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"Schaufenster Sperl" und Café Matschke: Kunst für unterm Baum

Wie wäre es mit ein bisschen Brandenburg zum Fest? Zwei Galerien bieten Kunst aus der Region.

Potsdam - Der Name „Schaufenster Sperl“, wie die Sperls ihre Galerie auch nennen, passt am besten während der traditionellen Ausstellung zum Jahreswechsel. „Kleine Formate No. 22 + XL“ heißt die diesjährige, die weit mehr als 100 Werke von 41 Künstlern zeigt. Eine Werkschau, die noch bis 19. Februar zum Sehen, Entdecken und Kunsterwerb einlädt. Malerei, Grafik und Skulptur sind schon von außen gut sichtbar – die Panoramaschaufenster der Erdgeschossräume gewähren einladenden Einblick. Wer hineingeht, findet einen breiten Querschnitt Potsdamer und Brandenburger neuer, zeitgenössischer Kunst, signierte Siebdrucke in limitierter Auflage für schmale Portemonnaies oder großformatige Malerei, wenn es etwas mehr kosten darf. Hier gibt es Kunst für unterm Weihnachtsbaum, den eigenen oder den Baum derjenigen, die man beschenken möchte. Und wer nicht kauft, kann hier zumindest entdecken, was in Brandenburgs Kunstszene los ist.

Die Galeristen Ursula und Rainer Sperl haben ein feines Gespür für Präsentation. Man wähnt sich ein bisschen wie im Museum und ein bisschen wie im Kunst- Kaufhaus, ein bisschen wie in einem Atelier oder einem Treffpunkt für Kunstfans – für alte und Neulinge. Draußen brummt die Stadt, drinnen darf man sich Zeit lassen, sich an die Bilder herantasten. Die Bilder zu einem kommen lassen. Man kann klein anfangen und sich von Olga Mazlos Tuschezeichnungen verzaubern lassen. Von Heike Isenmanns Foto-Aquatinta-Miniaturen, Wald und Berg im Nebel, märchenhafte Szenen. Schön auch die Küchenbilder, Stillleben mit Fenchel oder Kirschen, Zitronen, Hummer und Tomaten, die Hannelore Teutsch und Christine Pohl so gut können. Astrid Germo packt ihre Küchenszenen hinter Glas, appetitlich leuchtend.

Die Bilder verströmen Wärme und Ruhe

Mit dieser Technik malt auch Bernd Müller-Pflug. Grafisch-Abstraktes, Geometriestudien mit farbsattem Pinselstrich, strukturierte und dennoch zerfließende Bild-Räume, in denen man gerne verloren geht. Susanne Ramollas Studien sind wie aus Farbwolken entstanden, Tupfen, die zerfließen und von selbst, so scheint es, ihre Form finden. „Ich bin das Boot“, heißt ein Frauenkopfprofil, wie eine Galionsfigur am Bug eines sattgelben Kahns. Die Bilder, Lack auf Acrylglas, verströmen Wärme und Ruhe. Mike Bruchner, Potsdamer Künstler, ist nach einer Pause wieder einmal in der Galerie vertreten. Schön seine Frauenstudie „Ungleicher Puls“, Tusche, Leimfarbe und Wachs auf Papier. In diesem Falle auf vier zusammengesetzten Bögen, zum Teil vergilbt, und grob, aber mit liebevoller Intension zusammengeklebt, als wäre es ein Zufallsprodukt.

Daneben hängt noch eine Frau – ein Großformat mit schlankem Frauenpo und geschwungenen Schenkeln, gemalt wie ein Foto in Graustufen: „Der Rest“ von Micky Focke. Seit einigen Jahren hat die Künstlerin aus Süddeutschland ein Atelier in Potsdam und pendelt stilistisch zwischen gegenständlich und Pop-Art. Einen ganz anderen Realismus malt der Potsdamer Alexander Gutsche. Seine „Metaelektrik“ ist eine fotorealistische Draufsicht auf einen Berg in sich verschlungener Kabel und Stecker. Sauber und nüchtern hat er die simple Materie festgehalten, Licht und Schatteneffekte, sodass eine verblüffende Plastizität entsteht – eine freche Hommage an die einst tot geglaubte gegenständliche Malerei. Humorvoll sind die Arbeiten von Wolf-Dieter Pfennig, seine Zeichnungen aus dem Paar-Alltag, Tiergeschichten, Bilder wie Balladen. Pfennig geizt mit Pinselstrich, mit wenigen Schwüngen erzählt er ganze zwischenmenschliche Dramen, während Dieter Zimmermann der Mann für die filigrane, kleinteilige Frickelei ist, seine Bilder wie Malbücher vollstopft mit noch einem Detail und noch einem Puzzlestück – Wimmelbilder für Erwachsene. Eine Handvoll Skulpturen ergänzen die Bilderschau. Von Egbert Wellmann drei Figuren, die wie zweidimensionale Scherenschnitte aus einer Stahlplatte gearbeitet sind. Knuth Seim zeigt „Wohin?“, ein Sandstein-Torso, ein nackter Mann, der seine Hände wie in einer Geste der Verzweiflung oder des Versteckens um seinen Kopf legt.

"Das kleine Bild" im Café Matschke

Wer hier nichts Passendes findet, kann im Café Matschke stöbern, bis zum 6. Januar ist dort die Ausstellung „Das kleine Bild“ zu sehen. Weil Inhaber Torge Kieburg mit viel weniger Platz auskommen muss als seinen Kollegen, hat das kleine Format hier Tradition. Matschke punktet dafür mit Gemütlichkeit, schließlich ist es ein Café. Und wer hier vorbeischaut, darf gern länger bleiben. Dieses Mal sind 16 Künstler aus Potsdam um Umgebung vertreten. Außer Malerei sind hier, anders als in der Galerie Sperl, mit Monika Schulz-Fieguth und Joachim Liebe auch Fotografien zu finden, und die Karikaturen von Jörg Hafemeister. Neu dabei ist Berndt Watzke. Der Michendorfer kommt aus dem Bereich Grafik und Design, die Vorliebe zum geordneten Auftritt ist seinen Bildern anzusehen. „Meine Arbeit kann, muss aber nicht Kunst sein“, sagt er selbst. „Jedes Bild findet irgendwann seinen Käufer“, sagt Ursula Sperl aus Erfahrung. „Man muss Kunst mit dem Bauch ansehen.“

Sperl Galerie, Alte Fachhochschule, F.-Ebert-Straße 4, Mittwoch bis Sonntag, 12 bis 18 Uhr. Café Matschke, Alleestraße 10, Dienstag bis Donnerstag 15 bis 22 Uhr, Freitag bis Sonntag 12 bis 22 Uhr

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