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Kultur: Schöner leben mit Bud Spencer Filmgespräch im Thalia:

„Sie nannten ihn Spencer“

Von Sarah Kugler

Fantum – oder Englisch: Fandom – ist eine tolle Sache. Es bringt Menschen unter dem Dach einer gemeinsamen Leidenschaft zusammen. Schaffen ein Zugehörigkeitsgefühl und bringen sogar Freundschaften hervor. Manchmal kann die Begeisterung für einen Künstler oder eine Serie auch die Sicht auf das eigene Leben verändern. So geschehen bei den beiden Protagonisten des Filmes „Sie nannten ihn Spencer“, der heute Abend rechtzeitig zum regulären Kinostart am Donnerstag von Regisseur Karl-Martin Pold im Babelsberger Thalia-Kino vorgestellt wird. Die Dokumentation widmet sich ganz dem Fankult rund um Schauspieler Carlo Pedersoli, der unter dem Namen Bud Spencer Filmgeschichte geschrieben hat.

Wer eine Annäherung an den Menschen hinter der Kultfigur Bud Spencer erwartet, wird enttäuscht. Der Film ist vielmehr gespickt mit Filmszenen und dazugehörigen Zitaten von Bekannten, Kollegen oder Freunden des Darstellers. Dazu kommen Fanaufläufe bei diversen Veranstaltungen, bei denen Spencer anwesend ist. All das unterstreicht seine Einzigartigkeit – aber keine zeigt, wer er wirklich war. Vielleicht möchte das Pold aber auch gar nicht. Ihm scheint es vielmehr darum zu gehen, was eben jener Kult mit seinen Anhängern macht. Und so stellt er dem Publikum den Berliner Jorgo Papasoglou und den Augsburger Marcus Zölch vor. Der eine sieht Bud Spencer selbst ähnlich, der andere dessen langjährigem Filmkollegen Terence Hill. Ein Zufall? Wohl kaum. Vielmehr ein Versuch, filminterne Bezüge zum Spencer-Thema herzustellen. Ein witziger Einfall, der nicht ganz zu Ende gedacht ist, da Terence Hill in der Doku kaum eine Rolle spielt. Doch sei’s drum.

Viel wichtiger ist, dass beide Hardcorefans ihre positive Lebenseinstellung durch die raubeinigen Spencer-Western gewonnen haben. Papasoglou, der seit seiner Geburt blind ist, habe gelernt, seine Behinderung nicht so schwer zu nehmen, wie er im Film sagt. Zölch hingegen konnte nach einem schweren Skiunfall so viel Energie aus den Filmwitzen ziehen, dass er wieder vollkommen genesen ist. Zwei extreme Beispiele, welche die Kraft des Fandoms verdeutlichen sollen. Ohne Frage ein schöner Gedanke. Wenn die beiden aber immer wieder den Versuch unternehmen, ihr Idol zu treffen und dabei mehrmals scheitern, schleicht sich das Gefühl einer gewissen Konstruktion ein: Einer Inszenierung, die schlussendlich zum finalen Spaghettiessen mit Spencer führt. Die positive Botschaft des Films, dass Fandoms Menschen zusammenbringen können, unterstreicht die Doku damit. Trotzdem bleibt sie ein Film von Fans für Fans. Mehr nicht, aber auch nicht weniger. Sarah Kugler

„Sie nannten ihn Spencer“, heute um 18.30 Uhr im Thalia Kino

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