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Sinfoniekonzert der Kammerakademie: Sturm und Drang im Nikolaisaal

Mit der ersten Sinfonie, die Wolfgang Amadeus Mozart schrieb, mit der Sinfonie in Es-Dur KV 16, eröffnete die Kammerakademie Potsdam wenige Tage nach ihrer erfolgreichen Europatournee das Sinfoniekonzert im Nikolaisaal. Es muss nicht alles genial sein, was Mozart komponierte.

Mit der ersten Sinfonie, die Wolfgang Amadeus Mozart schrieb, mit der Sinfonie in Es-Dur KV 16, eröffnete die Kammerakademie Potsdam wenige Tage nach ihrer erfolgreichen Europatournee das Sinfoniekonzert im Nikolaisaal. Es muss nicht alles genial sein, was Mozart komponierte. Nicht vor jedem Werk muss man andächtig stehen, doch in seiner Ersten, die er als Achtjähriger 1764 in London schrieb, bietet das Kind Mozart den außergewöhnlichen Beweis einer Fähigkeit, die musikalischen Formen seiner Zeit mit eigenen originellen Einfällen zu verbinden. Dunkel-Melancholisches und Hell-Zuversichtliches deuten sich an, die der Komponist mit den Jahren zu einer unübertroffenen individuellen Reife bringen sollte. Der schottische Dirigent Douglas Boyd und die Kammerakademie haben vor allem das Neugierigsein, das Drängende, das vielleicht auch bereits Hoch-Hinauswollende mit einem frischen Mozart-Klang bedacht.

Neben Mozart ist Joseph Haydn der Komponist, der das Repertoire des Potsdamer Klangkörpers prägt. Die Welt seiner 104 Sinfonien ist ein Mikrokosmos, in den einzutauchen sich für Interpreten und Zuhörer lohnt. Haydns letzte Sinfonie, die Nummer 104 in D-Dur, wurde zum Finale musiziert. Haydn komponierte sie während seines zweiten Londoner Aufenthalts 1795. In ihr funkelt es regelrecht, als ob Sonnenstrahlen das Ganze durchwärmen. Man hat den Eindruck, Haydn habe seine Sinfonie eher im mediterranen Europa komponiert als im kühlen London. Der Dirigent agierte mit den Kammerakademisten souverän und stilsicher, die Tempowahl war stimmig, die „Sturm-und-Drang-Atmosphäre“ sowie die Ähnlichkeiten mit Beethoven wurden adäquat umgesetzt. Ein reifer und weiser Haydn war zu hören, jedoch vor allem einer, der für köstliche Überraschungen sorgt.

Zwischendurch führte die Programmauswahl nach Potsdam, an den Hof Friedrichs II. In dessen Kapelle war bekanntlich auch Bachs zweiter Sohn, Carl Philipp Emanuel, als Cembalist beschäftigt. Dessen Cellokonzert in A-Dur wurde jedoch nicht im Auftrag des Königs komponiert. Der bei Kopenhagen lebende Cellist Andreas Brantelid, 30 Jahre jung und in Europa rege musizierend, war der Solist. Mit recht hellem, doch nicht auftrumpfendem Celloton überzeugte der Musiker vor allem in den Sturm-undDrang-Charakteren der beiden schnellen Sätze. Der empfindsame Klagegesang im Largo fiel dagegen zu reserviert im Ausdruck aus. Die Feinheit des Orchesterklangs spielt in dem Konzert eine große Rolle. Diese Aufgabe erfüllte die Kammerakademie exzellent.

Douglas Boyd brachte den Winter Song von Judith Weir, einer schottischen Komponistin, mit nach Potsdam. Ihre Musik ist geprägt von hellem Interesse an Volksmusik. Auf Avantgardistisches verzichtet sie, doch ihre Musik klingt modern. Im Winter-Song beschreibt Judith Weir einen Spaziergang mit seinen zumeist trüben Stimmungen. Etwas kürzer hätte er sein können, denn mit der Zeit verliert sich das Interesse an den musikalischen Gedanken der Komponistin, obwohl Dirigent und Orchester alles taten, um den Zuhörern die Komplexität des Werkes zu verdeutlichen. K. Büstrin

K. Büstrin

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