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Kombinieren gern Wut und Spaß: Strom&Wasser um Heinz Ratz.

© promo/Linn Marx

Strom&Wasser im Spartacus: Die Welt ein bisschen besser machen

Strom&Wasser spielen am Samstag im Spartacus. Support gibt es von der Potsdamer Band Hasenscheisse

Mit Mainstream hat das, was das Musikprojekt Strom&Wasser um den Musiker Heinz Ratz da auf die Beine stellt, überhaupt nichts zu tun – wohl aber mit dem Willen, die Welt ein bisschen besser zu machen. Das kann man mit dieser Musikmischung aus Ska, Polka, Punk und herkömmlichen Liedermacher-Elementen zwar versuchen – aber die Gefahr, damit im breiten Strom der Unterhaltungsindustrie unterzugehen, ist groß. Und was nützen Worte, wenn man ihnen nicht auch Taten folgen lässt?

Strom&Wasser verbinden Worte und Taten. Am Samstag ist das Musikprojekt im Spartacus auf dem Freiland-Gelände zu Gast, unterstützt von der Potsdamer Band Hasenscheisse – die sich ja eher dem Halligalli verschrieben hat. „Die intellektuelle Jazzfraktion und die Gute-Laune-Bauern?“, lacht Hasenscheisse-Sänger Christian Näthe. Von wegen: Man hat schon mehrmals zusammen musiziert, außerdem stammt die Inspiration zum Song „a-Moll“ von Heinz Ratz.

Strom&Wasser sind nicht nur durch mitreißende Musik und mehr als 1500 Konzerte bekannt, sondern auch für ihre politischen Aktionen. Den „Moralischen Triathlon“ etwa, den Heinz Ratz 2008 startete. Der begann mit dem „Lauf der Kälte“ im Januar, bei dem Ratz mehr als 1000 Kilometer von Dortmund nach München zu Fuß zurücklegte – und mit mehr als 30 Konzerten versah. Schnell schlossen sich ihm Menschen an, und Musiker wie Stoppok oder Götz Widmann unterstützten ihn mit Gastauftritten. Der Erlös kam Obdachlosenprojekten zugute. 2009 dann die „Lee(h)re der Flüsse“. Diesmal legte Ratz über 800 Kilometer schwimmend in deutschen Flüssen zurück, zugunsten regionaler Artenschutzprojekte und der Naturschutzorganisation BUND – und wieder gab es Konzerte an Flussufern, unterstützt unter anderem von Konstantin Wecker. Als dritte Aktion folgte die „Tour der 1000 Brücken“: Zugunsten von „Pro Asyl“ fuhr Ratz mehr als 7000 Kilometer mit dem Fahrrad durch die Republik und machte gemeinsam mit Geflüchteten in deren Lagern Musik. Aus dieser Reise entstand wesentlich mehr: Ratz lernte Menschen kennen, die in ihrer Heimat berühmte Musiker waren, hier jedoch völlig abgeschottet waren, und lud sie in ein Hamburger Studio ein. Die Band The Refugees wurde so bekannt, dass Ratz dafür die Integrationsmedaille der Bundesregierung verliehen bekam. 2014 folgte die „Women in Exile“-Floßtour durch Deutschland, gemeinsam mit geflüchteten Frauen – das Floß legte auch am Waschhaus an.

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Jetzt gibt es nicht nur das neue Album „Herzwäsche“, sondern eine neue Aktion: die Gründung des „Büros für Offensivkultur“, kurz BOK, die Ratz zusammen mit Liedermacher Konstantin Wecker einfädelte. „Wir wollen eine musikalische Eingreiftruppe schaffen, die innerhalb 24 Stunden vor Ort sein kann, wenn es irgendwo brennt“, sagt Ratz zu dem Projekt. Und damit das funktioniere, brauche man eben Leute vor Ort, ein bundesweites künstlerisches Netzwerk – als direkte Reaktion etwa auf brennende Flüchtlingsheime oder Umweltschweinereien. Hat Ratz das Gefühl, dass sich diese Eskalationen in letzter Zeit häufen? „Gerade deswegen muss man was tun“, sagt Ratz. „Wenn man erst mal in Bewegung ist, schließen sich viele an.“ Oliver Dietrich

Strom&Wasser und Hasenscheisse am 19. November ab 20 Uhr im Spartacus, Friedrich-Engels-Str. 22

Oliver Dietrich

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