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Schlöndorff plaudert über Literaturverfilmungen: Die festgelegten Gesichter

Max Frisch war schuld, beziehungsweise sein Jaguar. Der sprang nämlich am vergangenen Samstag nicht an und sorgte dafür, dass Regisseur Volker Schlöndorff – Besitzer des dienstverweigernden Wagens – einige Minuten zu spät im Potsdamer Filmmuseum eintraf.

Von Sarah Kugler

Max Frisch war schuld, beziehungsweise sein Jaguar. Der sprang nämlich am vergangenen Samstag nicht an und sorgte dafür, dass Regisseur Volker Schlöndorff – Besitzer des dienstverweigernden Wagens – einige Minuten zu spät im Potsdamer Filmmuseum eintraf. Dort war er anlässlich des diesjährigen lit:potsdam-Festivals mit Writer in Residence Daniel Kehlmann zum Gespräch verabredet, in dem sich alles um rund um Literaturverfilmungen drehte. Ein naheliegendes Thema, schließlich gelten Schlöndorffs Verfilmungen von Heinrich Bölls „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ oder Günther Grass’ „Die Blechtrommel“ längst auch als Klassiker der Filmgeschichte.

Die filmischen Umsetzungen von Kehlmanns „Ruhm“, „Die Vermessung der Welt“ und zuletzt – den auch am Samstag gezeigten – „Ich und Kaminski“ wurden von Filmkritikern zwar eher kontrovers besprochen. Das hielt das Publikum im Filmmuseum aber nicht davon ab, die amüsante Satire auf den Kunstbetrieb, in der Daniel Brühl als arroganter Kunstkritiker glänzt, mit lautem Lachen und Applaus zu feiern – nachdem Schlöndorff zuvor schon lobende Worte loswurde.

Wie er erzählte, hatte er selbst den Gedanken, einen Film aus dem Buch zu machen, traute sich aber nicht an den Stoff, weil er nicht die Lösung gefunden hatte. Umso begeisterter war er dann von der fertigen Verfilmung. „Das rührte vor allem daher, dass ich eine heilige Angst hatte, dass das danebengeht“, so Schlöndorff, der Kehlmann eine freudige Mail zu dem Film sendete. „Die Komik kommt rüber, die Darsteller sind ganz wunderbar und das Unerwartete am Ende bringt dann Geraldine Chaplin.“ Von der Darstellung der Schauspielerin, die in Buch und Film Kaminskis große Liebe Therese verkörpert, auf deren Wiedersehen die ganze Geschichte zugeschnitten ist, schwärmte auch Kehlmann. „Wenn man so faszinierende Schauspieler hat, kann man etwas tun, was die Prosa nicht kann“, sagte er. Eben das manifestiere sich dann in dieser kraftvollen Szene, die zwar auch im Buch angelegt gewesen war, aber seiner Meinung nach im Film noch besser rüberkäme. „Ich bin sehr dankbar und froh, dass der Film so gelungen ist“, so Kehlmann und fügte schmunzelnd hinzu: „Ich kann den nur empfehlen.“ Trotzdem sei es natürlich so, dass er die Figuren ein klein wenig abgegeben haben und sie immer mit den Gesichtern der Schauspieler in Verbindung gebracht werden. Ansonsten sei eine gute Literaturverfilmung aber auch immer ein Gewinn für den Autor, da das Buch so durch mehrere Generationen weitergetragen würde, wie sich beide Künstler einig waren. Kehlmann hat sich trotzdem einen kleinen Kniff erlaubt, um die Figur des Sebastian Zöllner aus „Ich und Kaminski“ nicht ganz an Daniel Brühl zu verlieren: In seinem aktuellen Roman „F“ lässt er ihn noch einmal auftreten – allerdings zehn Jahre älter. „Im Film können sie alles mit ihm machen“, sagte er. „Aber nur ich kann ihn zehn Jahre später noch einmal zurückbringen, das hat mir großen Spaß gemacht.“ 

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