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Kultur: Sterntaler-Engel und Jesuskinder

Ausstellung der Kunstschule Potsdam im Truman-Haus zu 1000 Jahre Christentum in Brandenburg

Ausstellung der Kunstschule Potsdam im Truman-Haus zu 1000 Jahre Christentum in Brandenburg Zwölf riesige Banner mit stilisierten Fischen, Gesichtern, Kreuzen, Signets moderner Bedientastaturen, Dollars, Euros und Schlangen wehen den Besuchern des Babelsberger Truman-Hauses entgegen. Geht man weiter, begegnen einem sechs Bischöfe aus Pappmaché, ausdrucksstarke Mariencollagen mit Jesuskindern, von denen eines schon mal eine grüne Totenkopfmaske trägt und von Schnipseln aus Pralinenpapier und Kinderüberraschung gerahmt ist oder ein orange-blauer„Sterntaler-Engel“ mit Flügeln aus Weidenruten, die mit Pergament überzogen sind. „Der Zustand der kulturellen Bildung in Deutschland ist lausig“. Mit diesem Satz eines Mitglieds aus Angela Merkels Kompetenzteam eröffnete am Donnerstagabend Hajo Cornel vom Brandenburgischen Kulturministerium die Ausstellung „Signo-Collectione Presente et Perfecte“ der Kunstschule Potsdam im Atrium des Neubaus des Babelsberger Truman-Hauses. Der Ort wie das Zitat waren gut gewählt. Das Zitat, weil die Kunstschule Babelsberg einer der wenigen verbliebenen Orte ist, an dem Kinder und Jugendliche, außerhalb von Schulen, kulturelle und soziale Bildung mit allen Sinnen erfahren können und damit wirkungsvoll und nachhaltig die kulturelle Verödung bekämpft wird. Der Ort, weil die Friedrich-Naumann-Stiftung nicht nur diesen „Bürotempel“ besitzt, dessen weiße Wände regelrecht nach Ausstellungen rufen, sondern sich auch mit der Zukunft von Schule in der sich verändernden Wissensgesellschaft auseinandersetzt. Die Ergebnisse des vergangenen Kunstschuljahres zum Thema „1000 Jahre Christentum in Brandenburg“ und des traditionellen Sommerworkshops in Siethen, an dem neben Brandenburger Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 22 Jahren auch Jugendliche aus Dänemark und Polen teilnahmen, müssten den zitierten Herrn eines Besseren belehren. Aber Potsdam ist ja nur ein kleiner Teil von Deutschland ... Entstanden ist ein sozusagen multimediales Gesamtkunstwerk auf drei Etagen aus Collagen, Plastiken, Seiden-Fahnen, Ritterrüstungen und Pferdeschabracken. Diese fanden sich zum Abschluss des Projektes in Siethen zu einer großen Prozession zusammen, die dann noch von der eigens komponierten Musik Michael Schenks vom „klangforum brandenburg“ untermalt wurde. Die Fotos dieses Ferien-Höhepunktes kann man noch bis zum 15. Oktober im Untergeschoss bewundern. Und bewundern muss man auch das Engagement der Künstler Monika Olias, Christa und Peter Panzner, Peter Bause und Kirsten Lehmbäcker um Kunstschulleiterin Thea Moritz, die in vier Tagen mit einfachsten Materialien und Techniken so viel Schöpfungskraft aus den Kindern bei einem eigentlich sperrigen Thema herauslockten. In diesem Jahr nahmen auch erstmalig 12- bis-14-Jährige aus Siethener Kinderheim teil, die sich unter der Leitung von Peter Bause in richtige Haudegen – also Ritter – verwandelten. Auch das ein Gewinn für alle Beteiligten und von kultureller Verödung keine Spur. Und damit das so bleibt, hat der Vertreter des Kulturministeriums weitere Förderung versprochen, „denn eine Kunstschule zu besuchen, ist ein schönes Privileg, ein Privileg, dass allen offen stehen soll“, so Hajo Cornel.Astrid Priebs-Tröger Heute lädt der Kurs Experimentelle Malerei der Kunstschule von 20 bis 1 Uhr zur langen Nacht des Malens ein.

Astrid Priebs-Tröger

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