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Kultur: Sex, Macht und Geld

Clemens Meyer las in der Kleist-Schule

Clemens Meyer sieht am Donnerstagabend etwas zerknautscht aus, seinem Sarkasmus tut das keinen Abbruch. „Ich brauchte das Geld“, antwortet er auf Frage, warum er 2011 ein Kleist-Lesebuch herausgegeben habe. Der Leipziger Autor war am Donnerstagabend in der Kleist-Schule zu Gast, um aus seinem jüngsten Roman „Im Stein“ zu lesen, dieses preisgekrönte Epos über Sexarbeit, Zwangsprostitution und deren ökonomische Wirklichkeiten in einer fiktiven Großstadt der neuen Bundesländer beschreibt drastisch und eindringlich den Alltag in den Rotlichtvierteln. Der rasante Rhythmus des Romans zieht auch das Publikum in der Kleist-Schule sofort in seinen Bann. Lakonisch, nüchtern und voller Melancholie schildern die Protagonisten – Huren, Freier und Zuhälter – ihre Lebenswelten zwischen Sex, Macht und Geld.

Eine Milieustudie, sagt Meyer habe er nicht machen wollen, sein Werk sieht er eher als eine Art Oper, das erste Kapitel nennt er mehrmals Ouvertüre.

Sich selbst scheint er nicht allzu wichtig zu nehmen: Er beschreibt sich als faulen Menschen, der während intensiver Schreibphasen zum Asozialen mutiert, und weder auf Telefonanrufe, noch das Klingeln an der Haustür reagiert. Seine Zeit an dem renommierten Deutschen Literaturinstitut Leipzig, in den Jahren 1998 bis 2003, hält er für kein echtes Studium. Natürlich kann man auch das als eine Art Attitüde lesen. Denn gerade liegen arbeitsreiche Monate hinter ihm. Sein Debütroman von 2006 „Als wir träumten“, in dem das Leben einer Leipziger Jungenclique in den 90ern beschrieben wird, wurde gerade von dem Regisseur Andreas Dresen verfilmt und läuft derzeit erfolgreich in den deutschen Kinos. Und auch der kleine Klassenraum in der Kleist-Schule ist vollgepackt mit Schülern, die Veranstaltung wird per Live-Schaltung auf eine Leinwand in einen zweiten übertragen. Von der geballten Sprachpoesie seines Werks sind die Zuhörer zutiefst beeindruckt. Sarah Stoffers

Sarah Stoffers

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