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Kultur: Sommerfrische

Sommerfest in der Russischen Kolonie Alexandrowka zum 180. Jubiläum

Blalaikaklänge, seelenvolle Volkslieder und kulinarische Spezialitäten: Russische Volkskunst übt immer wieder große Anziehungskraft auf die Potsdamer auf. Und wenn die Bewohner von Alexandrowka anlässlich des 180-jährigen Gründungsjubiläums des architektonisch einmaligen Ensembles zum Feiern laden, dann strömen die Besucher. Am Samstagabend war an den draußen aufgestellten Tischen der Teestube im Mittelpunkt der Kolonie – am Andreaskreuz – kein Platz mehr frei.

Auch im kleinen Museum der Alexandrowka herrschte überaus dichtes Gedränge. Eltern informierten sich über den vormaligen Kolonistenalltag und der Nachwuchs amüsierte sich wie eh und je bei den Streichen von Hase und Wolf.

Nicht nur zwischen diesen beiden Örtlichkeiten flanierten die Leute. Im sommerlichen Sonntagsstaat und in ebensolcher Stimmung. Trafen immer wieder Bekannte und unterhielten sich. Kosteten vom berühmten Borschtsch, dem scharfen Kosakentopf und der grün-weißen Okroschka, einer kalten Suppenspezialität aus Kefir, Gurke und Buttermilch. Rundherum ein Gefühl wie in der Sommerfrische. Dazu gab es Akkordeonmelodien mit Tatjana Chynko von Katjuscha, über Moskauer Nächte bis hin zu Tangos von Astor Piazzolla. Und auch das Trio „Troika“ mit riesiger Kontrabassbalalaika, akkordeonähnlichem Bajan und der Balalaikavorgängerin Domra begeisterte. Nicht nur, wenn der charmante Sänger Pjortr Tschaikowski die Damen mit den „schwarzen Augen“ anschmachtete.

So verging ganz gemächlich die Zeit, noch wunderbar verkürzt mit den Darbietungen der Märchenerzählerin Karin Elias. Und so erwartete man bei Einbruch der Dunkelheit ganz gespannt die groß angekündigte Licht- und Klangperformance von Alexander Beck-Anissimoff und Lutz Andres, die den Höhepunkt des „Prasdnik“ bilden sollte. In den beiden direkt gegenüber der Teestube liegenden Gärten wurden dafür die letzten Vorbereitungen getroffen. Als es dann immer wieder regnete, wurde noch in letzter Minute ein Schutzdach über der Musik- und Lichtanlage improvisiert. Direkt zum Sonnenuntergang, der an diesem Samstagabend um 21.56 Uhr stattfand, sollte es losgehen.

Doch nur zögerlich setzte sich die elektronische Musikcollage, anfangs ein Gemisch aus Tier- und Maschinenlauten in Gang, verzögert auch die Computerbilder auf der zwei mal drei Meter großen Projektionsfläche. Bebildert werden sollten zwölf Episoden aus der Geschichte und Gegenwart der Kolonie. Und auch wenn die Mikrofotografien von Manfred Friedrich an sich farbenprächtig und ausdrucksvoll waren, die Absicht ließ sich mit Untertitelungen wie „Dampfschiff“, „Einzug“ und „Landleben“ leider nur erahnen. Zwischen den einzelnen Bildern war die Projektionsfläche leer und vor allem der bewegliche Rasensprenger im gegenüberliegenden Garten in Licht in den Regenbogenfarben getaucht.

Als dann mehr als eine Dreiviertelstunde vergangen und die Performance immer noch nicht auf dem Höhepunkt angelangt war, lichteten sich die Reihen der Besucher zusehends. Eben nicht nur der aggressiven Mückenschwärme wegen, die sich auch hier angriffslustig in großen Scharen auf ihre Opfer stürzten.

Astrid Priebs-Tröger

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