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Kultur: Schreie in der Nacht

Der Tumult-Verein organisiert seit Jahren Konzerte – am heutigen Samstag kommt erstmals eine US-Band

Krachiger Rock’n’Roll für den an manchen Wochenenden lautstärkearmen Potsdamer Veranstaltungskalender: Schon seit sieben Jahren organisiert der Tumult-Verein alle paar Wochen an einem Samstag ein Konzert mit handgemachter Livemusik, meist kommen die Bands aus Potsdam und Umgebung. Auch diesmal ist das so – mit einer Ausnahme: Am heutigen Samstag spielt auf der Vereinsbühne im Club „Charlotte“ ab 21 Uhr neben den Potsdamer Bands Koprom und Sunna Sepdoom mit Night Demon eine hoch gelobte Heavy Metal-Kombo aus Los Angeles.

„Die haben in Metal-Magazinen total gute Bewertungen bekommen“, sagt Vereinsvize Toralf Babel. Daher habe man die Anfrage der Band angenommen, im Rahmen ihrer Europa-Tournee auch in Potsdam zu spielen. Besucher können sich auf 1980er-Jahre-Metal im Stil von Bands wie Iron Maiden einstellen, soeben ist ihr Debüt-Album „Curse of the Damned“ erschienen. Zu hören gibt es frickelige Gitarrensoli, abwechslungsreiche Tempowechsel und eine charismatische Stimme im deutlich hohen Oktavenbereich. Songnamen wie „Screams in the Night“ oder „Full Speed Ahead“ hören sich zwar ausgelatscht an, dafür klingen die Stücke authentisch und begeistern mit frischen Melodien. „Solche Konzerte gibt es in Potsdam leider viel zu selten“, sagte Tumult-Chef Florian Kraatz.

Für den Tumult-Verein ist das Konzert einer der Höhepunkte der jahrelangen Bemühungen, das Potsdamer Nachtleben um eine rockige Note zu bereichern. 2008 gründeten der heute 34-jährige Familienvater und elf seiner Freunde den Tumult e.V., damals sagte der eingefleischte Rock-Punk-Fan den PNN: „Um es sanft auszudrücken: Der Blick in den Veranstaltungskalender nervt oft.“ Mit dem Club „Charlotte“ in der Charlottenstraße hatte man schnell einen Kooperationspartner gefunden.

Seitdem organisieren sie fast jeden Monat ein Konzert – nicht nur Heavy Metal, sondern auch Punk oder Rock. Damals wie heute geht es um eins: Handgespielte Livemusik für wenig Geld, acht Euro kostet das Konzert heute. Von der Werbung über die Technik bis zum Abendessen für die Bands kümmern sich die Vereinsmitglieder um alles selbst. 50 bis 150 Fans haben sie zu ihren Abenden im „Charlotte“ in den meisten Fällen locken können: Reich werden sie damit nicht.

Die Planung für die nächsten Tumult- Konzerte besprechen die inzwischen rund 20 Vereinsmitglieder einmal im Monat in einer Kneipe. Das hat auch einen anderen Vorteil. Florian Kraatz: „Einige von uns haben inzwischen eine Familie, es wird immer schwieriger sich zu sehen. Aber so verliert man sich im Alltag nicht aus den Augen.“ HK

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