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Kultur: Reiche Erfahrungen

Der international erfolgreiche Dirigent Daniel Lipton will sich für die Landeshauptstadt engagieren

Der international erfolgreiche Dirigent Daniel Lipton will sich für die Landeshauptstadt engagieren Von Klaus Büstrin Im Regionalzug trifft man am Sonntagnachmittag viele Fahrgäste, die nach Dessau fahren. Die sich „in Schale Geworfenen“ sprechen über Theateraufführungen in Berlin und Dessau, vergleichen vor allem die Operninszenierungen. Die am Anhaltischen Theater Dessau gezeigt werden, stehen hoch in der Gunst. Das Theater in der Bauhausstadt wird oftmals als das vierte Opernhaus Berlins gepriesen. Seit Anfang der neunziger Jahre sprach es sich herum, dass auf einer der größten Bühne Deutschlands, in Dessau, hervorragenes Theater zu sehen ist, und zwar mit der Verpflichtung Johannes Felsensteins, dem Sohn von Walter Felsenstein, als Intendanten. Und noch ein Künstler, der international einen Namen hat, wurde engagiert: der Dirigent Daniel Lipton. Vier Spielzeiten fungierte er in Dessau als erfolgreicher Generalmusikdirektor. Seit gut einem Jahr wohnt Daniel Lipton mit seiner Familie in Potsdam. „ Wir haben uns einige Jahre in Kanada angesiedelt, da ich am Opernhaus in Ontario Chefdirigent bin. Viele Monate des Jahres bin ich in der ganzen Welt unterwegs. Das ist nicht immer leicht für meine Familie“, erzählt Daniel Lipton während eines Gesprächs. Und so bekam seine Frau immer mehr Heimweh nach Deutschland, ihrem Heimatland. Man bezog zunächst eine Wohnung in Berlin. „Doch diese Stadt wurde uns zu hektisch, zu aggressiv. Dann gingen wir eines Tages über die Glienicker Brücke nach Potsdam, und schon atmeten wir freier. Ja, nun wohnen wir hier.“ Daniel Lipton ist beeindruckt von Potsdam, von seinen Schlössern und Parkanlagen, aber auch von vielen freundlichen Menschen, die man hier trifft. Und wo der international renommierte Dirigent sein Zuhause gefunden hat, dort legt er nicht die Hände in den Schoß, sondern bringt sich in die Belange der Stadt ein. So ist Daniel Lipton bereits aktiver Unterstützer für die Bewerbung Potsdams als Kulturhauptstadt Europa 2010: im IHK-Saal dirigierte er unlängst in einem vom Publikum begeistert aufgenommenen Konzert die Kammerakademie Potsdam, bei dem Werke von Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm standen. „Ich möchte mein Können einbringen, denn ich glaube man kann noch mehr für das Kulturleben dieser Stadt tun.“ So würde er gern mit dem Orchester der Triennale im Ruhrgebiet, dessen Chefdirigent er ist, auch in Potsdam gastieren. Liptons Erfahrungen, natürlich in erster Linie die musikalischen, sind weitreichend. In Paris geboren, in New York aufgewachsen, mehrere Sprachen fließend sprechend, ist er als Dirigent in der ganzen Welt ein gern gesehener Gast. München, Paris, Madrid, Palermo, London, Amsterdam, Venedig, Barcelona – dies sind nur einige Musikzentren, in denen er regelmäßig Opern und Konzerte mit hervorragenden Gesangs- und Instrumentalsolisten wie Montserrat Caballé, José Carrerars, Katia Ricciarelli, Michele Crider oder Neil Shicoff dirigiert. In der kolumbianischen Hauptstadt Bogota wird der Künstler besonders verehrt. Man zeichnete ihn dort mit dem höchsten Orden des Landes aus. Die Kolumbianer vergessen nicht, dass Daniel Lipton drei Orchester, eine Opern- und eine Ballettcompagnie ins Leben rief. An die Deutsche Oper Berlin wurde der Künstler ebenfalls häufig eingeladen. „Besondere Freude machte an diesem Opernhaus die Arbeit, als Götz Friedrich noch lebte. Er war ein begnadeter Regisseur, der den Geist der jeweiligen Oper, die er inszenierte, nie zerstörte.“ Lipton würde die Mitwirkung in einer Operninszenierung ablehnen, wenn das Werk durch die deformiert wird. Natürlich dirigiert er gern italienische Opern von Rossini, Donizetti, Verdi oder Puccini. In dieser Hinsicht ist er ein Spezialist, doch er ist ein Meister, der in der gesamten Musikgeschichte zu Hause ist, so hat es unlängst ein wichtiger Londoner Musikkritiker geschrieben. „Die intensive Auseinandersetzung mit der Musik aus allen Epochen macht mir großen Spaß. Sie ist ein Gewinn für mich, aber er soll sich auch auszahlen für das Publikum“, sagt Daniel Lipton, der in den Städten wie Dessau sich genauso mit Herz engagiert, wie auf den großen Podien der Welt. Das Musikleben Potsdams sollte ihn festhalten.

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