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Verlage und Buchmacher aus Brandenburg auf der zweiten Buchmesse  "Schöne Bücher aus Brandenburg".

© Andreas Klaer

"Schöne Bücher aus Brandenburg" funktioniert: Projekt Wunderwerk

Die Messe „Schöne Bücher aus Brandenburg“ fand bereits zum zweiten Mal in Potsdam statt und präsentierte Buchmacher aus dem ganzen Land. Mit einem Konzept, das aufgeht.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Liebe auf den ersten Blick ist eine Tatsache. Zumindest bei bibliophilen Menschen. Nicht selten reicht ein Blick und es steht fest: Dieses Buch muss in die persönliche Sammlung aufgenommen werden. Weil das Cover so hübsch ist, oder der Buchschnitt – oder auch, weil der erste Satz sofort überzeugt. Wie in dem Gedichtband „Tausendunddritte Nacht“der Potsdamer Autorin Christa Kozik, der zwar schon im Jahr 2001 entstanden ist, mit seinem roten Umschlag und goldener Schrift aber noch immer verführen kann. „Und als die tausendundzweite Nacht begann, sagte der Sultan zu Scheherezade: Na schön!“ lautet dort der erste Satz – und macht neugierig auf mehr.

Entdeckt werden konnte der Band auf der Messe „Schöne Bücher aus Brandenburg“, die am Samstag bereits das zweite Mal in der Stadt- und Landesbibliothek (SLB) in Potsdam stattfand. Der Märkische Verlag Wilhelmshorst hatte dort seinen Tisch direkt am Eingang platziert und lockte vor allem mit seinen schön gestalteten Gedichtbändchen, zu denen auch Koziks Buch gehört. Bekannt ist der Verlag vor allem für seine Poesiealbum-Reihe, die vor zwei Jahren ihr 50-jähriges Jubiläum feierte. Ein kleines Jubiläum ist auch die jüngste Ausgabe mit der Heftnummer 350. Sie ist Ingeborg Bachmann gewidmet, das Cover ziert eine Grafik von Gustav Klimt. Ein schönes Lyrikheft nicht nur für das Regal, sondern auch praktisch flach für die kleine Tasche – und mit einem Preis von fünf Euro erschwinglich.

Die Messe „Schöne Bücher aus Brandenburg“ hat ermöglicht den Austausch untereinander. 
Die Messe „Schöne Bücher aus Brandenburg“ hat ermöglicht den Austausch untereinander. 

© Andreas Klaer

Liebhaberliteratur und Kunstbücher

Kleinere Verlage aus Brandenburg, wie den Wilhelmshorster, bekannter zu machen, mit Liebe gestalteten Büchern zu einer höheren Aufmerksamkeit zu verhelfen – das hat sich Hans Jörg Rafalski, Organisator der Messe, vorgenommen. 17 Akteure hat er dafür in der Potsdamer Bibliothek versammelt, die Schwerpunkte sind ganz unterschiedlich: Von großformatigen Bildbänden, über Liebhaberliteratur bis hin zu ganz kleinen Einzelstücken.

Constanze Kreiser aus Brandenburg an der Havel etwa kreiert hochwertige Kunstbücher. Handgemacht sind die und mit ganz unterschiedlichen Techniken erstellt. Kreiser arbeitet mit Malerei, Siebdruck, Holz- oder Linolschnitt – und mit Schrift. Ein Jahr lang hat sie extra eine schöne Handschrift trainiert, um die Texte in ihren neuesten Büchern selbst gestalten zu können, wie sie am Samstag erzählte. Oft widmet sie sich einem bestimmten Thema. Im vergangenen Jahr war Schnee ihr Thema, jetzt ist es das Wasser, außerdem das Licht. Eines ihrer großformatigeren Werke beschäftigt sich mit Letzterem, in Form von Texten und Grafiken. Die Seiten lassen sich in verschiedene Richtungen aufklappen, es ist ein kleines Wunderbuch. Solche Wunder haben allerdings ihren Preis: um die 400 Euro kosten Constanze Kreisers großformatige Bücher. Kreiser bietet aber auch kleine, erschwinglichere Formate an. Auch Postkarten gestaltet sie – gerne nach persönlichen Wünschen, wie sie in Potsdam sagte. Für Gespräche darüber eigne sich die kleine Buchmesse gut. Und auch, um mit Kollegen in Kontakt zu treten, die hiesige Buchszene kennenzulernen.

Katrin Inzinger (l.) illustriert die "Sandor"-Kinderbücher von Dorothea Flechsig.
Katrin Inzinger (l.) illustriert die "Sandor"-Kinderbücher von Dorothea Flechsig.

© Andreas Klaer

Bücher für Kinder

Wie beispielsweise Dorothea Flechsig, die am Samstag gleich neben Kreiser saß und in Falkensee seit 2011 den Glückschuh Verlag betreibt. Kinderbücher für Leser im Alter von zwei bis zwölf Jahren bringt sie hier heraus. Ihre eigenen, aber auch die anderer Autoren. Gerade ist der neueste Band ihrer Sandor-Reihe erschienen, die sich um eine sprechende Fledermaus dreht und spielerisch aktuelle Umweltthemen anspricht. In „Sandor. Der geheime Schwarm“ geht es unter anderem um das Insektensterben. Illustriert ist das Buch von der Berlinerin Katrin Inzinger, die ihre Bilder direkt am Grafikboard entstehen lässt. Wie so viele ihrer Messe-Kollegen, hat Dorothea Flechsig ihren Verlag aus Freude an schönen Büchern gegründet, Gewinn fährt sie erst seit knappen fünf Jahren ein.

Thomas Richert aus Cottbus hingegen lacht bei dem Wort „Gewinn“ nur. Gemeinsam mit zwei Freunden, dem Dichter Steve Sabor und dem Maler Hans Scheuerecker, arbeitet der Fotograf immer wieder an Projekten. „Projekt“ – so nennt er auch seinen Fabrik Verlag, in dem die Werke der drei Freunde erscheinen. Bücher, die berühren sollen, wie er am Samstag sagte. Denn darum gehe es schließlich, Freude zu kreieren, Emotionen, Verbindungen.

Wer dafür offen war, konnte sie am Samstag finden. Diese berührenden Verbindungen. Denn das kleine Format von „Schöne Bücher aus Brandenburg“ ermöglichte einen Austausch ohne Hektik, ein Stöbern mit interessanten Gesprächen – und die ein oder andere spontane Liebesbeziehung mit einem neuen Buch.

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