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Rechenzentrum "Unterwegs im Licht": Kosmische Weiten und stille Lichter

Für „Unterwegs im Licht“ setzten gleich zwei Lichtinstallationen das Rechenzentrum in Szene. Das Mosaik wurde dabei regelrecht zum Leben erweckt.

Potsdam - Langsam schwebt der Kosmonaut durch den blau schimmernden Raum. Sein Anzug glitzert, genauso wie die Raumsonde zu seinen Füßen, sphärische Musik erklingt. Der Ausschnitt aus Fritz Eisels Mosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“, am Rechenzentrum, auf dem ein Kosmonaut mit einer Sputniksonde zu sehen ist, ist am Samstagabend durch eine Lichtinstallation des Künstlerkollektivs „Xenorama“ für das Wochenende regelrecht zum Leben erwacht. Dynamisch rotierende Lichter und eine 3D-Kamera, die Vorbeilaufende als weiße Schatten ins Bild integriert, erschaffen die Illusion, dass sich der Raumpilot durch das Weltall bewegt. Anlässlich von „Unterwegs im Licht“ sind Potsdams Straßen gut gefüllt, und diese Installation kommt bei den Vorbeigehenden sehr gut an. „Wahnsinn!“ ist zu hören, oder: „Toll, das bewegt sich ja richtig.“

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Ein paar Meter weiter um die Ecke, unterhalb der Replik der Wetterfahne der Garnisonkirche in der Breiten Straße, eröffnen zeitgleich der Künstler und Filmemacher Gregor Bartsch und weitere Künstler mit einer Perfomance die Lichtinstallation „Die kosmischen Könige“. Mehrstimmig lassen sie die Replik der Wetterfahne und das Eisel-Mosaik durch sich sprechen: „Ich bin immer da, auch wenn du mich nicht brauchst. Und immer da, wenn du mich brauchst“, ertönt es. Und deuten damit auf die Besonderheit des Ortes: Durch das Nebeneinander des DDR-Kunstwerks und der Garnisonkirchen-Replik gehört er zu einem der interessantesten Plätze in Potsdam. Es ist eines jener Symbolbilder für die städtebauliche Diskussion, in der es um den Umgang mit Vergangenheit und Zukunft, um Ästhetik und Identität geht.

Wo ist Schatten, wo Licht?

Angekündigt war jedenfalls, die Objekte durch Licht in einen gemeinsamen Kontext treten zu lassen. Zusammen mit der Perfomance funktioniert das auch, weil sie durch die Künstler sprechen. „Brüder und Schwestern zur Sonne!“ rufen sie etwa, und es wird greifbar, was Kosmonaut und Wetterfahne gemeinsam haben – die Höhen zum Beispiel, die sie im Absolutismus und in der DDR erklommen haben. Vier Schaltphasen gebe es, erklärt Gregor Bartsch. In der ersten sei alles dunkel, in der zweiten werde alles angestrahlt, in der dritten nur die Wetterfahne und in der vierten nur das Mosaik. Fragen können sich auftun: Wo ist Schatten, wo Licht, gibt es einen gemeinsamen Glanz der Historie? Zu was ist dieser Ort durch seine unterschiedliche Beanspruchung inzwischen geworden?

Doch jemand, der in den kommenden Wochen daran vorbeigeht, wird kaum die Chance bekommen, sich diese Fragen zu stellen – dafür ist die Lichtschaltung zu zurückhaltend. Ohne die dazugehörige Tumblr-Seite wird er nicht wissen, was dort geschieht, es mangelt an einem Hinweis. Im Vergleich zur lebendigen Installation von „Xenorama“, die sich in Licht und Sound durch menschliche Beweungenständig verändert, sind die „Kosmischen Könige“ schwer erkennbar.

"Ich denke, dass die Potsdamer es bemerken werden"

Bartsch jedoch ist sich sicher, dass die Installation auch so wahrgenommen werde: „Ich denke, dass die Potsdamer es bemerken werden, zumindest wenn das Licht ganz aus ist oder nur das Mosaik angestrahlt wird.“ Infos anzubringen, dieser Idee werde er aber nachgehen. Zum Projekt gehören indes noch weitere Veranstaltungen – etwa eine erste gemeinsame des Stiftung Garnisonkirche e.V. und des Rechenzentrums am 15. März, in der es um die kunsthistorische Bedeutung von Mosaik und Wetterfahnen-Replik gehen soll. Wie lange der Kosmonaut noch seine Kreise am Rechenzentrum drehen wird oder ob er sich neue Welten erschließen muss, werden die Potsdamer erst in den kommenden Monaten erfahren. Ein Abriss des Rechenzentrums und das Verbringen des Mosaiks an einen anderen Ort stehen immer noch im Raum.

Andrea Lütkewitz

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