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Sebastian Heiner experimentiert mit Teppichen – und viel Farbe.

© Sebastian Gabsch

Runder Geburtstag: Currywurst oder Gazpacho in Potsdams Museum Fluxus+

Weiter wider das Pathos: Das Potsdamer Fluxus-Museum schenkt sich einen angemessenen zehnten Geburtstag

Die Auswahl reicht von der Currywurst über das Spanische Gazpacho bis hin zu Deutschen Fröschen. Zum zehnjährigen Jubiläum des Museums FluxusPlus kredenzt das Haus insgesamt zehn Menüs, passend zu den Werken der Künstler, die hier vertreten sind. Begleitet werden die Menüs von einem Audioguide.

„Wir sind noch lange nicht am Ende. Auch künftig wird uns immer wieder Neues einfallen“, erklärt Heinrich Liman, der Gründer des Museums. Vor zehn Jahren wurde dem Stadtplaner und Architekten mit Büros in Berlin, Frankfurt und Potsdam klar, dass seine angesammelten Kunstschätze einen Ort benötigen, an dem auch Besucher Zugang zu den Werken bekommen. Potsdam als aufstrebende Stadt Brandenburgs und die Schiffbauergasse, in der ein neues Kunst- und Kulturquartiert entstehen sollte, boten dem Stadtplaner einigen Spielraum. Allerdings nicht so viel, wie sich Liman gewünscht hätte. „Eigentlich sollte das Museum die Form eines Autos haben. Schließlich hat Wolf Vostell sehr viel mit Autos gemacht, wie beispielsweise die einbetonierten Cadillacs am Rathenauplatz in Berlin“, sagt er. Die Autoform fand dann allerdings keinen behördlichen Segen. Also baute Liman in der damaligen Ruine in der Schiffbauergasse den Ausstellungsraum entsprechend den existierenden historischen Gebäuden.

Das Werk von dem Fluxus-Künstler Wolf Vostell ist einer der Schwerpunkte des Museums. Schon früh hat Liman seine Werke gesammelt. 1946 Im thüringischen Pößneck geboren, kam Liman als Wehrdienstverweigerer nach Berlin. Seine erste Firma gründete er 1977. Schon da engagierten er und seine Ehefrau sich für Kunst. Sie lernten den umtriebigen, international agierenden Vostell kennen. Der Grundstein für das Interesse an Fluxus war gelegt.

Eigentlich widersetzt sich die Fluxus einer musealen Inszenierung. „Bei Fluxus soll alles Fluss, fluide sein, die Kunst bleibt nie stehen. Das ist auch keine Kunstrichtung, die sich auf einen bestimmten Zeitpunkt festlegen lässt, das geht immer weiter“, so Liman. Auch die Sammlung des Museum wird stets erweitert und ausgebaut. Der Maler, Grafiker und Bildhauer Lutz Friedel zeigt einen neuen Zyklus von Radierungen, in dem er sich mit dem Werk des 1920 verstorbenen Künstlers Max Klinger auseinandersetzt. Auch Costantino Ciervo, Hella De Santarossa und Sebastian Heiner sind mit neuen Werken vertreten. Heiner inspirierte eine Reise nach Jordanien zu farbenfrohen, abstrakten Werken. Fluxus aber ist ohne Musik nicht denkbar, schließlich waren auch George Maciunas, George Brecht und LaMonte Young Musiker. Dementsprechend spielt zum Jubiläum das Duo „Klangzeichen“ aus Weimar (Michael von Hintzenstern und Daniel Hoffmann) mittlerweile historische musikalische Konzepte der Fluxus-Urväter. In Erinnerung an 100 Jahre Dada Berlin bieten die beiden Musiker auch Werke von John Cage und Christian Wolff dar.

„Fluxus und Dada, das waren beides Reaktionen auf eine Welt, die aus den Fugen geraten ist. Da gibt es einen Zusammenhang“, sagt Liman. Dada entstand nach dem Ersten Weltkrieg, Fluxus nach dem Zweiten. Allein dem „Schönen, Wahren, Guten“ zu huldigen erschien Künstlern nach Weltkriegen mit Millionen von Toten nicht mehr angemessen. Also suchten sie nach einer Kunst, die einerseits bestehende Strukturen in Bildern, Musik und Texten zertrümmerte und andererseits Werke ohne Pathos und Heroismus entstehen ließ. Diese Werke und Neues, das in diesem Geist geschaffen wird, zeigt das Museum FluxusPlus nicht nur zu seinem Jubliläum. Denn, so Liman: „Wir hoffen, die Räume auch langfristig als festen Standort zu behalten.“ R. Rabensaat

Heute um 18 Uhr spielt das Duo Klang-Zeichen, ab 19.30 Uhr die Band Jayfex. Der Museumseintritt ist heute frei

R. Rabensaat

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