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Kultur: Schneller, höher, weiter?

Kunstschule Potsdam stellt „Bilder zu Olympia“ im Kulturministerium aus

Die Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Am 8. August werden in Peking die Olympischen Sommerspiele eröffnet. Und da die Beschäftigung mit der Thematik „Kulturen der Welt“ ein Schwerpunkt der Arbeit der Potsdamer Kunstschule ist, haben sich seit Jahresbeginn fast alle Teilnehmer der 23 Kurse sowohl mit dem Thema Sport als auch mit der Kultur des Gastgeberlandes beschäftigt. Jetzt sind 80 Arbeiten – von Kindern bis +zu den Senioren – im Kulturministerium zu sehen.

„Werke der Meister von morgen“, nannte sie Staatssekretär Johann Komusiewicz, der am Mittwoch die sehenswerte Ausstellung eröffnete und vor allem den Witz und die schöne Doppeldeutigkeit einiger Bilder hervorhob. Denn wer beim Thema „Bilder zu Olympia“ vor allem Darstellungen von „bildschönen“ Leistungssportlern erwartet, wird von dieser Exposition einigermaßen enttäuscht sein. Nicht, dass es keine durchtrainierten Körper von Fußballern, Leichtathleten oder Schwimmern zu bewundern gäbe. Aber etwas anderes als das „Höher, Schneller, Weiter“ ist viel wesentlicher.

Da gibt es zum Beispiel Tuschezeichnungen von Grundschülern der Eisenhardt-Grundschule zu sehen. Die 11-jährige Clara hat ihr Bild „Drachenschießen“ genannt und damit eine neue Sportart erfunden: Bei ihr zielt ein echter chinesischer Drache mit einer Pistole auf eine Scheibe. Andere Kursteilnehmer entwarfen Sonderbriefmarken zu Olympia, deren vieldeutige Motive „Hase und Igel“, „Dopende Schafe“ oder einen Marathonläufer mit tropfender Eiswaffel zeigen. Genauso wie auf den skurrilen Federzeichnungen von Lucas, Benjamin und Konrad ist ihr sprudelnder kindlicher Einfallsreichtum überaus bemerkenswert.

Die Erwachsenen suchten meistens die ironische Auseinandersetzung mit dem Thema Sport. Auf den Collagen „Der Lohn des Torwartes“ oder „Herz eines Boxers“ werden so ganz direkt Verbindungen zur traditionellen chinesischen Küche hergestellt. Nicht zu vergessen die wunderbaren Diskus-Drucke auf Chinapapier von Heike Isenmann oder die dekorativen Hochdruckgrafiken von traditionellen chinesischen Motiven auf langen schmalen Formaten, die von Teilnehmern des Kurses Druckgrafik stammen.

Am Jahresanfang war für die Ausstellung noch der Untertitel „Ente kross und Anabolika“ geplant, sollte doch der Blickwinkel ein vorwiegend kritischer sein. Nach den Ereignissen in Tibet und dem verheerenden Erdbeben hat sich daran nicht grundsätzlich etwas geändert. Während jedoch eine vordergründige regimekritische Auseinandersetzung unterblieb, hat die 9-jährige Alisha ihr Bild „Avaloleiteshvava“ – der Beschützer Tibets – beigesteuert. Und „Made in China“ sind hier handgemachte Pappmachéreliefs von antiken griechischen Tonvasen, natürlich mit Sportlerdarstellungen. Ab kommender Woche wird die Ausstellung noch um einige Exponate erweitert, die dann allerdings in der Kunstschule in Babelsberg zu sehen sein werden.Astrid Priebs-Tröger

Bis 22. August im Kulturministerium, Dortustraße 36, montags bis freitags von 7.30 bis 17.30 Uhr.

Astrid Priebs-Tröger

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