zum Hauptinhalt

Kultur: So klingen blühende Landschaften Ein Konzert zum Tag der Deutschen Einheit

Als Staats- und Festaktmusik ist Beethovens „Neunte“ längst in Verruf geraten. Doch was sonst im Konzert zu einem solch freudigen Anlass wie dem Tag der Deutschen Einheit aufführen?

Als Staats- und Festaktmusik ist Beethovens „Neunte“ längst in Verruf geraten. Doch was sonst im Konzert zu einem solch freudigen Anlass wie dem Tag der Deutschen Einheit aufführen? Und so ging Nikolaikantor Björn O. Wiede auch für das mittlerweile 21. Einheits-Konzert erneut auf die Suche nach passenden Werken. In Anton Bruckners ambrosianischem Lobgesang des „Te Deum“ glaubte er den einstigen Wiedervereinigungsjubel entdeckt zu haben, während die blühenden Landschaften sich durchaus mit Camille Saint-Saëns melodienseliger „Orgelsinfonie“ assoziieren ließen.

Beides erklang am Montag in der bis auf den letzten Platz gefüllten Nikolaikirche, wobei bis auf zwei Ausnahmen die Stadt- und Landespolitiker durch Abwesenheit glänzten. Dagegen war das musikalische „Te Deum“-Aufgebot mit dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt, Nikolaichor und der Singakademie Potsdam sowie einem an die Vorderseite der Altarorgel gequetschten Solistenquartett riesig. An diesem Instrument unterstützte der Stuttgarter Organist Antal Váradi das musikalische Geschehen.

Mit machtvollem Chorgesang und der mitreißen Gewalt des Orchesters hob Bruckners Lob- und Bittgebet an, das sich auch im weiteren Aufführungsverlauf größtenteils als eine undifferenzierte, tönend bewegte Masse offenbarte. Da musste folglich auch die Textverständlichkeit auf der Hörstrecke bleiben. Wie im „Sanctus“ bei den sich steigernden Wiederholungen der Passage „pleni sunt coeli“, die mit größter Schallkraft das Lob des Himmels und der Erde ausdrückte. Klang der Jubel ab und nahm die Verinnerlichung zu, konnte man sich an der geschmeidigen Eindringlichkeit von Chor und Orchester erfreuen. Der kraftvolle Solotenor Minsub Hong eröffnete die Bitte um seelenerbauliche Hilfe, unterstützt von den weiteren Solisten Agnes Weiland (Sopran), Hildegard Rützel (Alt) und Andreas Jäpel(Bariton) sowie den schwebenden Verzierungen der Solovioline (Juri Toschmakow). Nachdem sich im weiteren dynamischen Auf und Ab die Frauenstimmen des Chores mit chromatischen Harmonien unaufhörlich in die Höhe schraubten und das Solistenquartett a cappella tönte, brach sich in der finalen Doppelfuge der leuchtende Freudentaumel ungehemmt Bahn.

Im klanglichen Gegensatz dazu stand die Wiedergabe der 3. Symphonie c-Moll op. 78, das sinfonische Hauptwerk von Saint-Saëns. Ganz weich, sehr transparent und schlank im Klang breitete sich das aus zwei Teilen bestehende Werk aus. Herrlich die spannungsvoll gespielte Adagio-Introduktion, genauso wie der später erklingende „Poco adagio“-Abschnitt mit klangprächtiger Untermalung der neuen Hauptorgel. Mit wispernden Streichern und geheimnisvollen Holzbläserzutaten wähnt man sich in elfischen Sommernachtsträumen à la Felix Mendelssohn Bartholdy, voller aparter Leichtigkeit und durchhörbar bis ins letzte Detail. Wie doch die vor den Glaswänden angebrachten Vorhänge aus Akustikgewebe zu einer staunenswerten Klangverbesserung beitragen können! Einem energischen Allegro folgte ein zärtliches Maestoso, während im harfenumrauschten Finale die wirkungsmächtige Orgel für eine strahlende, machtvolle, bejubelte Schlusssteigerung sorgte. Sie begleitete auch den abschließenden Gesang der dritten Strophe der Nationalhymne. Peter Buske

Peter Buske

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false