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Schmutzige Orte voller Abgründe: Der Film „Toilet Stories“ im Thalia-Kino

Auf der Toilette hat es der Großteil der Menschen gerne ruhig und einsam. Nicht umsonst heißt es schließlich im Volksmund „Ich geh mal aufs stille Örtchen.

Von Sarah Kugler

Auf der Toilette hat es der Großteil der Menschen gerne ruhig und einsam. Nicht umsonst heißt es schließlich im Volksmund „Ich geh mal aufs stille Örtchen.“ So einen Ort der Stille wollte der Regisseur Sören Hüper den Figuren in seinem aktuellen Film „Toilet Stories“, den er am vergangen Donnerstag gemeinsam mit Kameramann Dominik Friebel und den Darstellern Teresa Weißbach, Anne Weinknecht sowie Horst-Günter Marx im Babelsberger Thalia-Kino vorstellte, allerdings partout nicht gönnen. Im Gegenteil: In fünf Episoden, die alle auf verschiedenen Toiletten spielen, führt er seine Protagonisten durch sämtliche Abgründe der menschlichen Seele.

Da ist die Schwimmerin Loni Nordahl (Teresa Weißbach), die sich unerwartet auf eine Doping-Kontrolle vorbereiten muss, Martin Rolfes (Josef Heynert), der durch ein Geständnis seines Kabinennachbars völlig durcheinandergebracht wird, Herr Tapken (Horst-Günter Marx), der einer älteren Dame unbedingt ein teures WC-Modell andrehen möchte, Manfred Kasunke (Rudolf Waldemar Brem), der von zwei ahnungslosen Jugendlichen attackiert wird und schließlich Patricia (Dorkas Kiefer) sowie Charlotte (Anne Weinknecht), die sich irgendwie den selben Mann teilen.

Ursprünglich sollte der Streifen den Untertitel „Ein buntes Potpourri der menschlichen Niedertracht“ tragen, welcher zum Bedauern von Sören Hüper, der das Drehbuch gemeinsam mit Christian Prettin geschrieben hat, aber gestrichen werden musste. „Dabei sagt er im Prinzip genau das aus, was mir mit dem Film zeigen wollten“, erklärte er am Donnerstag. Außerdem seien Toiletten als Ort des menschlichen Dramas grundsäztlich unterschätzt und er könne sich gut vorstellen eine kleine Miniserie zu dem Thema zu produzieren. Genug Geschichten hätte er allemal, denn schon für „Toilet Stories“ schrieb er mehr als fünfzehn WC-Schicksale, die er gerne noch verarbeiten würde. „Im Prinzip standen immer die Figuren zuerst fest, der Rest kam dann dazu.“ Was ihn nun aber im Einzelnen zu den fünf Episoden des Films motivierte, wollte er am Donnerstag nicht so richtig verraten. Dafür betonte er umso öfter, dass der Film als reine Independent-Produktion entstanden sei, für die er die 40 000 Euro Budget ohne Filmförderung selbst zusammensammeln musste.

„Ich bin sehr froh, dass es letzendlich überhaupt geklappt hat und wir auch viel Technik umsonst gestellt bekommen haben“, sagte er. „Normalerweise bräuchte man für einen solchen Film mindestens 900 000 Euro.“ Fünf Jahre dauerte es denn auch, bis der Film fertig war. Immer wieder musste unterbrochen werden, für die Postproduktion sogar zum Crowdfunding aufgerufen werden. Gelohnt hat sich der Aufwand allemal – „Toilet Stories“ ist skurril-leichte Abendunterhaltung, die vor allem durch aufgeweckte Darsteller und eine minimalistische Kameraführung überzeugt. Man würde sich eine Serie durchaus wünschen. Sarah Kugler

Im Thalia Kino, Rudolf Breitscheid Straße 50, tägl um 21.15 Uhr

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