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Kultur: Spiel des Lebens

Im Pomonatempel: Irene Dietrichs Stoffcollagen

Der Pomonatempel auf dem Pfingstberg ist an sich schon ein architektonisches Kleinod und einen Besuch wert. Nochmals „aufgewertet“ wird das Schinkel-Bauwerk jedoch durch Ausstellungen, die regelmäßig dort stattfinden und vom rührigen Potsdamer Kunstverein organisiert werden.

Seit Ende Juni ist im kleinen Innenraum eine ganz besondere Exposition zu sehen. Der Besucher muss schon sehr nahe an die Bilder der Potsdamer Künstlerin Irene Dietrich herantreten, um zu bemerken, dass es sich dabei um Stoffcollagen handeln. Denn die 20 Ausstellungsstücke, die in den vergangenen vier Jahren entstanden sind, wirken nicht nur auf den ersten Blick wie Malerei. Das liegt nicht nur an ihrer fließenden Farbigkeit und bemerkenswerten Transparenz, sondern auch an den vielfältig ausgearbeiteten Details.

Die Fächer oder Masken an den dargestellten Figurengruppen sind nicht aufgemalt, sondern aus Stoffmotiven ausgeschnitten und aufgeklebt. Aber genau das – Stoffe und Kleber – sind die einzigen Bestandteile der Bilder Irene Dietrichs, die 1942 geboren, vom Anbeginn ihrer künstlerischen Tätigkeit immer mit Stoffen und Farben zu tun hatte. Nach einer Lehre als Industrieschneiderin studierte sie an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, um dann von 1969 bis 1980 als Bühnenbildnerin am Hans Otto Theater zu arbeiten. Danach wurde sie als Malerin und Buchillustratorin bekannt.

„Spiel des Lebens“ ist ihre aktuelle, sehr sehenswerte Exposition betitelt und einige Bilder zeigen frühlingshafte oder herbstliche Landschaften, mehrere Frauenporträts sowie märchenhaft inspirierte Szenen, wie „Paradiesvögel“ oder „Maskeraden“. Während diese spielerisch und mit Witz daherkommen, zeigt das „Paar“, das in diesem Jahr entstand, wenig Harmonie. Sehr unterschiedliche Farbenergien strahlen die beiden, noch nicht völlig voneinander abgewendeten Gesichter, aus. Und man kann deutlich spüren, was sie sich einmal bedeutet haben könnten. Die Frau ist dabei wesentlich farbiger als der Mann, der fast ausschließlich aus Brauntönen zu bestehen scheint.

Wie es Irene Dietrich in dieser und anderen Szenen gelingt, mittels der Stoffe fein abgestufte Farbklänge entstehen zu lassen, ist bemerkenswert. Collagen wie „Damenrunde“ oder „Kirschblüten“ wirken wie zarte Aquarelle.

Kontrastreicher und formbetonter sind hingegen einige Miniaturen in Dreierserien, die auf kräftigen Stoffuntergründen „verspielte Formen“ oder Fische in ganz unterschiedlichen Konstellationen zeigen. Und bei denen ganz andere Stofftexturen zum Einsatz kommen.

Irene Dietrichs immense Materialkenntnis, verbunden mit einem sensiblen Malerauge, ermöglicht so ganz originäre Kreationen, die es sich unbedingt anzusehen lohnt.

Ausstellung noch bis zum 10. August, jeweils Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr geöffnet: Pomonatempel auf dem Pfingstberg.

Astrid Priebs-Tröger

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