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Warmherzigkeit und Dämönie. Rolf Hoppe beherrscht alle Tonlagen.

© dpa

Stimme aus Dresden: Rolf Hoppe wird 80

Wenn bei der DEFA ein Schurke von besonderer Niedertracht gesucht wurde, riefen alle sofort: Hoppe! Am heutigen Montag wird Rolf Hoppe, der Bäckermeistersohn aus dem Harz, achtzig Jahre alt.

Die Eingeweihten sagen und schreiben nur 3hfa. Es ist nicht leicht, Texte zu lesen, in denen immer wieder ein 3hfa vorkommt. Bis man es plötzlich weiß: 3hfa heißt natürlich „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Keine Weihnacht ohne diesen Märchenfilm, der selbst wie ein Märchen ist. Keine Weihnacht ohne Rolf Hoppe auf allen Kanälen!

Der tschechische Regisseur Vaclav Vorlicek hatte 1973 noch die Rolle des Königs frei und da es eine Koproduktion mit der DEFA werden sollte, nahm er schließlich Hoppe, weil der – fand Vorlicek – so schöne blaue Augen hatte. Sollte einer mit solchen Augen nicht ein guter König sein?

Was Vorlicek nicht wusste: Wenn bei der DEFA ein Schurke von besonderer Niedertracht gesucht wurde, riefen alle sofort: Hoppe! Ja, vielleicht war der Bäckermeistersohn aus dem Harz der größte Fiesling der DDR. Ein staatlich anerkannter Feind der Menschheit. Auch Rolf Hoppes Kinder merkten das bald, wenn sie in der Schule wieder mal nicht mitspielen durften. Ihr Vater wollte die Indianer ausrotten! Und nur die Gutrothaut Gojko Mitic konnte das jedes Mal – in „Weiße Wölfe“ (1969), „Tödlicher Irrtum“ (1970), „Apachen“ (1973) – im letzten Augenblick verhindern.

Vielleicht lag es an der Stimme. An dieser leisen durchdringenden kehligen Tonlosigkeit, mit der er schließlich als Hermann Göring in Istvan Szabos „Mephisto“ auftrat. Klaus Maria Brandauer und Rolf Hoppe in einem unvergesslichen Grundkurs Dämonie. Und es ist genau so, wie man es hört: Eigentlich hat dieser Hoppe gar keine Stimme oder nur eine Zweit-, eine Ersatzstimme.

Seine Stimme verlieren: Welch ein Trauma für einen Schauspieler! Dem zum Schauspiel desertierten Bäckermeisterssohn, der selbst gelernt hatte, Brötchen zu backen, aber jetzt die viel größeren des Lebens backen wollte, widerfuhr die Stimmlippenlähmung gleich nach dem Studium. Sein Schicksal schien entschieden. Aber Hoppe ging statt zurück in die Backstube zum Zirkus. Bis der Ehrgeiz der Stimmbildner ihm schließlich das gab, was ihn unverwechselbar machen würde: eine über Jahrzehnte bühnen- und filmfähige Nichtstimme.

Obwohl es auch in seinem Falle wie bei jedem großen Schauspielers immer wieder genügt, wenn er nur einen Raum betritt und jemanden anblickt. Und die größte Faszination sammelt sich in dem stummen Augenblick, bevor er spricht. Wie seine blauen Vater-Augen in Schamonis „Frühlingssinfonie“ (1983) auf diesem unmöglichen Schwiegersohn Robert Schumann (Herbert Grönemeyer) lagen! So ganz anders als in 3hfa auf der möglichen Schwiegertochter. Es lebe der gute König! Am heutigen Montag wird Rolf Hoppe achtzig Jahre alt.

Hoppe-Werkschau im Babylon vom 14. Dezember bis 12. Januar. Zur Eröffnung am 14. Dezember mit „Frühlingssinfonie“ spricht Knut Elstermann mit dem Jubilar.

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