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Um die Aufgaben der Kunst geht es unter anderem beim Potsdamer Sommertheaterstück "The Queens Men" des Hans Otto Theaters.

© promo/Thomas M. Jauk

Sommertheater am Hans Otto Theater: Kopftheater mit Kampfeinlage

Peter Jordans Shakespeare-Komödie „The Queen’s Men“ auf der Sommerbühne beschließt die Spielzeit am Hans Otto Theater. Zauberhaft wird es nur bei kurzen Gesangseinlagen.

Potsdam - Der neue Ort für die Sommerbühne könnte schöner nicht sein. Einmal durch das Theaterhaus hindurch, und dann öffnet sich der Blick auf den Tiefen See und das Grün des Babelsberger Parks. Der letzte Mairegen des Jahres war am Vorabend herabgetröpfelt, der Himmel am Premierenabend am Samstag bleibt blau. Für das kühle Lüftchen vom Wasser her gibt es Kissen und Decken für die Sitzplätze auf dem terrassenförmigen Hang und für die Stuhlreihen ganz vorn.

Die Bühne hat Juan León, der auch die historischen Kostüme für Peter Jordans Shakespeare-Komödie „The Queen’s Men“ entwarf, inmitten des baumbestandenen Ambientes und passend zum See ganz einfach belassen. Schiffsplanken könnten diese leicht gewellten rötlichen Stege sein, die über nach oben hin zu öffnende Klappen verfügen. Auf dem Wasser herrscht reger Bootsverkehr, der aber nicht stört. Der Flatowturm, gegenüber im Park Babelsberg, bildet einfach durch seinen Standort Kulisse, über dem Wasser zieht mehrmals der Fischreiher seine Kreise, und die besten Plätze an diesem ersten Sommerabend sind hier nicht in den ersten Reihen, sondern weiter oben mit Blick auf und über die Bühne zu finden.

Es beginnt mit einer Generalprobe

Und das Stück um die beiden rivalisierenden Schauspielertruppen West Side Boys und Tilney’s Men, das die neue Intendantin des Hauses, Bettina Jahnke, nach ihrer ersten Theatersaison in Potsdam auf die Bühne gebracht hat? Der Autor Peter Jordan hat die Theaterkrise, die in unseren Tagen immer noch und immer wieder Thema ist, mit „The Queen’s Men“ in das London Elisabeths I. und eines noch unbekannten William Shakespeare verlegt. Der Theaterabend beginnt mit der Generalprobe der West Side Boys zu einem Stück, das eventuell den Titel „Hamlet zaudert“ – so mutmaßt die Truppe – tragen könnte. Einziges Requisit ist dann auch der Totenkopf vom Pestfriedhof. Aber bald schon wird klar, dass dieser Vorabend zur Premiere auf ebenso tönernen Füßen steht, wie die Überlegungen zu diesem „Hamlet“ verzweifeltes Rätselraten bleibt. Beim schlappen „Ich mach’s nochmal“ des Prinzen von Helsingör gibt es die ersten Lacher im Publikum. Die Ratlosigkeit der Truppe entlädt sich in Streitereien und Beschimpfungen, ihr Autor Shaunessy Williams hat eine Schreibblockade.

Zu den Aufgaben der Kunst

Im ersten Teil des Abends, vor der Pause, wird viel darüber nachgedacht, was „die Kunst muss“ und was „die Kunst darf“. Das geschieht immer wieder mit Sätzen wie: „Wie sollen wir Schauspieler einen Staat destabilisieren?“ oder „Ich denke grundsätzlich, dass Theater eher unpolitisch sein soll.“ Beim Rufen nach „neuen Formen“ heißt es schließlich: „Wir übergießen unsere nackten Leiber mit Blut und Exkrementen.“ Dieses Zitieren von Unlängst-Dagewesenem und die Suche nach den Möglichkeiten bleibt erst einmal vor allem Kopftheater, vorgetragen im Gehen, Stehen, Sitzen und lässt dabei ein wenig die Spielideen vermissen.

Zauber bei Gesangseinlagen

Dem Auftritt der Königin Elisabeth I., die das Regieren, einschließlich der Hofintrigen und des Konfliktes mit ihrer Kollegin Maria Stuart in Schottland, satt hat und nun die Nähe des Volkes sucht, gibt Katja Zinsmeister einige Präsenz. Ihren temperamentvoll-witzigen Einstieg, mit dem sie das Publikum gewinnen kann, vermag sie in ihrer Verkleidung als Clown nicht zu halten. Hier erschöpft sich ihr Spiel in wenigen, zu einfachen Gesten, bis sie schließlich enttarnt und bis auf die Unterkleider entkostümiert wird. So spielt sie die Julia beim Rundgang durch die Shakespeare-Dramen an diesem Abend, die sich in „ihren“ Romeo Shaunessy Williams (Moritz von Treuenfels) zumindest andeutungsweise verliebt. Ein kleiner plötzlicher Zauber kommt auf, als Katja Zinsmeister „Greensleeves“ anstimmt und noch einmal, als Moritz von Treuenfels allein mit seiner Gitarre und Gesang auf der Bühne steht.

Elegant-sportliche Kampfkunst

Nach der Pause, als die Queen erst einmal im Tower landet und, aus dem Gefängnis befreit, zur Schirmherrin der einstigen West Side Boys – jetzt also Queen’s Men – wird, geht es vor allem turbulent zu. Die Potsdamer Ballettmeisterin Marita Erxleben hat mit den Schauspielern einen Spanischen Tanz einstudiert, der gut in diesen Sommerabend am See zwischen die mal grün, mal violett angestrahlten Bäume passt, die die Bühne rahmen. Zum Trubel gehören einige Fechtszenen (Kampfchoreografie: Eduard Burza), bei denen es elegant-sportlich zugeht und weder rumpelt noch kracht. Dieses Sommertheater und damit auch die Spielzeit 2018/2019 am Hans Otto Theater endet mit freundlichem Applaus.

Das Stück wird vom 6. bis zum 14. Juni jeden Abend um 20 Uhr aufgeführt, zum letzten Mal ist es am 15. Juni um 18 Uhr zu sehen. Karten kosten zwischen 30,80 Euro und 36,30 Euro, Ermäßigungen gibt es unter anderem für Schüler und Studierende, Schwerbehinderte, Arbeitslose und Ehrenamtler gegen entsprechende Nachweise

Carolin Lorenz

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