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Staatsorchester spielte Ligeti und Beethoven: Die magische Wirkung von Musik

Wie aus weiter Ferne und in Wellen kamen die Klänge in den Raum. Nach und nach entwickelten sie sich plastisch, wie eine überdimensionale Klangskulptur, in der gut 60 einzelne Stimmen übereinander geschichtet werden.

Wie aus weiter Ferne und in Wellen kamen die Klänge in den Raum. Nach und nach entwickelten sie sich plastisch, wie eine überdimensionale Klangskulptur, in der gut 60 einzelne Stimmen übereinander geschichtet werden. „Lontano“ (Von fern), das Werk für großes Orchester, stammt von dem aus Siebenbürgen kommenden Komponisten György Ligeti. 2006 starb er mit 83 Jahren, zweifellos gehört er zu den Hauptvertretern der modernen Musik.

Das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt (Oder) stellte unter der Leitung von Chefdirigent Howard Griffiths im 7. Sinfoniekonzert am Samstag im Nikolaisaal dem Publikum die 1967 uraufgeführte Komposition Ligetis vor. Die polyphon im Raum aufeinandertreffenden Klangfarbenflächen wirkten in der Wiedergabe des Staatsorchesters höchst lebendig. Differenziert wurden die Farbnuancen ausgehört, sodass vor allem durch das ruhige Tempo, das Griffiths wählte, eine magische Wirkung ausging.

Auf das faszinierende Ligeti-Klangerlebnis folgte die eindrucksvolle Interpretation des Klavierkonzerts Nr. 4 in G-Dur op. 58 von Ludwig van Beethoven durch die junge US-amerikanische Pianistin Claire Huangci. Die ätherisch-lyrische Prägung und die subtilen rhythmischen Impulse des beim Publikum sehr beliebten Werkes haben aber ihre Tücken, um sie überzeugend in Klang zu verwandeln. Sie verlangen von Orchester und der Solistin Virtuosität sowie eine Spielweise, die über eine reine Exekution des Notentextes weit hinausreicht. Claire Huangci spielte ihren Part von Anfang an mit bewegender Poesie und Wärme. Erklangen der erste und der zweite Satz elegisch und lichtfroh, so wusste die Pianistin mit dem überschwänglichen Rondo Vivace ein fröhliches und auch virtuoses Finale zu verleihen. Frei und luftig erklang auch das Staatsorchester unter Howard Griffiths, gleichzeitig schlank und transparent. Bei solch souveränen Partnern verbot sich wie von selbst ein Zaudern und Abwarten. Der Beifall des Publikums war anhaltend. Die Pianistin gab zwei Zugaben von Beethoven und Chopin, Beethovens „Wut über den verlorenen Groschen“ dabei mit überschäumender Virtuosität.

Das Konzertfinale war ebenfalls von Beethoven bestimmt. Mit der Sinfonie Nr.3 in Es-Dur op. 55, bekannt als „Eroica“, wollte der Komponist zunächst dem vermeintlichen Heilsbringer Napoleon ein Loblied singen, doch mit dessen Kaiserkrönung 1804 distanzierte er sich von dem Franzosen. Die Hoffnung auf menschengerechtere Zeiten lässt Beethoven allerdings dann im vierten Satz seiner Sinfonie siegen. Griffiths verstand es, die einzelnen Teile wunderbar zusammenzubinden, steigerte die Spannung durch Tempovariationen und brachte ein fragiles und vieldeutiges Gedankengebäude zum Leuchten. Auch danach war die Zustimmung für das gelungene Konzert groß. Klaus Büstrin

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