu wehren versteht.

Den Anstoß zum Schreiben erhielt Kleist 1802 bei seinem Aufenthalt in der Schweiz durch einen Kupferstich. Kleist schrieb in dem erst nach seinem Tod gedruckten Entwurf zu einer Vorrede: „Diesem Lustspiel liegt wahrscheinlich ein historisches Factum, worüber ich jedoch keine nähere Auskunft habe auffinden können, zum Grunde. Ich nahm die Veranlassung dazu aus einem Kupferstich, den ich vor mehreren Jahren in der Schweiz sah. Man bemerkte darauf – zuerst einen Richter, der gravitätisch auf dem Richterstuhl saß: vor ihm stand eine alte Frau, die einen zerbrochenen Krug hielt, sie schien das Unrecht, das ihm widerfahren war, zu demonstrieren ... “

Im Jahr darauf brachte er in Dresden die ersten Szenen zu Papier. Nachdem er das Stück in Berlin und Königsberg vollendet hatte, ließ er 1808 im Märzheft des „Phöbus“ ein Fragment drucken. Um dieselbe Zeit wurde „Der zerbrochene Krug“ bei der Uraufführung im Weimarer Hoftheater ausgepfiffen, ein Misserfolg, zu dem auch Goethes Aufteilung des Einakters in drei Akte beigetragen hatte. Die vollständige Druckfassung erschien 1811 in Kleists Todesjahr. Ein Jahrzehnt später setzte der Erfolg ein: Schon bald gehörte die Rolle des Dorfrichters Adam zu den größten und begehrtesten Charakterrollen des deutschen Dramas.Heidi Jäger

Zu sehen am Samstag, den 25. August, um 19 Uhr, Sonntag, 26. August, 17 Uhr, im Garten des Museums Alexandrowka, Russische Kolonie, Alexandrowka 2, Karten kosten im Vorverkauf 19 Euro, an der Abendkasse 22 Euro, Tickets unter www.theater-poetenpack.de

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