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Sonia González ist neu in Potsdam.

© Andreas Klaer

Seit drei Wochen in Potsdam: Sonia González ist die neue Kuratorin der Villa Schöningen

Sonia González ist die neue Hausdame der Villa Schöningen. Als Kuratorin befasst sie sich derzeit intensiv mit der Hausgeschichte.

Von Helena Davenport

Potsdam - Sonia González öffnet noch etwas zaghaft die Eingangstür zur Villa Schöningen – sie sei gerade erst dabei, sich mit Haus und Gegend vertraut zu machen, sagt sie später entschuldigend. Erst vor drei Wochen kam die 27-Jährige nach Potsdam, um ihren neuen Job anzutreten. González ist die neue Kuratorin der Villa, tritt als solche in die Fußstapfen von Ina Grätz, die Potsdam im Oktober für eine neue Herausforderung verließ.

21 Tage – das ist nicht viel, um ein derart großes und geschichtsträchtiges Haus kennenzulernen. Und das aktuelle Potsdamer Winterwetter lädt nicht gerade zum Wohlfühlen ein. Die Wolken haben sich über der Glienicker Brücke zu einer dunklen Decke zusammengezogen, der Wind heult und pfeift. Aber in der Villa Schöningen ist es tatsächlich mucksmäuschenstill. Ein bisschen unheimlich sei es manchmal schon, sagt González, besonders an den düsteren Nachmittagen außerhalb der Öffnungszeiten.

Potsdam? Natur und Schlösser

Auch die Stadt ist neu für die gebürtige Nordrhein-Westfälin. Deswegen hat sie sich eine Wohnung im Zentrum gesucht, sie lebt direkt im Holländischen Viertel und kann von daheim aus durch die Innenstadt schlendern. Vorher habe sie Potsdam vor allem mit Natur und Schlössern verbunden – alles andere wäre geflunkert, sagt sie und lächelt. Auch an das Museum Barberini und das Hans Otto Theater habe sie natürlich denken müssen. Nun sei ihr auch das Filmmuseum als besonderer Ort aufgefallen: „Das hat mich begeistert. Es stellt Material bereit, das man sonst nicht zu Gesicht bekommt.“ Von der freien Stelle in der Villa Schöningen habe sie über ein paar Ecken erfahren, sagt sie. 

Die Villa Schöningen. 
Die Villa Schöningen. 

© Hanna Bahra/promo

Zuvor arbeitete González für den Kölner Galeristen Thomas Zander, Minimal Art und Fotografie sind dessen Steckenpferde. Davor studierte sie Kunst an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, bei Größen wie Gregor Hildebrandt und Thomas Demand. Eine prägende Zeit sei das gewesen, sie habe ihr späteres berufliches Feld aber nie von dem Studium abhängig gemacht, sprich es war nie die logische Konsequenz, hinterher auch als Künstlerin zu arbeiten. Ihre Hamburger Vergangenheit verbindet González mit Ina Grätz, die vor ihrer achtjährigen Potsdam-Station ebenfalls in Hamburg tätig war, im Museum für Kunst und Gewerbe machte sie ein Volontariat, kuratierte dann. Als Grätz in der Villa anfing, war sie ungefähr im gleichen Alter wie González.

González nimmt ihren Arbeitsplatz unter die Lupe

Und warum gerade die Potsdamer Villa Schöningen? „Das Konglomerat hat mich angezogen“, antwortet González. Die Verknüpfung von Historie und zeitgenössischer Kunst. Der Standort erzähle ja schließlich nicht nur viel über Potsdam, sondern ein Stück deutsche Geschichte. Gerade ist die junge Kuratorin dabei, ihren neuen Arbeitsplatz genau unter die Lupe zu nehmen. Zunächst einmal habe sie sich den Kollegen und Nachbarn der Berliner Vorstadt vorgestellt, saß dann am Empfang, um das sehr gemischte Publikum und seine Erwartungen kennenzulernen. Wer kommt? Und warum? Auf welche Erwartungen will und kann man reagieren? Dies seien aktuell die Fragen, die sie sich stellt. Von konkreten Plänen könne sie deshalb noch fast gar nichts erzählen. Alles brauche seine Zeit.

Eines kann sie dann aber doch mit Sicherheit sagen: Es wird wieder ein Café geben. „Pedales“ ist der neue Betreiber, bekannt als Fahrradverleih und Radtourenanbieter. Im April soll das Café eröffnen, pünktlich zu Ostern. Dies heiße aber nicht, dass man demnächst Kajaks an der Villa ausleihen kann, scherzt González. „Es wäre aber doch schön, das Haus wieder mehr bei historischen Stadttouren einzubinden“, schiebt sie hinterher. Die Konzeptentwicklung befinde sich im Anfangsstadium. Auch zum Thema Dauerausstellung werde gerade noch beraten.

Ausstellung zeigt Bilder des Musikers Till Brönner

Eine zweite Angelegenheit ist ebenfalls schon sicher: Kurator der nächsten Ausstellung mit zeitgenössischer Kunst ist wieder der Hamburger Sammler Harald Falckenberg. Er gestaltete bereits die erste Schau in der Villa Schöningen vor zehn Jahren und eine weitere in 2014. In der kommenden will er Fotografien aus dem Ruhrgebiet, die der Jazzmusiker Till Brönner unter dem Titel „Melting Pott“ zusammengestellt hat, zeigen. 

Brönners Aufnahmen waren vergangenes Jahr im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst in Duisburg zu sehen. In Potsdam sollen sie Fotografien aus der „Open Memory Box“ gegenübergestellt werden. Das Onlinearchiv macht seit September privates analoges Filmmaterial aus DDR-Zeiten der Öffentlichkeit im Netz zugänglich. Auf den Weg gebracht hat dieses Projekt das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF). Es bleibt in der oberen Etage der Villa Schöningen also auch nach der Schau „Ranft“ mit Werken von Norbert Bisky, die bis zum 23. Februar läuft, geschichtsträchtig.

Zum Schluss verrät die neue Hausdame Sonia González doch noch eines: Sie arbeite an Konzepten, zeitgenössische Kunst und Geschichte stärker zu verzahnen. Die Villa Schöningen sei schließlich weder historisches Museum noch White Cuba. Dafür müsse sie allerdings noch weiter zuhören. Lauschen, was ihr das Haus zu erzählen hat.

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