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Potsdams Poetenpack plant Premiere im Palais Lichtenau: Die Schlacht der Liebeslieder

Die Potsdamer Theatergruppe Poetenpack hat mit Stücken über die Liebe einige Erfahrung. Mit ihrer neuen Produktion „Vorzimmer der Liebe“ will sie jetzt Beziehungsarbeit im historischen Palais Lichtenau leisten.

Potsdam - „Schnuckiputzi“, „Sternschnuppe“, „Lakritzschnecke“, „Hasenohr“ – noch purzeln die Kosenamen wie schillernde Seifenblasen wechselseitig aus den Mündern des frisch verliebten Paares. Und als es sich bei der Probe für die Presse immer weiter aneinander erregt und sich in einen orgiastisch anmutenden Tanz steigert, kann man vorerst nicht den Eindruck gewinnen, dass diese Beziehung (auch nur) auf Sand gebaut ist.

„Gift. Eine Ehegeschichte“, „Das Spiel von Liebe und Zufall“ und jetzt „Vorzimmer der Liebe“: Die vielen Facetten der Leidenschaft zwischen Frauen und Männern haben es dem freien Theater Poetenpack sichtlich angetan. Nicht erst jetzt im Vorjahr ihres 20-jährigen Jubiläums. Man erinnere sich an Inszenierungen wie „Eine Mitternachts-Sexkomödie“, „Minna von Barnhelm“ oder auch an die frühen literarisch-musikalischen Programme über Rilkes oder Tucholskys Liebesleidenschaften.

Liebesliederschlacht im Wartesaal eines Therapeuten

Die neue Produktion „Vorzimmer der Liebe“ kommt am morgigen Samstag im Palais Lichtenau zur Potsdamer Premiere. An diesem exklusiven Ort spielt das Poetenpack zum ersten Mal. Und mit dieser „Liebesliederschlacht im Wartesaal eines Therapeuten“ steht auch eine Uraufführung einer eigenen Stückentwicklung auf dem Programm. Kai Schubert, der als erfahrener Dramaturg die Vorlage entwickelte und auch Regie führt, stieß im März 2018 zum Poetenpack, das in Potsdam beheimatet ist und von dort aus in Brandenburg und der gesamten Bundesrepublik spielt.

Der Plot von „Vorzimmer der Liebe“ ist komisch und traurig zugleich. Zwei Paare treffen sich zufällig im Wartezimmer des Paartherapeuten Dr. Love. Das erste ist schon zehn Jahre verheiratet und will sich gerade trennen. Dabei will es sich den Prozess der Entliebung von Dr. Love moderieren lassen, damit diese nicht zu schweren seelischen Schäden bei den Beteiligten führt. Das andere ist gerade frisch verheiratet und (noch) im siebten Himmel. Aber es will – weil es diese von vorausschauenden Freunden zur Hochzeit geschenkt bekam – eine Paartherapie, als Prophylaxe.

Kein Sprechtheater, sondern ein Abend mit Flügel und Gitarre

Schon bei dieser tragikomischen Konstellation ist zu spüren, dass sich das Beziehungskarussell rasant in der Gegenwart dreht und einiges an „Beziehungsarbeit“ angesagt ist. Nun könnte man sich das Ganze als pointiertes Sprechtheater vorstellen, aber schon beim Betreten der Probe im reich geschmückten Festsaal des Palais Lichtenau fällt einem sofort der glänzende schwarze Flügel und die Gitarre ins Auge. Also wird es – wie so oft beim Poetenpack – hier auch Livemusik geben.

Aus über 80 (Liebes-)Liedern, so Regisseur Andreas Hueck, der den „abgeliebten“ Ziggy mit schwarzer Lederjacke und verspiegelter Sonnenbrille spielt, habe man etwa ein Viertel ausgewählt, die die Protagonisten singen und die dabei von Bardo Henning am Flügel begleitet werden. Der da im weißen Morgenmantel und mit Rennfahrerbrille und -haube beschützt sitzt. Ohrwürmer wie „Mamma Mia“, Evergreens wie „Nimm dich in acht vor blonden Frauen“, ja selbst die berühmte Arie von Papageno und Papagena aus der „Zauberflöte“ sollen in der gut zweistündigen Inszenierung zu Gehör kommen.

„In jeder Frau steckt ein Stück Hefe“

Und jede Menge (Geschlechter-)Klischees auch. Wie ein geräuschvoller „Zickenkrieg“, den sich Annegret Hueck als junge Elli und Andrea Seitz als reife Xenia liefern werden. Er soll in einen Schönheitswettbewerb beziehungsweise Sängerinnen- und Tänzerinnenwettstreit ausufern und vor allem die anwesenden Männerherzen schneller schlagen lassen. Von den drei Herren ist der genüsslich a cappella vorgebrachte Thea Eichholz-Hit „In jeder Frau steckt ein Stück Hefe“ zu erwarten. Auch an Ironie soll es nicht fehlen – denn eigentlich hat man diese ganzen körperlichen und mentalen Zuschreibungen, wie Frau oder Mann zu sein hat, einigermaßen satt. Aber, so verspricht das Theater Poetenpack, die Besucher erwartet im „Vorzimmer der Liebe“ ein „flottes, witziges und vor allem satirisches Stück, welches durch die Lieder an Tiefe und Empfindsamkeit ergänzt wird“.

Premiere ist am Samstag, 20. Oktober, um 19.30 Uhr im Palais Lichtenau.

Astrid Priebs-Tröger

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