zum Hauptinhalt

Schwarz-weiß Detailaufnahmen: Der Nachtschleicher von Potsdam

Thomas Block-Deponte fotografiert in schwarz-weiß Details von Gegenständen, Skulpturen, aber auch nächtliche Straßenaufnahmen von Potsdam. Seine Bilder stellt er auch aus.

Von Birte Förster

Potsdam - Der Raum ist seine neueste Errungenschaft. Auf wenigen Quadratmetern hat sich Fotograf Thomas Block-Deponte sein Atelier eingerichtet. Ein großes, schwarzes Ledersofa steht an einer Wand. In einer anderen Ecke des Raums hängen mehrere großformatige Schwarz-Weiß-Fotos auf Bügeln an einer Metallstange wie Kleider in einer Boutique. Auch die Wände sind voll mit kleinen und großen Bildern. Sie vermitteln einen ersten Eindruck, in welch unterschiedlichen Bereichen sich seine Fotografien ansiedeln lassen. Zu sehen sind Aufnahmen des nächtlichen Potsdam, Skulpturen oder Details wie eine zarte Feder in Großaufnahme.

Die Bilder sind aber nur ein Bruchteil seines Gesamtwerks, das er auf dem Computer verwahrt, der auf einem Schreibtisch in der Ecke steht. Der 47-Jährige fühlt sich in seinem kleinen Atelier sichtlich wohl. Den Raum im Rechenzentrum in der Dortustraße, in dem sich zahlreiche andere Künstler-Ateliers befinden, hat Block-Deponte erst im November vergangenen Jahres bezogen. Er sei „total glücklich“ damit, sagt er. Zwei Jahre lang stand er auf der Warteliste. Zu Hause habe sich bereits alles gestapelt.

In seinem neuen Atelier hat er nun auch den nötigen Platz, um seine inzwischen regelmäßig stattfindenden Ausstellungen vorzubereiten. Um die riesigen Fotodrucke auszubreiten und thematisch zu ordnen. Seine Ausstellungen seien mit der Zeit immer strukturierter geworden, sagt er. Anfangs sei es stärker ein Potpourri unterschiedlicher Bilder gewesen, inzwischen setzt er thematisch Schwerpunkte.

So wie bei der Ausstellung „Nachtschleicher“, die er derzeit vorbereitet. 22 seiner Fotografien werden demnächst im Wimpernstudio Larùcil in der Hans-Thoma-Straße zu sehen sein. Der genaue Termin steht noch nicht fest. Einige Bilder aus der Reihe hängen außerdem im Potsdamer Lakritzkontor. Auf den stimmungsvollen Aufnahmen ist das nächtliche Potsdam zu sehen. In den menschenleeren Straßen wechselt sich der helle Schein der Straßenlaternen mit dem dunklen Schatten der Häuser ab. Ein Blick, der in belebten Gegenden wie dem holländischen Viertel tagsüber kaum möglich ist.

„Potsdam ist auch im Dunkeln schön“, findet Block-Deponte, der seit 15 Jahren in der Landeshauptstadt lebt. Dabei hat sich der Themenschwerpunkt eher zufällig ergeben. Ganz wie der Titel. Eines Abends machte er mit dem Handy Schnappschüsse in der Brandenburger Straße. Später postete er die Bilder auf Facebook. Seine Fotos kamen gut an. Eine Facebook-Nutzerin schrieb: „Der Nachtschleicher ist unterwegs.“ Ein neues Projekt war geboren. Inzwischen seien im Rahmen der „Nachtschleicher“-Serie 250 Bilder entstanden.

Spontane Schnappschüsse

So wie bei diesen Bildern entstünden auch viele andere eher zufällig. „Ich habe einmal gesagt, dass mich die Motive finden“, beschreibt es der Fotograf. Auch eine seiner persönlichen Lieblingsaufnahmen ist ganz spontan entstanden. Block-Deponte zeigt einen großformatigen Druck, der über eine Hecke hinweg Einblick gewährt in die Gärten der Alexandrowka. Die kargen Bäume sehen aus wie Gerippe, umhüllt von Nebel entsteht eine mystische Atmosphäre. So wie die meisten seiner anderen Aufnahmen ist auch diese ein Schwarz-Weiß-Bild.

Thomas Block-Deponte hat die Fotografie bereits früh für sich entdeckt. Als Kind experimentierte er viel mit der alten Kamera seines Vaters, während seiner Jugendzeit ließ er die Fotografie für eine ganze Weile ruhen und kam erst später wieder zu seiner Leidenschaft. Auch wenn ihn diese nun seit Langem begleitet, machte Block-Deponte, der als Prokurist bei einer Baufirma arbeitet, sie nie zu seinem Hauptberuf. Es sei für ihn Luxus, sich der Fotografie zu widmen, ohne finanziell darauf angewiesen zu sein. „Man hat die kreative Freiheit ohne den Zahlendruck im Rücken“, sagt er.

Überhaupt begann er erst vor dreieinhalb Jahren, seine über lange Zeit entstandenen Werke öffentlich auszustellen. „Es passierte etwas in meinem Leben, das mich zum Umdenken gebracht hat“, sagt er nur. Was genau das war, will er nicht verraten, aber es löste etwas in ihm aus. Er beschloss, mit seinen Bildern nach außen zu gehen, sich der Kritik anderer Betrachter auszusetzen. Mit seinem Vorstoß hatte er Erfolg. Er stellte unter anderem in Bad Belzig, im Rathaus in Treuenbrietzen sowie in der Bar 54 in Potsdam aus. Fotografisch setzte er sich auch mit seiner Heimatstadt Brück auseinander und zeigte dort seine Bilder.

Kleine Besonderheiten

Derzeit plant er ein Projekt, bei dem er ältere Menschen in Altenheimen fotografiert, um sie so zu zeigen, wie sie sind. Mit ihrem Alter, ihrer Herkunft und Vergangenheit. Bei vielen seiner Aufnahmen gehe es ihm darum, den Fokus auf kleine Besonderheiten zu richten, die im Alltag oft übersehen werden. Er komme ursprünglich aus der Detailfotografie, sagt Block-Deponte und zeigt eine Aufnahme, von der er mehrere Exemplare verkauft hat. Ein kleiner, zarter Grashalm ist zu sehen, dahinter ein grober Stacheldraht. Ein bisschen spiegelt das Bild auch seinen eigenen Ideenreichtum und sein unbegrenztes kreatives Schaffen wider. Der Großaufnahme hat Block-Deponte den Titel „Freiheit“ gegeben.

Zur Startseite