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Kultur: Refugium

Die königliche Bibliothek im Schloss Sanssouci

Nur wenige haben die Bibliothek bisher persönlich in Augenschein genommen. Auch zu Zeiten Friedrichs des Großen (1712-1786) war das so. Außer ihm selbst durfte nur sein Sekretär den mit kostbarem Zedernholz getäfelten runden Raum betreten. Auch Voltaire genoss ab und an dieses Privileg. Aber ansonsten liebte es der „Philosoph von Sanssouci“, hier ganz allein seiner Leseleidenschaft zu frönen. 2100 Bände, darunter auch 1000 aus seiner ersten Sammlung als Kronprinz auf Schloss Rheinsberg, kunstvoll in vorwiegend rotes Ziegenleder gebunden, stehen auch heute noch in Doppelreihen hinter Glas. Und während der einstündigen Sonderführung durch die jetzige Bibliothekarin Hannelore Röhm war unlängst zu erfahren, dass der Preußenkönig den kleineren Quart- und Oktavformaten vor größeren Folianten eindeutig den Vorzug gab.

Da konnte es schon passieren, dass der König, wie später auch an einer Militärgeschichte demonstriert, die Ränder eines zu großen Buches rigoros beschneiden ließ, damit dieses in seine Sammlung passte. Aber bevor einige der Kleinode den zwei Dutzend interessierten Besuchern vorgestellt wurden, konnten diese noch ein wenig in dem wunderbar harmonischen, im Durchmesser und der Höhe etwa gleich großen Raum verweilen. Man konnte seinen Blick schweifen lassen über vier vergoldete ovale Bronzereliefs, die Bezüge zur Astronomie, Malerei, Bildhauerei und den Musen aufweisen oder auch einen Blick aus einer der beiden Fenstertüren auf den betenden Knaben im Sonnentempelchen, ganz in der Nähe der Gruft des Alten Fritz werfen. Weil der König wegen seiner Gicht Wärme liebte, soll wohl auch aus diesem Grund die Decke von August Nahl mit einem imposanten Sonnenrelief verziert worden sein.

Einen genaueren Blick auf die wohlsortierten Buchtitel zu werfen, war indes kaum möglich. Aber der aufmerksame Besucher konnte schnell feststellen, dass aus jedem Band ein schmaler Papierstreifen ragte. Sie stammen von der Katalogisierung durch einen Bibliothekar, der 1914 alle acht Bibliotheken Friedrichs aufsuchte und sämtliche Bücher erfasste. Die allermeisten sind in Französisch abgefasst und wurden bereits ab 1775 noch extra durch kleine Buchstaben auf dem Einband gekennzeichnet. Bücher aus Sanssouci bekamen ein V (für Vigne = Weinberg), die aus dem Neuen Palais ein S und solche aus dem Potsdamer Stadtschloss ein P.

Auch einen kurzen Blick in Friedrichs eigenes Werk „Geschichte des Hauses Brandenburg“ von 1751. Eigenhändig von Friedrich selbst waren auch die Notizzettel geschrieben, die in einem Vorläufer der „Großen Enzyklopädie“ von Pierre Bayle steckten und die die Lesefrüchte des Königs dokumentierten. Und nicht zuletzt konnte man „Das Zeitalter Ludwig XIV.“ betrachten. Jenes Buches also, das der König nahezu auswendig kannte und aus dem er sich noch im Sterbezimmer vorlesen ließ.

Bleibt noch zu erwähnen, dass viele der Bücher außerordentlich gut erhalten sind. Ein Grund dafür ist wahrscheinlich die frühere Papierherstellung aus Lumpen, die nicht nur für die Haltbarkeit sondern auch für ein, im Vergleich zu heutigen Exemplaren, geringes Gewicht verantwortlich ist. Astrid Priebs-Tröger

Astrid Priebs-Tröger

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