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Kultur: Strahlende Altlasten vor der Haustür Ökofilm „Yellow Cake“ im Filmmuseum

In Fukushima mühen sich die Japaner seit knapp vier Wochen, die Folgen des jüngsten atomaren Unfalls einigermaßen zu beherrschen. Gerade mal ein Vierteljahrhundert nach Tschernobyl ereilte uns ein weiterer GAU, der sich laut Statistik eigentlich nur alle zwei Millionen Jahre ereignen dürfte.

In Fukushima mühen sich die Japaner seit knapp vier Wochen, die Folgen des jüngsten atomaren Unfalls einigermaßen zu beherrschen. Gerade mal ein Vierteljahrhundert nach Tschernobyl ereilte uns ein weiterer GAU, der sich laut Statistik eigentlich nur alle zwei Millionen Jahre ereignen dürfte. Beide Störfälle haben Deutschland zum Glück nur „gestreift“ und so gehen viele Menschen kurze Zeit danach wieder zur Tagesordnung über. Doch auch wir haben radioaktiv strahlende Landschaften direkt vor unserer Haustür.

Das wurde jedem Zuschauer eindringlich vor Augen geführt, der am Mittwochabend im Rahmen der 6. Ökofilmtour den Dokumentarfilm „Yellow Cake. Die Lüge von der sauberen Energie“ von Joachim Tschirner ansah. Tschirner dokumentiert darin, dass nicht erst die Un- und Abfälle die Atomenergie zu einer äußerst teuren und zudem unbeherrschbaren Technologie machen, sondern dass bereits die Urangewinnung viele Risiken birgt und dauerhaft strahlende Altlasten hinterlässt.

Damit greift er ein Thema auf, das in den öffentlichen Diskussionen bisher kaum eine Rolle spielt und so ist es kein Wunder, dass sein engagierter Streifen bisher weder im Kino noch im Fernsehen gezeigt wird. Der Dokumentarfilmer begleitet seit zehn Jahren ein gigantisches Projekt: die Sanierung der ehemaligen sowjetisch-deutschen AktiengesellschaftWismut in Thüringen und Sachsen. Diese unterlag strengster Geheimhaltung und durch sie war Deutschland einst der drittgrößte Uranproduzent der Welt. Seit 1990 wird unter anderem die Landschaft um Gera/Ronneburg, die gigantische Mengen radioaktiven Mülls beinhaltet, mit bisher mehr als sechs Milliarden Euro Steuergeldern saniert. Und ein Ende ist nicht abzusehen. Zuletzt war in der Presse die Rede davon, es bis 2040 geschafft zu haben.

Doch der Film „Yellow Cake“ (ein gelbes pulverförmiges Gemisch von Uranverbindungen) blickt nicht nur nach Deutschland. Er zeigt Uranminen in Namibia, in Australien und in Kanada. Und, es ist überall das Gleiche. Die Menschen, die dort arbeiten, wissen, wie die ehemaligen DDR-Bergleute, kaum etwas über die Gefahren der Strahlung, der sie tagtäglich ausgesetzt sind. Sie wollen schnell gutes Geld verdienen oder überhaupt Arbeit haben und wenn die Minen ausgebeutet sind, gibt es zumeist keine Verpflichtung für die multinationalen Konzerne, die Umwelt zu sanieren. Die angeblich saubere Atomenergie braucht schon bei ihrer Rohstoffgewinnung riesige Mengen von Frischwasser, hinterlässt, neben „Mondlandschaften“ aus Abraum, Unmengen giftiger Schlämme, die in sogenannten Tailings gelagert werden und das Grundwasser oder wie in Kanada ganze Seen kontaminieren können.

In dem fast zweistündigen Dokumentarfilm wurden diese Fakten eindringlich dargestellt, sodass auch Zuschauer, die sich bisher kaum mit der Thematik befasst haben, ein Bild machen konnten. Und Tschirner gab in der informativen, manchmal etwas ausufernden Diskussionsrunde im Anschluss jedem den Ratschlag, sich nicht auf „Fachleute“ zu verlassen, die immer wieder mit Zahlen und Argumenten „aufklären“ wollen. „Der normale Menschenverstand reicht“, sagte er im Hinblick auf Goethes „Zauberlehrling“, diese Technologie nicht weiter zu verfolgen. Die Veranstalter der Ökofilmtour wollen indes Klaus Töpfer, der gerade zum Vorsitzenden der Ethikkommission ernannt wurde, eine Yellow-Cake-DVD schicken, um die Altlasten des Uranbergbaus auch dort publik zu machen. Und vielleicht gibt es hierzulande bald mehr Menschen, die, wie der Aborigines-Häuptling im Film, lieber sauberes Wasser und ein schönes Land haben wollen, als unermesslich reich zu werden. Astrid Priebs-Tröger

Joachim Tschirner: Yellow Cake. Die Lüge von der sauberen Energie, 2010, www.yellowcake-derfilm.de

Am 12. April um 19 Uhr wird die Ökofilmtour 2011 im Filmmuseum mit der Preisverleihung beendet

Astrid Priebs-Tröger

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