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Kultur: „Stilles Chaos“

Filmreihe: „Quo vadis, Italia?“ im Filmmuseum

Federico Fellini, Vittorio de Sica und Sergio Leone sind klangvolle Namen der italienischen Filmgeschichte. Stars wie Sophia Loren, Marcello Mastroianni oder Claudia Cardinale sind nicht nur hierzulande berühmt. Doch zwischen den späten 70ern bis Mitte der 80er Jahre erlebte das italienische Kino eine lange Periode der Krise. Aber spätestens seit 1990 Guiseppe Tornatore mit „Cinema Paradiso“ einen Oscar gewann, ging es mit dem italienischen Kinofilm wieder bergauf. Davon können sich jetzt zehn Tage lang Potsdams Filmfreunde überzeugen, denn im Filmmuseum werden sechs ganz unterschiedliche Produktionen aus den vergangenen drei Jahren gezeigt.

Begonnen wurde die Reihe „Quo vadis, Italia?“, die in Zusammenarbeit mit IL Ponte, der Brandenburgischen Gesellschaft der Freunde Italiens, entstand, mit „Stilles Chaos“ von Antonio Luigi Grimaldi. Dessen Anfangszenen zeigen Italien, wie es auch deutsche Urlauber kennen und mögen. Aber schnell bricht in die Sommeridylle das „wahre Leben“ in Gestalt eines tödlichen Unfalls ein und der Hauptheld Pietro ist nicht nur seine Frau, sondern auch sein bisheriges Lebensgefühl los. Ein halbes Jahr lang sitzt der erfolgreiche TV-Manager vor der Schule seiner kleinen Tochter und tut nichts anderes, als auf deren Unterrichtsschluss zu warten. Dass er mit seiner Trauerarbeit der besonderen Art selbst viel einfühlsamer und lebendiger wird, ist nicht nur wegen der Schauspielkunst Nanni Morettis überaus sehenswert, sondern besticht zudem durch seinen stillen Humor.

Große stilistische Vielfalt und einen kritischen Blick auf die gegenwärtige italienische Gesellschaft und nicht zuletzt anspruchsvolle Unterhaltung verspricht die Kuratorin der Filmreihe, Britta Kretschmer. Zu sehen sind nicht nur der Thriller „Der Besitz“ von Sergio Rubini, der sich mit den Themen Familie und Identität auseinandersetzt sondern auch das Sozialdrama „Tage und Wolken“ von Silvio Soldini, das den sozialen Abstieg eines Mittelstandspaares präzise beobachtet. Die Komödie „Nicht daran denken“ spiegelt indes die Höhen und Tiefen im Leben eines Musikers, dem mit seiner Punkrockband der große musikalische Durchbruch bisher versagt blieb.

Der vielfach ausgezeichnete Spielfilm „Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra“ von 2008 basiert auf Roberto Savianos Reportageroman über das organisierte Verbrechen in Süditalien und zeigt wahrscheinlich die düsterste Vision des heutigen Italiens. Regisseur Matteo Garrone drehte mit Laienschauspielern an Originalschau-plätzen und entfaltet das alltägliche Grauen in den slumartigen Gegenden um Neapel in beeindruckenden Momentaufnahmen. Der einzige Dokumentarfilm im ambitionierten Programm ist Daniele Vicaris „Mein Land“, der dem hiesigen Zuschauer ein facettenreiches Bild von einem gespaltenen, von der Globalisierung gezeichneten Land präsentiert, fern jeglicher Postkartenromantik.

Astrid Priebs-Tröger

„Quo vadis, Italia?“ bis 26. April im Filmmuseum

Astrid Priebs-TrögerD

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