zum Hauptinhalt

Potsdamer Tangofestival „Arrabal“: Tanzen bis die Poesie sitzt

In der fabrik startet am Freitagabend zum fünften Mal das Tangofestival „Arrabal“, auf dem die Punks des Tangos auftreten und Interessierte die Poesie des Tanzes lernen können. 

Von Sarah Kugler


Potsdam - Tango lernen ist wie eine Sprache büffeln: Zuerst müssen Vokabeln und Grammatik gelernt werden, dann reichen die Kenntnisse zur Verständigung und irgendwann auch für Poesie. So beschreibt es zumindest Steven O’Fearna von der Potsdamer Tangoschule Tanguito. Vor 20 Jahren fand der 53-Jährige zum Tanz – obwohl er eigentlich ein „kleiner Punker“ war, wie er sagt. „Ich war ganz klassisch ein Mitgeschleppter, hatte mit Standardtanz nichts zu tun.“ Aber dann hat er ihn nicht mehr losgelassen, dieser tänzerische Dialog, das Zwiegespräch mit dem eigenen Körper.

Genau das soll im Mittelpunkt stehen beim Potsdamer Tangofestival „Arrabal“, das gemeinsam von Tanguito und der fabrik in diesem Jahr bereits zum fünften Mal veranstaltet wird. Ein Mitmachfestival ist „Arrabal“, das Freitagabend mit einem großen Eröffnungsball startet und mehrere Workshops für Tangolernende anbietet. Auch vor dem Ball wird es eine kurze Einführung geben. Lernen kann den Tango grundsätzlich jeder, sagt O’Fearna: „Viele unterschätzen ihre Musikalität, mit dem eigenen Körper sollte man allerdings schon umgehen können.“ 

Das Quinteto El Cachivache aus Argentinien tritt in der fabrik auf, 
Das Quinteto El Cachivache aus Argentinien tritt in der fabrik auf, 

© Hernan Blanco

Für Männer sei es grundsätzlich etwas schwieriger, weil auf ihnen der Druck des Führenden liegt. „Schließlich möchte niemand die Partnerin umrennen oder so etwas.“ Zwar sei die Tangoszene inzwischen etwas lockerer, das sogenannte „Role changing“, bei dem die Frau führt, liege im Trend. Allerdings sei das eher etwas für die Profis. Wer die Grundlagen erlernen möchte, beginnt in der traditionellen Rollenverteilung. 

Wer zwar gerne Tangomusik mag, sich aber das Tanzen nicht zutraut, kann beim „Arrabal“ auch einfach nur zuhören – auch während des Balls. Das Potsdamer Trio Tangogo stellt hier sein erstes Album vor, auf dem sich traditionelle Melodien mit modernen Interpretationen vermischen. Ziemlich ausgeflippt wird es dann am Samstag, wenn das argentinische Quinteto El Cachivache den „Großen Tangoball“ musikalisch begleitet. „Die Musiker sind die Punks der Tangoszene“, sagt O’Fearna. „Die sind ziemlich unkonventionell und ein absoluter Höhepunkt.“ Auch deswegen, weil sie eine Energie zwischen Musikern und Tanzenden herstellen, die den Tango ebenfalls auszeichnet, wie O’Fearna sagt. Der Tango sei so nicht allein Paartanz, sondern die Musik entwickle eine Gruppendynamik, die spürbar sei. 

Überhaupt erlaube der Tango ein Näherkommen zwischen unbekannten Menschen, die sich nach dem Tanz aber wieder entspannt trennen können. Eine temporäre Umarmung sei der Tango eben auch, also durchaus intim. Mit Erotik hingegen habe der Tanz höchstens im ästhetischen Sinne zu tun. Da bleibt O’Fearna lieber bei seinem Bild der Poesie, an der er selbst auch immer noch weiter arbeite, wie er sagt. 

>>Freitag, 18. Oktober bis Sonntag, 20. Oktober in der fabrik. Programm unter www.fabrikpotsdam.de.
 

Zur Startseite