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Kultur: Prinzessinnen und Könige im Landtag

Großformatige Reliefs aus Pappmaché: Neue Dauerausstellung der Kunstschule Potsdam in der Landtagskantine

Eigentlich ist es meistens umgekehrt: Erwachsene erzählen, zumindest kleinen Kindern, Märchen und Geschichten. Doch seit kurzem ist im Potsdamer Landtag in der Kantine eine neue Dauerausstellung zu sehen, bei der Kinder und Jugendliche diesen Part übernommen haben. 5- bis 14-jährige Kunstschüler haben sich intensiv mit Märchen und Sagen aus dem Land Brandenburg beschäftigt und diese mit enormen Einfallsreichtum bebildert. Entstanden sind großformatige Reliefs aus Pappmaché, farbenfrohe Bilder und fantasievolle Collagen der unterschiedlichsten Märchengestalten.

„Ich wusste gar nicht, dass es so groß geworden ist“, sagt die 8-jährige Ola, als sie ihrer Mutter zur Vernissage der Ausstellung ganz stolz ihre eigenen Figuren auf dem etwa drei Quadratmeter großen Wandfries vorführt. Der jetzt die Stirnseite im Eingangsbereich der Kantine schmückt und von Teufeln, Zwergen, einer Riesenratte, Prinzen und Zauberpferden nur so wimmelt. Zehn Kinder waren an dieser Gemeinschaftsarbeit beteiligt und man wird angeregt, herauszukriegen, in welche Märchen und Geschichten die Akteure wohl gehören. Nachzulesen sind diese in der Ausgabe „Der Prinz und sein Zauberpferd“, die schönsten Märchen der Mark Brandenburg.

Die wenigsten kennen wahrscheinlich die Geschichten vom „Dummen Hans und den Wunderäpfeln“ oder vom „Schneewittchen bei den sieben Lutchen“. Auch Bildungsminister Holger Rupprecht, der während einer Sitzungspause zur Eröffnung erschienen war, hatte keine Titel parat, vergab aber ein großes Lob an alle beteiligten Akteure. Und drückte zudem seine Wertschätzung für die künstlerische Bildung - „die leider beim Pisa-Test runterfällt“ – deutlich aus. Denn mit den Ergebnissen sind nicht nur ansonsten ziemlich kahle Wände wie in der Kantine zu schmücken, sondern es werden auch Talente gefordert und gefördert.

Ganz besonders intensiv haben sich die Kunstschüler mit der Geschichte „Der Trommler und die Schwanenjungfrau" auseinandergesetzt. Das zweite große Relief zeigt in zwölf Bildern, wie ein Trommler zu gleich drei bezaubernden Frauen kommt. Mit hoher Fingerfertigkeit haben die Kinder anmutige Schwäne und einen lebenslustigen Trommler aus kleistergetränktem Papier modelliert und mit viel Farbenfreude gestaltet. Und auch das wunderbare Schloss lädt sofort ein, sich sogleich, die in ihren Motiven zwar tradierte, aber in der Auflösung eher ungewöhnliche Geschichte durchzulesen, die in kindlicher Handschrift darunter steht. Aber eigentlich sprechen die ausdrucksstarken Bilder und Collagen für sich. Auf den Bildern der Jüngsten steckt das tapfere Schneiderlein des 5-jährigen Peter dem Betrachter schon mal die Zunge raus. Und die 7-jährige Salomé hat den Riesenkönigssohn und die Kronprinzessin wirklich großartig porträtiert. Ihr Witz und ihre Direktheit sind richtig ansteckend und man kann die Abgeordneten nur beneiden, dass die Kunstschüler ihnen ihre Arbeiten als Dauerleihgabe überlassen haben.Astrid Priebs-Tröger

Zu sehen Mo bis Do, 8 bis 15 Uhr, Fr von 8 bis 14 Uhr in der Kantine.

Astrid Priebs-Tröger

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