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Kultur: Rock für die Rettung der Kultur Vier Brauhausberg-Bands spielen im Kuze

Es war die Hiobsbotschaft für Dutzende Musiker und Künstler, die in der Alten Brauerei am Brauhausberg ihre kreative Heimat gefunden hatten: Spätestens Ende April müssen sie das Gebäude räumen, teure Wohnungen sollen dort entstehen, wo vorher eines der größten kulturellen Herzen der Stadt schlug. Mit einem Aktionswochenende wollen die Musiker noch einmal auf die kritische Situation aufmerksam machen.

Es war die Hiobsbotschaft für Dutzende Musiker und Künstler, die in der Alten Brauerei am Brauhausberg ihre kreative Heimat gefunden hatten: Spätestens Ende April müssen sie das Gebäude räumen, teure Wohnungen sollen dort entstehen, wo vorher eines der größten kulturellen Herzen der Stadt schlug. Mit einem Aktionswochenende wollen die Musiker noch einmal auf die kritische Situation aufmerksam machen. Am Samstag findet ab 14 Uhr ein Tag der offenen Tür statt, der den Verlust zwar nicht mehr abwenden kann, aber allen zeigen soll, was auf dem Brauhausberg entstanden ist. Das Wochenende beginnt aber schon am Freitag: Im studentischen Kulturzentrum Kuze in der Hermann-Elflein-Straße gibt es ein Soli-Konzert von vier der betroffenen Bands – „um die Kriegskasse zu füllen“, so Organisator Elias Franke.

Ab 20 Uhr stehen vier ganz unterschiedliche Bands auf der Bühne, stellvertretend für das, was sich musikalisch in den Räumen der Alten Brauerei ausgetobt hat. Bullgine etwa spielen breit angelegten Rock, der sich nicht mit einem einzelnen Stempel versehen lässt: Beeinflussen lässt sich die Band sowohl vom Post Rock als auch vom Alternative, Metal, aber auch Pop – ein Prisma der Unterschiedlichkeit der Bandmitglieder, die sich aus all diesen musikalischen Ecken rekrutieren.

Step Into The Hellgarden sind ein metallisches Aushängeschild der Stadt, seit 2008 haben sie sich dem Schwermetall verschrieben. Seitdem hat es immer wieder Umbesetzungen gegeben, die das Erscheinungsbild maßgeblich geprägt haben. Von Thrash über Black Metal bis Metalcore findet sich alles wieder, aber auch vor Balladen schreckt die Band nicht zurück – heavy bleibt es auf alle Fälle.

Mit Red Cardinal geht es metallisch weiter. Metalcore mit Zugkraft, Gefühl und Druck schreiben sich die Potsdamer auf die Fahnen – mit einer Sängerin, die das Zarte mit der notwendigen Brachialität verknüpft. Daraus entsteht Musik, die vor Leidenschaft funkelt. Den Abschluss machen Cesspit, die auf den ersten Blick mit Stoner-Rock daherkommen, aber wesentlich mehr im Gepäck haben: Pantera etwa, die das Kopfnicken abonniert haben, aber auch Rage Against The Machine, System Of A Down, Black Sabbath und Metallica stehen auf der Einflussliste der Band.

Langeweile kann am Freitagabend ausgeschlossen werden, und was spricht dagegen, gute Musik mit einem guten Zweck zu verknüpfen. Ein teurer Abend wird es trotzdem nicht: Schlappe drei Euro kostet der Eintritt, es darf aber gern etwas draufgelegt werden: Jeder Cent ist eine Investition in die kulturelle Zukunft der Stadt. Wie es weitergeht, ist unterdessen völlig offen. Die Künstler verhandeln mit der Stadt, die Suche nach einer Alternative läuft auf Hochtouren. Im Gespräch war zuletzt der ehemalige „Art Speicher“ in der Zeppelinstraße: Der steht seit einiger Zeit leer und ist laut Flächennutzungsplan an eine kulturelle Nutzung gekoppelt. Allerdings ist so etwas nicht von heute auf morgen zu lösen – die Unsicherheit bleibt also vorerst bestehen. Oliver Dietrich

Konzert von Bullgine, Step Into The Hellgarden, Red Cardinal und Cesspit am heutigen Freitag um 20 Uhr im Kuze, Hermann-Elflein-Straße 10. Der Eintritt kostet drei Euro plus x. Der Tag der offenen Tür beginnt am morgigen Samstag um 14 Uhr in der Alten Brauerei in der Albert-Einstein-Straße.

Oliver Dietrich

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