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"Bärenfalle" von der Kanadierin Rébecca Déraspe ist als Koproduktion des Poetenpacks mit dem Brandenburger Theater geplant.

© Promo Poetenpack

Potsdamer Poetenpack: Ausblick auf 2021: Wohin hoffen wir?

Q-Hof, Heckentheater, eine Kooperation mit Brandenburg an der Havel und die Zimmerbühne als dauerhafte Spielstätte: Das Potsdamer Poetenpack hat 2021 viel vor. Wenn Corona es zulässt

Potsdam - Andreas Hueck, der das Potsdamer Poetenpack vor einundzwanzig Jahren aus der Taufe gehoben hat, wollte sich 2020/21 endlich einmal eine kreative Auszeit gönnen. Sich vor allem um sein erstes Kind kümmern und dabei auch mal tief Atem holen. Jetzt ist der 51-Jährige zwar in Elternzeit, aber über die aktuelle Situation des Theaters in der Pandemie gibt er gemeinsam mit dem Regisseur und Dramaturgen Kai O. Schubert dennoch gern Auskunft. Schubert vertritt ihn seit November als künstlerischer Leiter.

Denn es gibt gute Neuigkeiten: Die Theatergruppe wurde im Herbst vom Land Brandenburg mit 70.000 Euro für 2021 gefördert. Und es will sich auch mit und trotz Corona unbedingt in der Zimmerbühne nahe dem Luisenplatz beheimaten, diesen Ort dauerhaft als neue Spielstätte etablieren. Das ist gar nicht so leicht unter den Pandemiebedingungen und mit nur sechs fest angestellten Mitarbeiter*innen, die in künstlerischer Leitung, Geschäftsführung, Buchhaltung, Pressearbeit, Technik und Beleuchtung tätig sind. 

In Planung: Theaterbespielung im Q-Hof ab 15. Mai

Neben Plänen für Neues ist man auch immer wieder mit Verschiebungen des bereits Bestehenden befasst. Und mit den zahlreichen anderen Projekten des Ensembles. Für den Q-Hof ist momentan eine Theaterbespielung ab 15. Mai geplant. Gezeigt werden soll das Kinderstück „Arche um halb acht“ von Ulrich Hub. Knapp zwei Wochen später soll die kanadische Komödie „Bärenfalle“, eine deutsche Erstaufführung und Koproduktion mit dem Brandenburger Theater, in Brandenburg an der Havel zur Premiere kommen. 

Und danach zieht das Poetenpack mit Sack und Pack – sprich: der gesamten Technik – um ins Heckentheater am Neuen Palais, um dort ab Ende Juni den Theatersommer Sanssouci mit einer Komödie nach Carlos Goldoni zu bestreiten. Dazu sollen bundesweite Gastspiele kommen, sobald diese wieder möglich sind. Denn daraus bezieht die Theatergruppe einen Gutteil ihrer Einnahmen. Hueck ist froh, dass die coronabedingten Verluste in 2020 vom Land ausgeglichen wurden, sodass niemand entlassen werden musste.

Inklusive Bürgerbühne im Bürgerhaus am Schlaatz

Außerdem plant das Poetenpack eine neue Produktion mit seiner inklusiven Bürgerbühne. Aufgeführt werden soll „Till Eulenspiegel“ unter der Regie von Kai O. Schubert Ende März im Bürgerhaus am Schlaatz. Doch seit dem erneuten Lockdown müssen diese Proben ruhen. Denn Laienschauspieler*innen dürfen – anders als Profis – momentan nicht proben. 

Und so versuchen Kai O. Schubert und Annegret Hueck, die die musikalische Leitung innehat, digital per Zoom den Kontakt zu ihnen nicht ganz abreißen zu lassen. Für manche Mitspieler*innen ist der Kontakt zum Theater einer der wenigen sozialen Kontakte, die sie während des Lockdowns überhaupt noch pflegen können.

Das Motto in der Zimmerbühne: Wohin hoffen wir?

Wohin, beziehungsweise worauf hoffen wir? Das kann, ja muss man sich in dieser Zeit immer wieder persönlich fragen. Das Poetenpack hat mit „Über die Verfinsterung der Geschichte oder Wohin hoffen wir?“ sein geplantes literarisch-philosophisches Jahresprojekt in der Zimmerbühne überschrieben. 

Anhand literarischer Texte zum Beispiel, darunter „Über die Verfinsterung der Geschichte“ von dem russischen Philosophen Alexander Herzen in der Fassung von Hans Magnus Enzensberger. Oder „Niemand wartet auf dich“, Monologe der Niederländerin Lot Vekemans: Es sprechen drei Frauen, die es als Befreiungsschlag empfinden, dass niemand auf sie wartet und dass sie zu Eigeninitiative aufgerufen sind.

Ein Public Space in der Zimmerbühne

Und nicht zuletzt mit „Homo Deus“ des israelischen Bestseller-Autors Yuval Noah Harari. Er fragt: „Was wird mit uns und unserem Planeten passieren, wenn die neuen Technologien dem Menschen gottgleiche Fähigkeiten verleihen und das Leben selbst auf eine völlig neue Stufe der Evolution heben?“ Diese und weitere Produktionen sollen die Ausgangsbasis für Gespräche bilden, die Schubert und Hueck trotz und gerade wegen Corona direkt vor Ort mit dem Publikum führen wollen. Nicht nur, um nach Ostern zu beginnen, die Zimmerbühne als „Public place“ zu etablieren, sondern um (wieder) näher zusammenzurücken. 

Insgesamt hofft Andreas Hueck, dass die Kultur – über die Pandemiehilfen hinaus – in ihrem Stellenwert für die Gesellschaft gesehen und gestärkt wird. Er will sich mit dem Theater Poetenpack den Forderungen der Petition „Kultur ins Grundgesetz“ anschließen.

Astrid Priebs-Tröger

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