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Imposante Erscheinung. Hofbaurat Heinrich Ludwig Manger, verkörpert von Michael Adam, gab Episoden aus der Zeit Friedrichs des Großen zum Besten.

© Andreas Klaer

Kultur: Preußisches Grün

Ein sommerlicher Abendspaziergang durch die Bildergalerie und zu den Terrassen von Sanssouci

Besucherscharen und strahlendes Sommerwetter: Petra Wesch, Kunstpädagogin in der Marketingabteilung der Preußischen Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), freute sich am Freitagabend überschwänglich über die erste regenfreie Veranstaltung der Reihe „Preußisch-Grün“. Gekommen waren rund 60 Interessierte, die der quirligen Frau mit den roten Haaren, die um den Hals ein rotes Plastikfernglas und passend dazu eine gleichfarbige Weste trug, zuerst in die Galerie Friedrichs des Großen und danach in das unmittelbare Umfeld folgten.

Heute sei das Gärtnern absolut in, sagte sie, und verwies darauf, dass das noch nicht sehr lange, sondern erst seit der Renaissance so sei. Nach diesem kurzen Exkurs kam sie auf den Preußenkönig, der sich für seinen berühmten Garten inklusive der Bildergalerie vor allem an französischen und italienischen Vorbildern orientierte, und 1755 inkognito als Oboist des polnischen Königs nach Amsterdam reiste, um sich dort bürgerliche Bildersammlungen und vor allem auch terrassierte Gärten anzuschauen.

In diesem Moment ihres Vortrages erschien, mit einem blauen Rock und einem Dreispitz aus Stroh angetan, der ehemalige preußische Hofbaurat Heinrich Ludwig Manger, verkörpert von Michael Adam. Diese imposante Erscheinung würzte von nun an den kunsthistorischen Vortrag mit Episoden aus der Zeit Friedrichs des Großen, die er als Zeitgenosse zum Besten geben konnte. So berichtete Manger, dass er die Arbeiten an der Bildergalerie, die zeitgleich mit dem Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763 stattfanden, allein koordinierte und dass auch die Rechnungen dafür erst nach Kriegsende bezahlt worden seien.

Dann ging es hinein in die prunkvolle Galerie, deren Vorbild die berühmte Galleria Colonna in Rom ist, und die Besucher, jetzt ebenfalls mit roten Ferngläsern bestückt, näherten sich vor allem Bildern, auf denen Gärten oder Pflanzen im Hintergrund zu sehen sind. Manger indes gab „Regeln“ vor, nach denen nach dem Besuch – so euphorisch wie seinerzeit der Marquis d’Argens – in der Öffentlichkeit darüber zu berichten sei. Kirschen, rote und weiße Rosen, ein Maulbeer- und ein Feigenbaum sowie zum Schluss der Lorbeer bildeten den Vortragsfaden der Kunstpädagogin und anhand dieser Details, die manches zum Bildverständnis beitrugen, zeigte sie, wie sehr die Bilder- und die Gartenleidenschaft Friedrichs des Großen miteinander verwoben waren.

Allerdings konnte man auf diese Art nur einen winzigen Ausschnitt der „Schönsten der Welt“ sehen und neben mehreren Bildern aus der Rubens-Werkstatt, von Anthonis van Dyck und dem Italiener Marata stand dann „Der Liebesgarten“ von Peter Paul Rubens im Mittelpunkt ihrer Betrachtungen. Hier ging die Kunstpädagogin in die Breite, während bei den anderen Bildern neben den pflanzlichen Details zwar auch die mythologischen Zusammenhänge eine Rolle spielten, man sich aber fragte, welchen Zusammenhang diese zum Thema haben sollte. So wirkte der Vortrag an manchen Stellen zu detailliert, dann wieder oberflächlich und man wünschte sich eine stringentere Dramaturgie des Ganzen. Und noch etwas gab es bei dem 90-minütigen Spaziergang, der aus dem Obergeschoss der Bildergalerie direkt auf die oberste Terrasse von Sanssouci führte, zu bemängeln. Beide Akteure benötigen fachliche Anleitung zum Vortrag literarischer Texte, denn Ovid-Passagen sollte man beispielsweise kunstvoller zitieren können.

Auf dem einsamen Verbindungsweg zwischen Bildergalerie und Schloss Sanssouci soll der Alte Fritz oft gesessen und dessen Ausblick wie vom Olymp genossen haben. Im Gegensatz zur Kunst, sagte Petra Wesch, sei die Natur jedoch ständig in Veränderung begriffen und so könne man heute diesen Ausblick, der früher bis zur Havelbucht und zum Brauhausberg reichte, nur noch erahnen, denn schon eine wunderschöne, aber riesige Blutbuche im Vordergrund schränkt ihn jetzt erheblich ein. Abschließend verweilte man noch kurz vor dem jetzt tristen Rasenstück vor dem Mittelteil der Bildergalerie, das zu Friedrichs Zeiten von vergoldeten Bleivasen mit Orangenbäumchen und Meißner Porzellangefäßen mit Kartoffelpflanzen geschmückt war.

Auch hier gab es diese Verbindung aus Schönem und Nützlichem, die sich im gesamten Garten auch darin zeigte, dass zwischen die Heckengevierte beispielsweise auch Kirschen- oder Pfirsichbäume gepflanzt waren, die später auch in Werder Verbreitung fanden. So wurde der König auch Geburtshelfer für den Obstbau in der Region. Leider verrieten die beiden Vortragenden nicht, wie es damals gelang, von Ende Februar bis November Erdbeeren und zwanzig Wochen lang Kirschen auf des Königs Tisch zu bringen.

Astrid Priebs-Tröger

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