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Kultur: Schönheits-Maßstäbe

Heute im T-Werk Havarie-Ferienwerkstatt-Ergebnis

Heute im T-Werk Havarie-Ferienwerkstatt-Ergebnis „Kein Mensch hat so’n großen Arsch wie ich ....“ mit diesen Worten und lautstarker Musik von den „Chemical Brothers“ beginnen die Spielszenen, die Regisseurin Yasmina Ouakidi mit sieben Mädchen seit vergangenem Montag im T-Werk probt. Die Schülerinnen, zwischen 12 und 18 Jahre alt, kommen zum großen Teil aus Potsdam, aber auch aus Werder und Berlin. Sie haben alle schon irgendwie Theaterluft geschnuppert, sei es als Zuschauerin oder als Akteurin bei den Jugendtheatergruppen von Havarie oder schon bei früheren Ferienworkshops mit der Theaterpädagogin Ouakidi. Und sie sind in dem Alter, wo ein Pickel zum existentiellen Problem werden kann. Die 14-jährige Theresa sagt dann auch geradezu: „Jeder hat was an sich zu bemängeln“. Diese vermeintlichen „Macken“ standen dann auch am Beginn der einwöchigen Probenarbeit. Jedes Mädchen wurde vor einen Spiegel gesetzt und bekam vier Fragen vorgelegt. Fast übereinstimmend begannen alle, ihre negativen Seiten aufzuzählen und erst ganz zum Schluss kamen einige zu der Erkenntnis, „dass sie schöne Augen hätten“. „Komischerweise“, wie sie sogleich einschränkten und wie die Regisseurin verrät. Und so war man gleich mittendrin in der Problematik. Denn wer bestimmt denn, was schön ist? Was bedeutet eigentlich „perfekte Schönheit“? Wem genau wollen wir gefallen? Wem gehört dieser Blick, der da so gnadenlos in den Spiegel schaut? Die Regisseurin begann, auf der Grundlage der Erfahrungen der Mädchen, Auszüge aus anderen Theaterstücken und Jugendbüchern zu einer Szenencollage zusammenzustellen. Über Bewegungstheater und Improvisationen näherte man sich spielerisch einem Thema, das heute schon Siebenjährige bewegt. In einem Pausengespräch wurde auch deutlich, dass beispielsweise die (Schönheits-)Maßstäbe für Jungen und Mädchen sehr unterschiedlich sind, denn ein Junge kann auch noch „mit fettigen Haaren und zerfetzten Jeans total cool sein“, wie alle einstimmig feststellten. Auf die Frage, „was denn das Wichtigste an anderen Menschen ist“, kam dann von der 12-jährigen Aglaja prompt: „Innere Werte“. Schnell waren sich aber alle einig, dass die nicht sofort zu erkennen und vielleicht doch Augen, Lippen und Haare für den ersten Blick entscheidend sind. In der öffentlichen Präsentation der Herbstferienwerkstatt am heutigen Freitag, um 15 Uhr, auf der Bühne 2 des T-Werks kann man dann gespannt sein, wie die Antworten auf die drängendsten Fragen lauten. Bei aller Komplexität des Themas soll der Humor nicht zu kurz kommen und Nöte und Zwiespälte werden spielerisch und in jugendlicher Sprache auf den Punkt gebracht. Und vielleicht stehen danach weder die Akteurinnen noch die Zuschauerinnen „mit der Schönheit auf Kriegsfuß“, denn „Nobody is perfect!“, wie der Untertitel der 20-minütigen Collage lautet.Astrid Priebs-Tröger

Astrid Priebs-Tröger

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