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Kultur: Tanz – Klassik

Fabrik: Choreografen mit Musikklassikern

Nach einer längeren Winterpause – inzwischen wurde unter anderem das Café renoviert – lädt die fabrik heute und morgen zu ihrem diesjährigen ersten internationalen Tanzprojekt ein. Vier Gruppen aus Frankreich, Kanada und Deutschland haben „Klassiker“ der Musik – von Bach über Schubert bis Dave Brubeck – als Ausgangspunkt für ihre ganz unterschiedlichen Erkundungen in Sachen zeitgenössischer Tanz trifft auf „klassische“ Musik genommen und werden in einem zweistündigen Abend ihre sehr unterschiedlichen Handschriften präsentieren.

Die Potsdamer Dance Company Oxymoron erzählte bereits im vergangenen Jahr ihre Version von Franz Schuberts „Der Tod und das Mädchen“. Doch an diesem Wochenende wird der junge Hip-Hop-Star „U-Gin“ in die Rolle schlüpfen, die ursprünglich der Schauspieler Moritz Führmann verkörperte. Die Geschichte einer verlorenen Liebe wird in einem gewohnt unkonventionellen Mix unterschiedlichster Tanzstile – Krump, Ballett, Modern- und Streetdance - erzählt.

Von Schubert ließ sich auch das Tanztheater Bremen inspirieren, das mit dem israelischen Choreografen Emanuel Gat eine ganz besondere Fassung der „Winterreise“ erarbeitete. Gat, der selbst Musik studierte und eigentlich Dirigent werden wollte, hat dazu zwei asiatische Tänzer verpflichtet, die die Zartheit und Eleganz der Musik kongenial verkörpern werden. Wie alle anderen Gruppen tanzen auch die Protagonisten vom „Tiger Princess Dance Projekt“ aus Toronto im Duett, das hier aus zwei sehr gegensätzlichen Tänzern besteht. SIE misst gerade mal einen Meter fünfzig während ER sie um mehr als Haupteslänge überragt. Diese span-nungsvolle „körperliche“ Reibung wird allerdings zu Bachs Violinenkonzert in a-Moll zu erleben sein.

Zu Livemusik – inspiriert von den Kompositionen des Jazzpianisten Dave Brubeck – werden hingegen der Italiener Ennio Sammarco und die Belgierin Dominique Duszynski von der französischen „Association Woo“ tanzen. Die beiden Choreografen und Tänzer, die sich schon sehr lange kennen, aber hier zum ersten Mal gemeinsam tanzen, erzählen im Gespräch begeistert von ihrem spannenden Arbeitsprozess. Nicht nur, dass beide jenseits der vierzig sind, und wie Dominique sagt, „sich wie ein Buch mit vielen Blättern oder als Wein mit vielen Nuancen“ begreifen, auch ihre Liebe zur Bewegung und zum Spiel haben sie gemeinsam. Der deutlich jüngere Rockmusiker Josselin Varengo, der ebenfalls zum ersten Mal mit beiden gemeinsam arbeitet, erlebte zudem den Generationen- und Kulturunterschied als sehr befruchtend.

Ennio Sammarco und Dominique Duszynski, die selbst lange bei Pina Bausch tanzte, erzählen noch, dass das Publikum sowohl in Grenoble als auch in Brasilien an einem Punkt auf ihr knapp halbstündiges Duett immer gleich reagierte. Welcher das sei, wollten sie vor der Deutschlandpremiere von „Barroco“ jedoch noch nicht verraten. Nur so viel, dass sich in ihrem unbeschwerten und „beswingten“ Stück Feuer und Wasser durchaus die Waage halten. Astrid Priebs-Tröger

„Tanz trifft Klassik“ heute und morgen, jeweils 20 Uhr in der fabrik, Schiffbauergasse

Astrid Priebs-TrögerD

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