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Fritz Rumpf. Gemalt von Georg Sassnick, 1896

© Potsdam Museum/Holger Vonderlind

Salongespräch in Potsdam: Mit Wein und Kunst

Salonabende haben eine lange Tradition als Treffpunkte für Künstler. Im Potsdamer Kunstraum wird sie nun wiederbelebt

Potsdam - Fritz Rumpf war wohl der prominteste Potsdamer, der regelmäßig Salonabende veranstaltete. Seine Rote Villa am Heiligen See hatte genügend Platz, um Gäste einzuladen. Das Haus des Künstlers, Schriftstellers und ehrenamtlichen Stadtrates war gefüllt mit Kunstwerken. Schließlich war er auch als Kunstsammler bekannt. Ein Faible hatte er auch für die Moderne. So lud er die Maler Lovis Corinth, Max Liebermann, Max Slevogt oder den Designer Henry van de Velde zu seinen Salons ein, die von der „besseren“ Potsdamer und Berliner Gesellschaft besucht wurden. Die Künstler zeigten an diesen Abenden ihre neuesten Arbeiten und hofften natürlich auf guten Verkauf, die Architekten sprachen über neue Projekte und erwarteten neue Aufträge. Der Kunstkritiker Hans Rosenhagen bemerkte in einem Artikel, dass man entzückende Stunden im Rumpf’schen Haus verlebt habe, bei denen großes Gewicht auf einen anständigen Tropfen gelegt wurde.

Beim ersten Salon im Kunstraum Potsdam am Dienstagabend war der gute Tropfen Wein ebenfalls nicht zu verachten. Doch vor allem galt für die gut 20 Anwesenden der Vortrag des Kunsthistorikers Andreas Hüneke als Anziehungspunkt. Die Salons in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Potsdam haben es ihm angetan. So unternahm er einen kenntnisreichen Ausflug in die Geschichte kurz nach dem Kaiserreich bis in die vierziger Jahre hinein, um die Ausstrahlung von Salons auf Potsdam, Künstler und Besucher zu beleuchten. Einige wurden regelmäßig veranstaltet, andere waren nur von kurzer Dauer. Schön, dass er seinen Vortrag mit Wiedergaben von Kunstwerken und Fotos der Villen, in denen die Salons stattfanden, illustrierte. Manchmal machte Hüneke auch einen pointierten Schwenk in die Gegenwart, wenn er über Rumpfs Engagament für die Gründung des städtischen Museums und die Potsdamer Künstlerschaft sprach. Er wünsche sich, so Hüneke, eine ständige Ausstellung mit Werken Potsdamer Künstler im Potsdam Museum.

Eine geistige Brücke zwischen Berlin und Potsdam

Auch die Villa des jüdischen Bankiers Herbert M. Gutmann am Neuen Garten, „Herbertshof“ genannt, war in den zwanziger Jahren gesellschaftlicher Mittelpunkt Potsdams. Die Hochfinanziers, Diplomaten und Mitglieder der einstigen Hofgesellschaft traf sich dort zu festlichen Salonabenden, die als geistige Brücke zwischen Potsdam und Berlin verstanden wurde. „Dieses Haus bietet auf Schritt und Tritt Überraschungen, durch die unwahrscheinliche Vielfalt seiner Räume. Alle Erdteile scheinen vertreten, jedes Zimmer hat einen anderen Stil, eine andere Atmosphäre“, hieß es in einem Beitrag über die Villa in der Zeitschrift „Sport im Bild“ im Jahre 1927. Gutmann war als ambitionierter Kunstsammler sowie als sportbegeisterter Zeitgenosse bekannt.

Die Verlegerin Irmgard Kiepenheuer hatte in der heutigen Geschwister-Scholl-Straße ebenfalls einen Salon. Dort hatte die damalige Moderne das Sagen, auch die Dadaisten. An einem Abend rezitierte beispielsweise Kurt Schwitters seine Ursonate. Konsterniert hörten die Damen und ehemalige Militärs das für sie ungewohnte dadaistische Lautgedicht. Doch dann folgte aus dem gelangweilten Zuhören ein befreites Lachen. Salons führten auch der Architekt Wilhelm Schmid und seine Frau, die Sängerin Miriam Metz, in ihrer Villa Metz am Heiligen See, der Galerist Ferdinand Möller in der Wöllnerstraße (heute Otto-Nagel-Straße) oder der Bornimer Staudenzüchter und Gartenphilosoph Karl Foerster. Ob sich das Konzept Salon wieder kultivieren lässt, wie es der Kunstraum anstrebt, bleibt abzuwarten. Doch hilfreich wäre es, eine charismatische Persönlichkeit als Einladenden zu gewinnen. Das gehörte zum Erfolg der historischen Salons. 

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