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Kultur: Rätselhafte Vogelmenschen

Der chinesische Maler Zhao Hongli zeigt seine Bilder im Kunstwerk

Das wird ein deutsch-chinesisches Jahr. Jedenfalls für den Offenen Kunstverein. Die Ausstellung „Vogel-Mensch“ des chinesischen Malers Zhao Hongli gab den Auftakt. Im April reisen zehn Potsdamer Jugendliche nach Peking reisen, um dort mit chinesischen Jugendlichen gemeinsam künstlerisch zu arbeiten. Deren Gegenbesuch ist für den Juli geplant und danach wird es in Potsdam eine erste gemeinsame deutsch-chinesische Ausstellung unter dem Motto „Fremder Drache“ geben.

Ausstellungen zeitgenössischer chinesischer Künstler präsentiert der Offene Kunstverein indes schon seit mehreren Jahren und auch Zhao Hongli, der 1973 in Xi’an geboren wurde, war unter anderem mit Fotografien in einer der vier bisher gezeigten Gruppenausstellungen vertreten. Jetzt hängen in den drei Ausstellungsräumen in der Hermann-Elflein-Straße seine meistenteils sehr großformatigen und ungemein farbigen Bilder. Die gestaltet der junge vielseitige Künstler – er arbeitet auch als Bildhauer, Fotograf und Videokünstler – auf ganz verschiedenen Untergründen. Neben Papier und Leinwänden kommen auch chinesische Seidenstoffe zum Einsatz, deren florale Ornamente einen wunderbaren atmosphärischen Hintergrund beispielsweise für einen todtraurigen fahlgrünen und vielköpfigen Vogelmenschen abgeben.

Diese metaphorischen Zwitterwesen – meist Vogelkörper mit menschlichen Köpfen oder Masken – sind auf den meisten der ausgestellten Bilder zu finden. Und Zhao Hongli „benutzt“ sie, um seine Beobachtungen und Eindrücke zum Thema Mensch und Umwelt auszudrücken. „Der Mensch teilt mit dem Vogel eine Welt, somit ein Schicksal. Die Zerstörung der Lebensräume betrifft den Menschen gleichermaßen. Es ist dem Menschen immer noch nicht genug bewusst, welche Konsequenzen der ,Fortschritt’ für beide Wesen hat.“ Dieses Credo kommt in seinen rätselhaft-schönen Bildern nicht vordergründig oder mit dem pädagogischem Zeigefinger daher. Zhao Hongli will, wie er im Gespräch sagt, „vor allem schöne Bilder malen“, doch hinter den „schönen Oberfläche“ – es sind vor allem exotische Blüten und anmutige gefiederte Wesen – „lauert das Unglück“.

Aber auch das zeigt sich nur in winzigen Details, wie in dunkel verschlungenen Ornamenten oder einem gierigen Tiger, von dem schon der eine oder andere Vogel verschlungen werden wird. Auf dem riesigen Bild „Vogel-Mensch 5“ wird die märchenhafte Komposition mit wenigen Zeichen menschlicher Zivilisation kontrastiert. Ausschnitte von Grundrissen von Straßen, Autobahnen und Flughäfen zeigen in ihrer eintönigen rosa Farbigkeit den Verlust vielfarbiger Emotionalität, wie sie den dargestellten Lebewesen nahezu durchgängig eigen ist.

Wie sehr Zhao Hongli, der seit fast neun Jahren in Deutschland lebt und in Kiel und Berlin studiert, in zwei Kunstwelten zu Hause ist, wird der Betrachter begreifen, der sein raumgreifendes Triptychon „Menschen und Spielzeuge“ in Augenschein nimmt. Fast fotorealistisch muten die Darstellungen von Puppen, Flugzeugen und eines Clowns an, direkt gegenüber ist dagegen die kunstvolle grün-weiße Jadeschnitzerei eines seiner rätselhaften Vogelmenschen neben einer riesigen Chrysantheme zu bewundern.

Astrid Priebs-Tröger

Bis 15. Februar, Mi-So, 15 bis 19 Uhr, Do bis 22 Uhr, Hermann-Elflein-Straße 11

Astrid Priebs-TrögerD

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