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Kultur: Schreiben für die Seele

Barbara Wiesner und das biografische Schreiben

Biografisches Schreiben erzählt individuelles Leben. Menschen haben das Bedürfnis, ihr Leben nachzuzeichnen, weil sie Erinnerungen, Begegnungen und Erfahrungen wachhalten möchten. Familie oder Beruf werden dadurch wieder lebendig, aber auch Zeitgeschichte. Die meisten Autobiografen wollen mit ihren Aufzeichnungen nicht an die Öffentlichkeit gehen, sondern sie schreiben für sich selbst und auch für die Seele. Schreiben kann ja bekanntlich helfen, bestimmte Dinge zu verarbeiten und sich selbst besser zu verstehen.

Die Potsdamer Verlegerin und Autorin Barbara Wiesener hat jetzt in dem von ihr gegründeten Arke Verlag ein schmales Buch herausgegeben, in dem sie nicht nur zum biografischen Schreiben ermuntert, sondern auch ein paar hilfreiche Hinweise vermittelt. „Von der Lust am Biografischen“ betitelte sie die Veröffentlichung. Sie selbst hat in ihren bisherigen Büchern immer wieder bewegend aus ihrem Leben berichtet. Es hielt nicht nur Freude bereit, sondern auch Leid. Barbara Wiesener hat es sich wohl von der Seele geschrieben. In einem Urania-Kurs hat Barbara Wiesener in der Vergangenheit so manchem Zeitgenossen geholfen, in das biografische Schreiben einzutauchen. Dabei gab sie Tipps, um Erinnerungen zu aktivieren und sie dem Unterbewussten zu entlocken, um bestimmte Ereignisse aufzuarbeiten und zu analysieren.

Barbara Wiesener gibt nun in ihrem auf Erfahrungen aus den Kurs aufbauenden Buch ganz unkompliziert praktische Tipps, wie man sich dem biografischen Schreiben nähern kann. Da wird zum Beispiel das Notieren erster Erinnerungen genannt, an Vater und Mutter, an den Heimatort, den Eintritt in die Schule, den besonderen Lehrer, an Freunde und Feste. Man sollte kein dichterisches Kunstwerk anstreben, denn dies gelinge in den seltensten Fällen.

Barbara Wiesner lässt einige Kursteilnehmerselbst zu Wort kommen: Annegret Aust, Katharina Doyé, Wolfgang Lemke, Christian Waldmann, Angelika Weller-Eylert und Annette Winter. Anhand von kleinen Ausschnitten aus ihren Lebensgeschichten kann der Leser Anteil nehmen an deren Leben, vor allem an deren Kindheit und Jugendzeit. Das Betrachten von Fotografien aktivierte das Erinnern an das jeweilige Heimatdorf, auch die in Seidenpaper gewickelten Ballettschuhe. Dinge wie diese gehören zu den lieb gewonnenen Schätzen der Kindheit. Da schreiben die Autorinnen und Autoren über ihren Vater, über Ängste in der Kindheit oder über die Freundin, die an Krebs erkrankte.

Barbara Wiesener hat all das festgehalten und damit ein kleines, aber feines Buch über die Lust am Biografischen auf den Buchmarkt gebracht.Klaus Büstrin

„Von der Lust am Biografischen“ ist im Arke Verlag Potsdam erschienen und in verschiedenen Potsdamer Buchhandlungen für 8 Euro erhältlich

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